Ein Depot zum Selberbauen, geht das?

Im MSCI World Index steckt weniger Welt als der Name vermuten lässt. Wollen Anleger breiter streuen, können sie weitere ETF beimischen.
Im MSCI World Index steckt weniger Welt als der Name vermuten lässt. Wollen Anleger breiter streuen, können sie weitere ETF beimischen.

Die Welt im Depot - das versprechen viele Indexfonds. Doch nicht immer sind alle Regionen gleichermaßen berücksichtigt. Anleger können mit ein paar einfachen Mitteln die Verteilung selbst optimieren.

Berlin (dpa/tmn) - Während der Corona-Pandemie nahm jeder zehnte Deutsche (10 Prozent) das Krisen-Tief an den Börsen zum Anlass, ins Wertpapiergeschäft einzusteigen oder ein Investment aufzustocken. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Kantar im Auftrag der Postbank.

Einzelaktien bergen Risiko

Viele Anleger kauften vor allem Aktien (62 Prozent). Breit streuende ETF waren weniger gefragt (40 Prozent), ebenso Investmentfonds (22 Prozent). Dabei ist ein Investment in Einzelaktien nicht ohne Risiko. «Wer sein Geld in nur eine Aktie investiert, kann das eingesetzte Kapital verlieren, wenn das Unternehmen Pleite geht», sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Die Lösung: das Geld auf viele verschiedene Aktien verteilen. Verluste bei einem Wert können auf diese Weise mit Gewinnen bei anderen Werten ausgeglichen werden. Die Wahrscheinlichkeit alles zu verlieren ist deutlich geringer. Dabei gilt: Je mehr Werte im Depot sind, desto besser.

ETF streuen Einsatz breit

Die einfachste und günstigste Möglichkeit, sein Geld zu streuen sind ETF. Diese börsengehandelten Fonds bilden einen Index ab. «Aber nicht alle Indizes sind auch breit gestreut», sagt Nauhauser. Besser sind ETF, die einen Index abbilden, der viele Aktien aus verschiedenen Ländern und Branchen zusammenfasst, wie zum Beispiel der MSCI World.

Was der Name allerdings etwas verschleiert: Die Mehrheit der Unternehmen in diesem Index stammt aus den USA. Der Grund: Die Gewichtung im MSCI World wird vom Börsenwert bestimmt, heißt es im Ratgeber «Anlegen mit ETF» der Stiftung Warentest. «Daher sind die USA als Börsennation Nummer eins ein Schwergewicht im Index.»

Börsenwert contra Wirtschaftskraft

Die Gewichtung nach Börsenwert, die bei vielen Indizes angewendet wird, führt zu einer gewissen Verzerrung. Denn der Börsenwert entspricht nicht notwendigerweise auch dem Anteil eines Landes oder einer Region an der weltweiten Wirtschaftskraft.

Ein Beispiel: Gewichtet man nach Marktkapitalisierung, also Börsenwert, kommen die USA im weltweiten Vergleich auf etwa 55 Prozent. Legt man aber das Bruttoinlandsprodukt, also die Wirtschaftskraft zugrunde, liegt der Anteil der USA weltweit bei nur etwa 29 Prozent, erklären die Stuttgarter Verbraucherschützer.

Bei den Schwellenländern ist es umgekehrt: Gewichtet man sie nach Wirtschaftskraft, kommen sie auf einen Anteil von 39 Prozent. Schaut man nur auf den Börsenwert, liegt ihr Anteil bei lediglich 15 Prozent.

Der MSCI All Country World Index enthält zwar auch Unternehmen aus Schwellenländern, aber auch hier wird nach Börsenwert gewichtet. Wer sich mit diesem Ungleichgewicht nicht abfinden will, kann sein Welt-Depot selber bauen, raten die Experten der Stiftung Warentest.

Wenige Bausteine miteinander kombinieren

Das Prinzip ist denkbar einfach: Grundlage ist ein Basisinvestment in einen ETF auf den MSCI All Country World. Der Anteil am Depot sollte bei 52 Prozent liegen. Ergänzt wird dieser mit ETF auf den MSCI Emerging Market (30 Prozent), den MSCI EMU, der die Eurozone abbildet (12 Prozent) und auf den MSCI China (6 Prozent).