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Der Auserwählte mit dem Filzstift: Donald Trumps Jahr im Rückblick

Donald Trump wird vermutlich froh sein, wenn das Jahr 2019 hinter ihm liegt. Oder auch nicht, je nachdem, wie das Amtenthebungsverfahren gegen ihn noch verläuft. (Bild: Leon Neal/Getty Images)
Donald Trump wird vermutlich froh sein, wenn das Jahr 2019 hinter ihm liegt. Oder auch nicht, je nachdem, wie das Amtenthebungsverfahren gegen ihn noch verläuft. (Bild: Leon Neal/Getty Images)

Pleiten, Pech und Amtenthebungsverfahren: Auch im dritten Jahr der US-Präsidentschaft von Donald Trump gab es wieder allerhand Provokatives und Wunderliches zu sehen und hören. Eine Auswahl.

2019 wird, was Donald Trumps Präsidentschaft angeht, vor allem wegen des noch laufenden Amtsenthebungsverfahren im Gedächtnis bleiben. Nach langem Zögern war es schließlich ein Telefonat mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten, das den letzten Anstoß für die Demokraten gab, die Untersuchungen einzuleiten. Es ist aber auch das Jahr, in dem er seinen Handelskrieg mit China weitertrieb und Strafzölle gegen die EU erhob. In dem er College-Athleten mit Burgern fütterte, eigenmächtig eine Hurrikan-Zone per Filzstift erweiterte und sich unzählige Patzer auf öffentlicher Bühne oder seinem Lieblingsmedium Twitter leistete. Er leistete sich Fehltritte bei Staatsbesuchen, beschimpfte und beleidigte Gegner und Verbündete. Nach eintausend Tagen im Amt hatte er schon über 13,000 nachweislich gelogenen oder falsche Statements von sich gegeben, gut ein Fünftel davon an seine 67 Millionen Twitter-Follower gerichtet. Ein ausgewählter Rückblick auf das dritte Jahr Trump, das er auf Twitter so begrüßte: “Frohes Neues Jahr an alle, inklusive der Hater und der Lügenpresse.”

Diktatoren und Burger

Im Januar empfängt Trump die College Football Mannschaft der Clemson Tigers, ein Foto zeigt ihn im Weißen Haus zwischen Bergen von Burgern und Fast-Food. Das gleiche Athletenfutter wird Trump noch diversen anderen Teams anbieten, die als Champions bei ihm zu Gast sind.

Donald Trump im Januar beim traditionellen Empfang des College Football Meisters Clemson Tigers vor Bergen von Fastfood. (Bild: Reuters/Joshua Roberts)
Donald Trump im Januar beim traditionellen Empfang des College Football Meisters Clemson Tigers vor Bergen von Fastfood. (Bild: Reuters/Joshua Roberts)

Während der Sonderermittler Robert Mueller seine Untersuchungen zu Trumps möglichen Verstrickungen mit Russland beendet, lobt dieser den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un in den höchsten Tönen: “Ich habe ihn kennen gelernt & verstehe genau, wie fähig er ist.” Später im Jahr spricht er von ihm als “guter Freund”.

“Fistbumps” für die Queen

Beim Staatsbesuch in England wird er mit riesigen Demonstrationen und vor allem einem fliegenden Baby-Trump empfangen, die Bilder gehen um die Welt. Dann lässt er Queen Elisabeth erst warten, begrüßt sie per „Fistbump“, schneidet ihr bei der Parade mehrfach den Weg ab und dämmert dann bei einer Rede weg. Gleich diverse Verstöße gegen das royale Protokoll.

Putins Flieger und Ärger mit dem “Squad”

Ausgerechnet zum Nationalfeiertag am 4. Juli kündigt Trump an “Aircraft One” werde über die Menschenmasse fliegen. Das Flugzeug der amerikanischen Präsidenten aber nennt sich “Airforce One”, Trump hatte es mit dem Flieger des russischen Präsidenten Vladimir Putin verwechselt. Der Tweet wird schnell gelöscht, hat es da aber längst in den alles erinnernden Internet Orbit geschafft.

Nur ein paar Tage nach dem „Independence Day“ attackiert Trump vier demokratische Abgeordnete, darunter den Shootingstar der Demokraten, Alexandria Ocasio-Cortez. Sie sollten in die „kriminalitätsverseuchten und kaputten Länder“ zurückgehen, aus denen sie kämen.

In drei Tweets beleidigte Trump die vier demokratischen Abgeordneten und forderte sie auf, "zurück nach da zu gehen, wo sie herkommen". (Quelle: Twitter)
In drei Tweets beleidigte Trump die vier demokratischen Abgeordneten und forderte sie auf, "zurück nach da zu gehen, wo sie herkommen". (Quelle: Twitter)

Der Ausbruch wird scharf kritisiert, selbst von Republikanern. Auch Angela Merkel verurteilt die verbale Attacke auf das Quartett, das als „the Squad“ zum Symbol für den Widerstand gegen eine rassistische Politik wird.

Aus den vier demokratischen Kongressabgeordneten Rashida Tlaib, Ayanna Pressley, Ilhan Omar und Alexandria Ocasio-Cortez (v.l.) wurde "The Squad", nachdem Trump sie aufgrund ihres Migrationshintergrundes attackiert hatte. (Bild: Alex Wroblewski/Getty Images)
Aus den vier demokratischen Kongressabgeordneten Rashida Tlaib, Ayanna Pressley, Ilhan Omar und Alexandria Ocasio-Cortez (v.l.) wurde "The Squad", nachdem Trump sie aufgrund ihres Migrationshintergrundes attackiert hatte. (Bild: Alex Wroblewski/Getty Images)

Am 25. Juli hat Trump ein verhängnisvolles Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, in dem er ihn bittet, Untersuchungen gegen den Sohn des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden einzuleiten. Dieses Telefonat wird im Herbst die Basis des Amtsenthebungsverfahren sein. Im Sommer allerlei Absurdes: Trump schlägt vor Grönland zu kaufen. In einem Interview behauptet er, dass jeder „Jude, der für einen Demokraten stimmt, illoyal oder unintelligent“ sei. Über sich selbst denkt er da schon etwas besser. Pressevertretern vor dem Weißen Haus ruft er zu: „Ich bin der Auserwählte.“

Trump Tweets des Jahres

Auf seinem Twitter Account, den er immer noch so fleißig wie gewohnt bestückt, leistet er sich unzählige Vertipper. Prinz Charles ernennt er zum Prinz der Wale, als “Prince of Whales”. Seinen eigenen Verteidigungsminister Mark Esper tauft er kurzerhand zu “Mark Esperanto” um. Er schreibt von “smocking guns”, die seine Ankläger nicht finden könnten. Er leistet sich den Freudschen Verschreiber “Capital Hill” (statt Capitol Hill) und schafft nach dem Klassiker “covfefe” mit “hamberders”eine neue Wortschöpfung für sein Fastfood-Menü der College Athleten. Auf dem offensichtlich weiterhin völlig unkontrollierten elftgrößten Twitter-Account der Welt veröffentlicht er nach einer Explosion im Iran ein streng geheimes Satellitenfoto aus einem Sicherheitsbriefing.

Ende September gibt Trump zu, Selenskyj in dem Telefonat unter Druck gesetzt zu haben. Ein Whistleblower hatte Details aus dem Gespräch weitergegeben. Trumps Satz: „I would like you to do us a favor, though.“ („Ich würde allerdings gerne, dass Sie uns einen Gefallen tun.“) wird zum wichtigsten Zitat des Jahres. Die Demokraten leiten offiziell die Untersuchung ein, die zu einem Amtsenthebungsverfahren führen wird.

Von unübertroffener Weisheit und Filzstiften

Als der Hurrikan Dorian die US-Küste bedroht, warnt Trump fälschlicherweise vor Auswirkungen bis Alabama. Um nicht als Lügner dazustehen, posiert er vor einer offensichtlich per Stift nachbearbeiten meteorologischen Karte. Das Hashtag #sharpiegate entsteht.

Das letzte Vierteljahr 2019 wird vor allem durch die „Impeachment“ Anhörungen geprägt. Trotzdem gibt es auch hier alle möglichen Aussetzer. Im Oktober verkündet Trump, die US-Truppen aus dem kurdischen Teil Syriens abzuziehen. Die ehemaligen Verbündeten sehen sich plötzlich schutzlos den Attacken der türkischen Armee ausgesetzt, nachdem sie zuvor jahrelang den IS in Syrien an der Seite der US-Armee bekämpft hatten. Es ist vermutlich seine außenpolitische Entscheidung mit der größten Tragweite. In einem Tweet droht er zur Schadensbegrenzung, er werde er die Wirtschaft der Türkei vernichten, sollte die etwas tun, dass er in seiner “großen und unübertroffenen Weisheit” als falsch betrachtet.

Mitten in den Anhörungen wird öffentlich, dass Trump das G20 Treffen im kommenden Jahr in seinem eigenen Golf Ressort abhalten will, nach anhaltender Kritik muss er davon abweichen. Ende Oktober kommt der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi bei einem Angriff der US-Armee ums Leben. Trump sagt in der Pressekonferenz: “Er starb wie ein Hund.” Martialische Sprache, die er später bebildert. Im November postet er ein bearbeitetes Foto von sich als Rocky, für das er viel Spott erntet.

Während die ehemalige Botschafterin Marie Yovanovitch zu Einschüchterungsversuchen durch den Präsidenten im Verfahren aussagt, twittert Trump live über sie, egal wo sie gewesen sei, “alles ist immer schlecht geworden.” Bei einer spontanen Pressekonferenz versucht er dagegen, seine Unschuld zu beteuern und liest die wenigen Sätze aus einem Telefonat von einem Zettel mit großer Filzstiftschrift ab. “Ich will nichts. Ich will nichts. Ich will kein Quid pro Quo.” Sharpiegate 2 ist geboren.

Trumps Filzstift-Notizen zu den Aussagen über sein Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten. (Bild: Mark Wilson/Getty Images)
Trumps Filzstift-Notizen zu den Aussagen über sein Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten. (Bild: Mark Wilson/Getty Images)

Beim NATO-Gipfel in London lässt man Trump spüren, dass die USA momentan nicht mehr erster Partner sind. Mehrere Staatschefs werden dabei gefilmt, wie sie anscheinend über den US-Präsidenten lästern. Trump reist verfrüht und beleidigt ab. Im Dezember redet Trump in einem Meeting minutenlang über Toiletten und Abwasser, während Melania Trump das Weiße Haus im Horror-Design schmückt.

Unterdessen läuft das Verfahren gegen ihn weiter, die Republikaner versuchen plötzlich die Ukraine und die Demokraten für Einmischung in die Wahlen verantwortlich zu machen und Trumps Lieblingswort bleibt: “Hexenjagd”.