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Der beste Deal: Kükenschreddern, Mikroplastik und ein Verkaufs-Duell

Der beste Deal auf der Suche nach männlichen Küken, Mikroplastik und der besten Verkaufsstrategie für Nippes. Foto: WDR / <span class="infotext">SR</span>
Der beste Deal auf der Suche nach männlichen Küken, Mikroplastik und der besten Verkaufsstrategie für Nippes. Foto: WDR / SR

In Folge vier des Verbrauchermagazins „Der beste Deal“ schauen sich die beiden Moderatoren Annabell Neuhof und Yared Dibaba neue Kükenlabels an. Auf Eierpackungen versprechen diese, auch männliche Tiere am Leben zu lassen. Aber halten die Labels das auch? Auf der Suche nach Mikroplastik in Kosmetika reist die Sendung nach Schweden und Schwaben. Zuletzt gibt es ein Duell im Krempel-Verkaufen: analog gegen digital.

Labels gegen Kükenschreddern

Zu 99 Prozent wird der Bruderhahn vergast und vernichtet. Meist in einem Schredder. Das sind 50 Millionen jährlich. Weil er keine Eier legt und für die Industrie damit unwirtschaftlich ist. Immer mehr Labels in Supermärkten werben damit, das zu stoppen. Dazu zählen „Henne & Hahn“ (99 Cent, Preise immer für sechs Eier) bei Aldi Süd oder „Spitz & Bube“ (1,39 Euro) bei Rewe. Auf Anfragen von Yared Dibaba reagieren beide Unternehmen zurückhaltend. Sie wollen sich nicht in die Karten blicken lassen, schon gar nicht in die Höfe, wo die Bruderhähne tatsächlich aufwachsen sollen.

Cristiane Kunzel, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sagt: „Der Verbraucher erwartet, dass pro Henne ein Bruder aufgezogen wird. Aber ob das Rewe und Aldi so meinen, weiß ich nicht. Es ist eine freiwillige Kennzeichnung, kein Siegel, auf das man vertrauen kann und das untersucht wird.“

Wie es besser geht, zeigt Carsten Bauck, er ist Biobauer in dritter Generation und führt einen Demeter-Hof. Also höchste Standards für das Tierwohl. „Im Tierschutzgesetz steht, Tiere dürfen nur mit gutem Grund getötet werden. Männlich zu sein, sollte kein guter Grund sein“, sagt er.

Hier wird kein Bruderhahn frühzeitig getötet, sondern mit 19 bis 22 Wochen geschlachtet. „Die sind zwar ineffizient, aber sehen toll aus und schmecken fantastisch.“ Damit sich die männlichen Tiere rechnen, werden sie über die Eier ihrer Schwestern subventioniert. Vier Cent pro Ei mehr kostet das Leben für die Brüder. Insgesamt sind das 3,69 Euro für einen Sixpack.

Nachgewiesen wird das alles dem Verein Bruderhahninitiative. Der wiederum einer Biokontrollstelle Nachweise erbringt. Fast soweit ist auch das „Haehnlein“-Logo, hier überleben 70 Prozent der Brüder, leben auf einem Biohof. Dafür zahlt der Kunde im Supermarkt einen Eierpreis von 2,79 Euro.

Mikroplastik

Peeling-Cremes, Duschgels oder Shampoos können Kunststoffe enthalten. Aber wozu genau? Nadja Ziebarth vom Bund für Umwelt und Naturschutz hat eine Antwort. „Mikroplastik und flüssige Kunststoffe sind in Kosmetika als Füllmittel, als Peeling, sie geben Glanz oder machen das Produkt zum Gel. Nach dem Abwaschen geht es aber ins Abwasser, wird nicht in Kläranlagen rausgefiltert, gelangt in Flüsse, dann ins Meer.“ Der BUND hat auch eine Einkaufsliste herausgegeben, darauf können Verbraucher sich informieren, welche Produkte welche Kunststoffe enthalten.

Die Definition sagt, nur feste Teile heißen Mikroplastik. Flüssige Komponenten sind Kunststoffe. Es gibt mittlerweile eine Selbstverpflichtung der Hersteller, auf Mikroplastik zu verzichten. Annabell Neuhof setzt 16 Produkte auf den Prüfstand. Und Leandra Hamann vom Fraunhofer Institut findet: nichts. Stattdessen Vulkanasche. Aber kein Mikroplastik. Sie warnt dennoch: „Die Gefahren durch Kunststoffe auf Organismen kennt man noch nicht. Erstmal sollte das Vorsorgeprinzip gelten und die Stoffe nicht eingesetzt werden.“

Die Moderatoren beim besten Deal: Annabell Neuhof und Yared Dibaba. Foto: WDR / Ben Knabe
Die Moderatoren beim besten Deal: Annabell Neuhof und Yared Dibaba. Foto: WDR / Ben Knabe

Genauer, wie sich Mikroplastiken auf uns auswirken kann, weiß Tamara Grummt vom Umweltbundesamt. Denn Mikroplastik gelangt sogar in unsere Zellen: „In Haut-, Lungen- und Leberzellen. Das Gewebe kann sich nicht mehr der biologischen Vorgaben entsprechend entwickeln. Es gibt ein Gefährdungspotenzial. Ob sich das zu einer Krankheit entwickelt, wissen wir nicht.“

Weil es niemand weiß, die Forschung mehr oder minder in den Kinderschuhen steckt, haben sich schwedische Politiker gedacht, sie setzen auf eben jenes Vorsorgeprinzip – in Form eines Verbotes. Per Ängquist, Staatssekretär im Umweltministerium, sag: „Es muss eindeutig ein, für Händler, Konsumenten und Importeure. Mikroplastik ist für uns nicht mehr akzeptabel in Kosmetika.“ Denn Plastik benötigt Hunderte Jahre, bis es wieder abgebaut ist. Selbst wenn sofort alle Umweltverschmutzung gestoppt wird, bleibt der Natur der Schaden lange erhalten.

Eine Alternative zu Kosmetika mit Kunststoffen kommt aus Schwäbisch Gmünd. Hier produziert der Kosmetikhersteller Weleda, ausschließlich mit natürlich Rohstoffen. Weil der Ertrag aber schwankt, sind die Produkte teurer.

Analog gegen digital

Zuletzt treten die beiden Moderatoren in einen Wettstreit: Sie bekommen kistenweise Trödel, das gleiche Sortiment und sollen es bestmöglich verhökern. Annabell Neuhof geht den digitalen Weg. Momox für Bücher und CDs, einfach mit der App den Barcode scannen, Algorithmen errechnen sofort den Preis. Das geht nicht mehr anders, bei Europas größtem Second-Hand-Handel. Jeden Tag kauft er 150.000 Artikel.

Viel stellt Annabell dann Ebay ein, gelangt aber schnell an die Grenzen ihrer Geduld. Alles dauert deutlich länger als gedacht, sie muss sich richtig reinfuchsen. Mindestens einen Tag für Fotos, Beschreibungen, Versand. Abzüglich der Provision und Portokosten ist sie auch mit dem Ertrag nicht wirklich glücklich.

Anders steht es um Yared Dibaba. Er klappert zunächst Plattenläden und Second-Hand-Shops ab. Schnackt sich durch den Tag und hat eine Menge Spaß an der Sache. Den Rest packt er auf seinen Dreimeter-Stand auf dem Flohmarkt und ist auch hier schnell in seinem Element.

Das ist natürlich auch Typsache, gerade die Käufermentalität auf Flohmärkten erfordert oft ein dickes Fell. Geschenkt ist da oft noch zu teuer. Wer sich dann noch eher schweren Herzens von seinem Nippes trennt, für den ist digital vielleicht die bessere Alternative – die ist einfach geräusch- und emotionsloser. Aber auch langweiliger.

Am Ende folgt der Kassensturz.

Digital: 194,21 Euro.

Analog: 303,50 Euro.

Der Gewinner bekommt alles. Und spendet es dann. In diesem Fall für die Gesellschaft vertriebener Völker.