Deshalb distanzieren sich Parteikollegen von Sahra Wagenknecht

Gründete im Sommer 2018 die Sammelbewegung “Aufstehen”: Sahra Wagenknecht. (Bild: Getty Images)
Gründete im Sommer 2018 die Sammelbewegung “Aufstehen”: Sahra Wagenknecht. (Bild: Getty Images)

In den vergangenen Monaten sorgte Sahra Wagenknecht für einige Momente, die bei ihren Parteifreunden gar nicht gut ankamen. Viele distanzieren sich seither von der Linken-Fraktionschefin. In einem ZDF-Interview wurde nun Fraktionskollege Dietmar Bartsch patzig.

Ginge es nach Sahra Wagenknecht, hätte Deutschland schon längst seine eigenen “Gelbwesten”-Proteste. Die Linken-Fraktionschefin blickt ins Nachbarland Frankreich, wo seit Wochen die Straßen von Paris in Flammen stehen, und solidarisiert sich mit den Demonstranten der “Gilet jaunes“, der “gelben Westen”. Wie sehr sie sich solche Zustände nach Deutschland wünscht, hat Wagenknecht in einem Video kurz vor Weihnachten deutlich gemacht.

Frankreich: Diese Szene beim Gelbwesten-Protest ist schön und traurig zugleich

Kein Wort der Kritik von Wagenknecht

Darin ist die Linken-Politikerin vor dem Kanzleramt in Berlin zu sehen, bekleidet mit einer gelben Weste. Sie spricht über die Proteste in Frankreich und sagt: “Diesen Druck brauchen wir auch in Deutschland.“ Es müsse mehr Widerstand in Deutschland geben, erklärt Wagenknecht. Gepostet wurde der Clip am 23. Dezember auf dem Twitter-Kanal der von Wagenknecht im Sommer 2018 gegründeten “Aufstehen”-Bewegung, bei der es sich um ein linkes Sammelbecken ähnlich der Bewegung “La France insoumise” des französischen Linkspolitikers Jean-Luc Mélenchon handelt.

Was viele Wähler und selbst Politiker der Linkspartei verwunderte: In dem Video findet Wagenknecht nicht ein kritisches Wort für die “Gelbwesten”-Proteste, bei denen mindestens zehn Menschen ums Leben kamen, hunderte Menschen verletzt und etliche Denkmäler beschädigt wurden. Etliche Twitter-User fanden die Botschaft Wagenknechts, gegen eine “Regierung der Reichen” zu protestieren, zudem unglaubwürdig, da sie in dem Video selbst Pelzkragen trägt.

Im ZDF-Magazin “Berlin direkt” musste sich nun Dietmar Bartsch, der gemeinsam mit Wagenknecht die Linkenfraktion im Bundestag leitet, für die Aktionen seiner Kollegin rechtfertigen. Ob Wagenknecht die Gewalt der “Gelbwesten”-Proteste verharmlose, wollte Moderator Thomas Walde wissen. Darauf stellte Bartsch klar, dass er Gewalt ablehne, aber die “massenhaften Demonstrationen” in Frankreich durchaus etwas bewirkt hätten. “Wer das reduziert auf Gewalt, der sieht das wirklich falsch”, erklärt Bartsch.

Ebenfalls ging es um die Kritik von “Aufstehen” an der Rundfunkgebühr. Am 5. Januar 2019 wurde auf dem Twitter-Kanal der Bewegung ein Beitrag veröffentlicht, der viele User vom Stil her an die AfD erinnerte.

Im ZDF-Interview darauf angesprochen, sagte Bartsch, er sei weder Sprecher von “Aufstehen”, noch wolle er die Bewegung bewerten. Fragen zu dieser Bewegung seien zwar “auch interessant”, aber dann solle man bitte jemanden von “Aufstehen” einladen, giftete Bartsch Moderator Thomas Walde an. “Das ist nicht meine Organisation”, schob der Linken-Fraktionschef noch mit einem bemühten Lächeln hinterher.

Unmut in der eigenen Partei über Wagenknecht

Das Verhältnis zwischen den beiden Linken-Fraktionsvorsitzenden kann als angespannt bezeichnet werden. Erst im Oktober kam es zu einer öffentlichen Meinungsverschiedenheit der beiden. Während Bartsch dazu aufrief, an der “Unteilbar”-Demo gegen Rassismus am 13. Oktober in Berlin teilzunehmen, distanzierte sich Wagenknecht von der Kundgebung. Bei dieser würde für “offene Grenzen” demonstriert, was “weltfremd” sei, meinte die Linken-Politikerin.

Der außenpolitische Sprecher der Linken, Stefan Liebich, reagierte damals mit scharfen Worten auf Wagenknecht: “Ich finde ihre Positionierung nicht richtig, und wir werden das auf Dauer nicht akzeptieren.” Wagenknecht habe damit eine “Grenze überschritten”, sagte Liebich zur “taz”. Sahra Wagenknecht gilt seit Langem als Gegnerin einer allzu liberalen Flüchtlingspolitik.

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