"Der Markenkern der CDU ist Barmherzigkeit": Norbert Blüm bei "Markus Lanz"

Zu Gast bei “Markus Lanz” (v.l.): Norbert Blüm, Ilka Bessin, Jeff Goldblum und Eva Quadbeck (Bild: Screenshot ZDF)
Zu Gast bei “Markus Lanz” (v.l.): Norbert Blüm, Ilka Bessin, Jeff Goldblum und Eva Quadbeck (Bild: Screenshot ZDF)

Der baldige Führungswechsel in der CDU war eines der Hauptthemen der Dienstagssendung von “Markus Lanz”. Dabei gab CDU-Urgestein Norbert Blüm eine Wahlempfehlung ab – und sinnierte über das Fundament der Partei.

“In der CDU ist ja direkt Demokratie ausgebrochen. Was ist da los?”, fragte Moderator Lanz etwas provokant das CDU-Urgestein Norbert Blüm zum derzeitigen Status quo der Partei, die sich aktuell auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden – und damit einer neuen Richtung – befindet. Dieser konterte: “Es war ja nicht früher Diktatur, jetzt mal langsam. Wir hatten schon mehr Kampfabstimmungen!”

Den derzeitigen Gemütszustand der CDU vor dem richtungsweisenden Parteitag im Dezember beschrieb Journalistin Eva Quadbeck, die sich auf der Partei-Regionalkonferenz in Lübeck ein Bild von der innerparteilichen Stimmung machen konnte. Man habe eine “entfesselte Parteibasis erlebt”, so Quadbeck. “Die Leute, die im Raum sitzen, waren schwer begeistert, dass sie überhaupt die Wahl haben. Man muss ja nur mal in die Partei blicken: Die ist als Kanzler-Wahlverein zehn Jahre lang verschrien gewesen. Das war die Partei, die die Einschläferung des politischen Gegners als erfolgreiche Wahlkampfstrategie erfunden hat. […] Jetzt plötzlich steht sie da mit drei Kandidaten, die alle Parteichef werden können.”

Friedrich Merz sei an der Basis als Heiland gefeiert worden, es gäbe einen regelrechten Hype um ihn, erklärte die Journalistin. Viele Frauen hingegen sähen die Wahl als “Mann-Frau-Geschichte” und setzten aus Prinzip auf Kramp-Karrenbauer. Die geringste Zustimmung bekomme eindeutig Jens Spahn.

“Der Markenkern der CDU ist Barmherzigkeit”: Norbert Blüm bei Markus Lanz (Bild: Becher/WENN.com)
“Der Markenkern der CDU ist Barmherzigkeit”: Norbert Blüm bei Markus Lanz (Bild: Becher/WENN.com)

Wen Blüm denn bevorzugen würde, fragte Lanz. Der antwortete prompt – und brachte den Vornamen seiner Wunschkandidatin durcheinander. “Anke Kramp-Karrenbauer”. “Annegret”, korrigierte Lanz. “Sie sollten den Namen Ihrer Kandidatinnen schon kennen.”

Was Blüm zu Friedrich Merz sage, wollte Lanz ebenfalls wissen. “Der ist mir zu nahe an der Finanzwirtschaft”, spielte Blüm auf Merz’ Tätigkeit als Aufsichtsrat des Konzerns Blackrock an. Die Finanzwirtschaft, so der Alt-Politiker, führe die Politik am Nasenring durch die Welt und mache was sie wolle. “Da muss gegengehalten werden”. Blüm ist sich sicher: “Ludwig Erhard wäre nie in einen Aufsichtsrat von Blackrock gegangen.” Der Unterschied von Merz und Merkel sei offensichtlich: “Der Merz und die Merkel sind nicht geborene Freunde. Der Merz hat auch einen ganz anderen Politstil.”

Dann erklärte Blüm, die Partei müsse sich wieder auf ihre Fundamente besinnen. “Der Markenkern der CDU ist Barmherzigkeit. Damit das niemand vergisst: Wir sind eine christliche Partei. Und wenn jemand in Not ist, werden wir ihn nicht absaufen lassen”, spielte er auf die Flüchtlingskrise an.

Angela Merkel habe ihn mit ihrem Umgang mit der Asylkrise sehr beeindruckt: “Die Frau hat bei mir gewonnen, weil sie in der Flüchtlingsfrage so gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Fast alleine gegen den Rest der Welt. Da habe ich großen Respekt vor ihr.”

In einem sind sich alle einig: Es wird ein Kampf zwischen Kramp-Karrenbauer und Merz – oder, wie sie oft tituliert werden, Mini-Merkel gegen Anti-Merkel. Der Parteitag dürfte jedenfalls interessant werden: So ganz wolle die Partei Merkel schließlich noch nicht los lassen, attestierte Quadbeck.