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Der Bürgerkrieg in Syrien 2013

Negativer Höhepunkt: Der Giftgasanschlag mit mehr als 1000 Toten. (Bild: Reuters)

Fast täglich erscheinen neue Meldungen, Bilder und Internetvideos aus dem Bürgerkrieg in Syrien. Gräueltaten wie das Massaker von Homs oder der vermeintliche Giftgasanschlag durch das Regime prägten 2013 die Berichterstattung in den Medien. Das Regime und unterschiedlichste Rebellengruppen liefern sich erbitterte Kämpfe, mehr als 100.000 Menschen sind schon gestorben, Millionen geflohen. Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar, auch wenn Staatspräsident Baschar al-Assad nun angeblich alle Chemiewaffen zerstören lässt.

Wer kämpft gegen wen? Im Wirrwarr des Bürgerkriegs in Syrien wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, diese Frage zu beantworten. Zwischen gut und böse lässt sich ohnehin längst nicht mehr ohne weiteres unterscheiden. Regime und Rebellengruppen schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Tötung unschuldiger Zivilisten zu. Nach UN-Angaben kamen bisher mindestens 100.000 Menschen ums Leben. Nach neuen Zahlen der Opposition sogar 120.000. Mehr als 2,6 Millionen Syrer haben das Land verlassen, vier Millionen befinden sich innerhalb Syriens auf der Flucht.

Aus dem Bürgerkrieg ist längst auch ein medialer Krieg geworden. Da unabhängige Beobachter und Journalisten das unsichere Land größtenteils verlassen haben, muss die internationale Berichterstattung sich vor allem auf ungesicherte Informationen (wie Youtube-Videos) beziehen. Wer die Macht über die Informationen hat, kann indirekt auch Entscheidungen auf politischer Ebene beeinflussen.

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So hätten die Internet-Videos und Bilder der 1.400 Toten (davon 400 Kinder) des Giftgasangriffs im August 2013 beinahe einen US-Raketenangriff ausgelöst. Im Westen, vor allem in den USA, macht man Assad für die Attacke verantwortlich und drohte dem Regime mit einem Militärschlag. Fraglich schien nur, an welchem Tag die USA losschlagen. Doch dann stimmte Syriens Staatspräsident überraschend dem russischen Plan zu, auf seine Chemiewaffen zu verzichten. Die USA waren diplomatisch düpiert und mussten ihre Intervention abblasen.

Assad bestreitet eine Verantwortung für den Giftgasangriff. Bis heute ist unklar, wer den Giftgasangriff in Sarin in der Nähe von Damaskus verübt hat. Assad stimmte Ende August 2013 zwar einer Untersuchung durch UN-Chemiewaffeninspekteure zu. Die Experten sollen jedoch nur herausfinden, ob und welche Chemiewaffen eingesetzt worden waren. Nicht aber, wer für den tödlichen Einsatz verantwortlich ist. Im Oktober ließ Assad ebenfalls Inspekteure der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ins Land. Die Kontrolleure, die nun die Aufgabe haben, die chemischen Waffen Syriens zu sichern und zu vernichten, erhielten für ihre Arbeit im Oktober 2013 den Friedensnobelpreis. Während die Zerstörung des C-Waffen-Arsenals vorbereitet wird, geht der Bürgerkrieg ungehindert weiter.

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Angefangen hat alles mit friedlichen Protesten im März 2011. Die Menschen gingen damals für politische Reformen in Damaskus auf die Straßen. Baschar al-Assad reagierte mit Gewalt. Seit 1971 herrscht seine Familie über das Land. Damals putschte sich Baschars Vater Hafiz al-Assad an die Macht. Die Assads gehören der Minderheit der Alawiten an, die nur sechs Prozent der rund 22 Millionen Syrier ausmacht. Seit dem Staatsstreich von Hafiz al-Assad sitzen die Alawiten an den Schalthebeln der Macht. Fast 75 Prozent der Syrer sind jedoch Sunniten, die sich unterdrückt fühlten. Um die Protestler zu schützen, formte sich aus Deserteuren der syrischen Armee Ende Juli 2011 die Rebellenarmee FSA (Freie Syrische Armee). Diese wollte erst Machthaber al-Assad stürzen und dann das neue Syrien militärisch absichern. Der Plan scheiterte. Die FSA wurde stetig von islamistischen Gotteskriegern unterwandert, andere Rebellengruppen entstanden. Die anfangs noch recht deutlichen Bürgerkriegsfronten verschwammen zunehmend.

Im Jahr 2013 bekämpfen sich Assad-Milizen, Kurden, die Rebellen der FSA und Al-Kaida-nahe Dschihadisten untereinander. Die Kontrahenten verfolgen sehr unterschiedliche Interessen.  Jene Gruppe, die einen freien demokratischen Staat fordert, wird immer kleiner. Jene, die einen islamistischen Gottesstaat anstrebt, wächst.

Als Hoffnungsträger des Westens kristallisierte sich 2013 die Nationale Koalition der Syrischen Opposition heraus. Sie setzt sich aus den 13 wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen zusammen. Neben sunnitischen und christlichen Gruppen sowie Muslimbrüdern besteht sie auch aus Golfarabern, Amerikanern und Europäern. Im März 2013 bildete die Nationale Koalition, die Verhandlungen mit Assad strikt ablehnt, eine Übergangsregierung. Den Vorsitz hat der syrische Politiker Ahmad Al-Dscharba. Der Gruppierung, die teilweise mit der Freien Syrischen Armee zusammenarbeitet, fehlt in Syrien jedoch der Rückhalt. In dem sich zunehmend islamisierenden Land ist sie verhasst. Daher scheinen Bemühungen des Westens wenig effizient, eine politische Opposition heranzuziehen. Das Töten geht wohl im Jahr 2014 weiter.