Demi Moore zurück auf der großen Leinwand: Das sind die Kino-Highlights der Woche
"Die Fotografin" mit Kate Winslet, das historische Drama "Rosalie" und der gefeierte Body-Horror-Film "The Substance", mit dem Demi Moore ihr großes Leinwand-Comeback feiert: Das sind die Kino-Neustarts am 19. September.
Der Verfall des menschlichen Körpers lässt sich nicht aufhalten und die Zeit schon gar nicht. Aber versuchen kann man es ja doch, immer wieder. Von Oscar Wildes "Bildnis des Dorian Gray" über "Schneewittchen" bis "Der seltsame Fall des Benjamin Button": Der Traum von ewiger Jugend (oder vom ewigen Leben) ist uralt, wird in Kunst und Kultur aber immer wieder neu erzählt. Ein ganz aktueller Beitrag ist der Kinofilm "The Substance". In der Hauptrolle, ausgerechnet: die zuletzt schon halb vergessene 90er-Ikone Demi Moore.
Außerdem neu im Kino: das Biopic "Die Fotografin" mit Kate Winslet in einer Hauptrolle und das historische Drama "Rosalie", das lose auf der wahren Geschichte einer "bärtigen Frau" basiert.
The Substance
Demi Moore gehörte einmal zur absoluten A-Prominenz in Hollywood. Für "Ghost - Nachricht von Sam" (1990) erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung, mit "Striptease" (1996) wurde sie zur ersten Frau überhaupt, die über zehn Millionen Dollar mit einem einzigen Film verdiente. Das war die goldene Zeit für Demi Moore, damals, als sie noch "jung" war. Als dann die ersten Fältchen kamen (und ein paar misslungene Schönheits-OPs), ließ die Traumfabrik sie fallen. Die inzwischen 61-Jährige, die in den letzten 15 Jahren kaum noch nennenswerte Kino-Rollen ergatterte, dürfte also ziemlich gut nachvollziehen können, wie ihre Figur in "The Substance" sich fühlt.
Elisabeth Sparkle (Moore) war einmal ein weltweit gefeierter Star. Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag eröffnet ihr dann ein Manager (gespielt von Dennis Quaid), dass es vorbei ist. Sie erhält keine lukrativen Rollen-Angebote mehr, dann scheitert auch der Versuch, sich mit sexy Aerobic-Shows ein neues Standbein aufzubauen. Es geht rasant bergab für Elisabeth - bis sie auf ein Wundermittel mit dem schlichten Namen "The Substance" stößt.
"Hast du jemals von einer besseren Version von dir geträumt? Jünger. Schöner. Perfekter." Ja, ja, ja! Elisabeth, die sich selbst für "alt, fett und abstoßend" hält, springt sofort auf die Versprechen dieser innovativen neuen Zellvermehrungs-Medizin an. Eine einzige Injektion später entsteigt ihr also ein zweites Ich, jünger, schöner, perfekter. Doch die Sache erweist sich, wie so oft bei solchen Geschichten, als fauler Deal: Elisabeth muss sich beim Umgang mit ihrem Alter Ego Sue (Margaret Qualley) an sehr strenge Regeln halten, sonst drohen fürchterliche Konsequenzen.
"The Substance", vermarktet als "feministischer Body-Horror", ist nach "Revenge" (2017) die zweite Kino-Produktion der französischen Autorin und Regisseurin Coralie Fargeat und erntete zuletzt schon eine Menge Lob. Die Besetzung der Hauptrolle mit Demi Moore wird in vielen Kritiken als großer Coup hervorgehoben. In Cannes, wo das satirisch-abgedrehte Drama Premiere feierte, wurde Coralie Fargeat für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Die Fotografin
Sie wolle etwas "beitragen", sagt sie. Und zwar direkt an der Front, mittendrin in der "finstersten Hölle", um auf ihre Art den Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu dokumentieren. Elizabeth "Lee" Miller war als Fotografin im Zweiten Weltkrieg eine echte Pionierin und ist bis heute ein Vorbild für viele Frauen, die gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg gehen. Welchen Weg Miller konkret ging, davon erzählt jetzt das prominent besetzte Biopic "Die Fotografin".
Oscar-Gewinnerin Kate Winslet verkörpert Lee Miller im Film, und sie ist schon lange eine große Verehrerin der 1977 verstorbenen Kriegsfotografin. Bereits 2015 wurde Winslet für die Hauptrolle besetzt, noch bevor Regisseurin Ellen Kuras oder das Autorenteam um Lem Dobbs und Liz Hannah sich dem Projekt anschlossen. Lee Miller sei eine "großartige Explosion der Extreme" gewesen, erklärte Winslet vor einigen Jahren, "eine extreme Liebhaberin, Denkerin, Lebensbejaherin, Köchin, 'Vogue'-Covergirl, Kriegskorrespondentin, Ikone, Mutter".
In ihrer Jugend arbeitet Lee Miller als Fotomodell, dann wechselt sie die Seiten und wird selbst Fotografin. Sie will nicht nur die schönen Dinge zeigen, sondern alle Dinge, die gesehen werden sollten, auch wenn's wehtut. Und ganz sicher will sie sich nicht von irgendwelchen Männern vorschreiben lassen, was sie als Frau tun oder nicht tun kann. "Wir schicken keine Frauen an die Front", will ein Militär sie abwimmeln, als sie sich auf den Weg nach Frankreich macht. Aber Lee Miller, eine eigenwillige amerikanische Lady mit großer Klappe und noch größerem Selbstbewusstsein, lässt sich davon nicht aufhalten: "Warum sollen immer die Männer bestimmen?"
Rosalie
Eine Frau mit Bart? Es ist schon etwas dran, wenn "Rosalie" als "aktuelle Ode an Feminismus und Akzeptanz" beworben wird. Heute gibt es in der Hinsicht ja eigentlich nichts mehr, was es nicht gibt. Zu der Zeit, in der diese Geschichte spielt, war das allerdings noch ganz anders, vor allem im Hinblick auf die "Akzeptanz": Das historische Drama "Rosalie" handelt von einer Frau, die sich im späten 19. Jahrhundert dazu entschließt, ihren Bart offen zur Schau zu tragen.
Rosalie Deluc (Nadia Tereszkiewicz) hat seit ihrer Jugend mit starkem Haarwuchs zu kämpfen. Die Stoppeln am Körper kann sie unter der Kleidung verstecken, aber den Bart muss sie regelmäßig rasieren aus Angst, sonst zum Gespött der Leute zu werden. Und natürlich auch, um mögliche Ehemänner nicht zu verschrecken.
Cafébesitzer Abel (Benoît Maigmel) ahnt nichts von Rosalies haarigem Geheimnis, als er die junge Frau heiratet. Doch irgendwann fällt natürlich doch auf, dass seine Gattin in gewisser Weise anders ist als andere Frauen. Als das Paar dann von einem immer größer werdenden Schuldenberg erdrückt zu werden droht, fasst Rosalie einen mutigen Entschluss: Sie will aufhören, sich ständig zu rasieren, und Kapital aus ihrem Bart schlagen.
Menschen ausstellen, die offensichtlich von der "Norm" abweichen, das war im 19. Jahrhundert mal eine große Sache. In "Rosalie" wird es allerdings ein wenig anders gedreht als in den sogenannten "Freak Shows", die in ihrer Abscheulichkeit längst undenkbar sind: Rosalie bedient zwar den Voyeurismus des Publikums, tut es aber zu ihren eigenen Konditionen, und so wird der Bart für sie auch zu einem Symbol der Befreiung und der Selbstermächtigung.
Als Vorbild für "Rosalie" (Regie und Drehbuch: Stéphanie Di Giosto) diente die reale Biografie von Clémentine Delait, einer französischen Barbetreiberin, die kurz nach 1900 als "Femme à Barbe" ("Frau mit Bart") bekannt wurde. Der legendäre P. T. Barnum höchstselbst soll einst versucht haben, Delait für seine Zirkus-Shows anzuwerben - sie lehnte angeblich ab, um ihr eigenes Ding zu machen.