"Der Abstieg des Westens": Joschka Fischer appelliert in neuem Buch an Europa

Knapp zwölf Jahre nach dem Ende seiner politischen Karriere zeigt sich Fischer alarmiert über den Zustand Europas und der Welt. (Bild: Getty Images)
Knapp zwölf Jahre nach dem Ende seiner politischen Karriere zeigt sich Fischer alarmiert über den Zustand Europas und der Welt. (Bild: Getty Images)

Die Welt befindet sich im Umbruch – und laut dem ehemaligen Außenminister könnte der Westen dabei der große Verlierer sein. Joschka Fischers neues Buch ist eine Warnung.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 12. April veröffentlicht Joschka Fischer ein neues Buch, das ein Weckruf an Europa sein soll: “Der Abstieg des Westens” mahnt und warnt vor einem weltpolitischen Umbruch und dem Zusammenbruch der Nachkriegsordnung – mit Europa in der Verliererrolle.

“Wir befinden uns in einem historischen Moment, in dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden“, erklärt der frühere Grünen-Politiker im Interview mit dem ARD-Magazin “ttt – titel, thesen, temperamente”. Der Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump und der Brexit-Beschluss Großbritanniens seien deutliche Zeichen dafür gewesen, dass die Weltordnung, die in der Nachkriegszeit etabliert wurde, aus den Fugen gerate.

Fischer schrieb im Laufe seiner Karriere mehrere Sachbücher, unter anderem die zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen „Die rot-grünen Jahre: Vom Kosovokrieg bis zum 11. September“ und „‘I am not convinced’: Der Irak-Krieg und die rot-grünen Jahre“. (Bild: Getty Images)
Fischer schrieb im Laufe seiner Karriere mehrere Sachbücher, unter anderem die zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen „Die rot-grünen Jahre: Vom Kosovokrieg bis zum 11. September“ und „‘I am not convinced’: Der Irak-Krieg und die rot-grünen Jahre“. (Bild: Getty Images)

Aufkeimender Nationalismus als Sargnagel Europas?

Wie Fischer befürchtet, werden die aktuellen Nationalismus-Trends in den USA und Europa für Instabilität sorgen und eine Machtverschiebung nach China begünstigen. “Was uns droht, und das fürchte ich, ist, dass wir am Ende nur noch die Entscheidung haben, ob wir uns Shenzhen in die Hände geben oder im Silicon Valley”, so der Ex-Außenminister. “Die Frage ist: Nehmen wir das einfach so hin oder begreifen wir, wie die Welt sich verändert und versuchen, unsere Interessen als Europäer zu wahren?”

Die einzige Möglichkeit für Europa, nicht in Abhängigkeiten zu geraten und den eigenen Abschied von der Weltbühne aufzuhalten, sei ihm zu folge ein fester Zusammenhalt. Die europäischen Nationalstaaten könnten sich im Wettbewerb mit Großmächten wie China, Russland und den USA nicht durchsetzen. “Nur gemeinsam haben wir eine Zukunft, nur gemeinsam als Europäer”, so Fischer. Nun sei ein schnelles und entschlossenes Handeln Europas gefragt. Vor allem Deutschland und Frankreich seien dabei in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen.

“Der Abstieg des Westens” erscheint am 8. März bei Kiepenheuer & Witsch.

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