Deutsche Forscher bestätigen - Studie enthüllt bittere Wahrheit: 1,5-Grad-Limit gerät endgültig außer Reichweite

Der heftige Starkregen in Deutschland hat nicht zuletzt auch mit dem Klimawandel zu tun. Denn wenn die Luft wärmer wird, dann kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen.<span class="copyright">Getty Images</span>
Der heftige Starkregen in Deutschland hat nicht zuletzt auch mit dem Klimawandel zu tun. Denn wenn die Luft wärmer wird, dann kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen.Getty Images

In einer neuen Studie haben Klimaforscher enthüllt, dass das 1,5-Grad-Ziel nahezu unerreichbar ist. Grüne Technologien allein reichen nicht aus. Selbst 1,6 Grad sind nur durch massive politische Veränderungen und nachträgliche CO2-Entfernung erreichbar.

Das globale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist mit ziemlicher Sicherheit außer Reichweite. Zu diesem Studien-Ergebnis kommen Klimaforscher Christoph Bertram und zahlreiche weitere Kollegen und Kolleginnen .

“1,5 Grad ohne Überschreitung ist nicht erreichbar“, erklärt Christoph Bertram vom Potsdam-Institut für Klimaforschung gegenüber FOCUS online Earth. Er erklärt, dass „mit allen Klimaschutzzusagen, die weltweit gemacht werden“, der maximale Temperaturanstieg auf 1,6 Grad reduziert werden könnte, wenn diese „optimistisch gesagt“ auch erreicht würden. Davon sind wir politisch aber noch weit entfernt", so Bertram. Spätestens im nächsten Jahrzehnt würde die Welt die 1,5-Grad-Marke in der globalen Mitteltemperatur überschreiten.

Aber auch die 1,6 Grad werden wahrscheinlich verfehlt, prognostizieren die Forscherinnen und Forscher. Es gebe viele Unsicherheiten, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit liege nach ihren Berechnungen zwischen fünf und 45 Prozent. Ab 1,7 Grad steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit. Andere Studien zeigen, dass sich die Weltgemeinschaft mit der aktuellen Klimapolitik derzeit auf einem Pfad befindet, der bis 2100 etwa 2,6 Grad erreicht.

Studie enthüllt bittere Wahrheit: 1,5-Grad-Limit gerät endgültig außer Reichweite

Zum Hintergrund der Studie: Bertram und seine Kollegen kamen zu dieser Schlussfolgerung, indem sie eine Reihe von Modellen durchführten. Diese haben die realistische Einschränkungen bei der Einführung grüner Technologien und der Umsetzung klimapolitischer Maßnahmen sowie „begünstigende Faktoren“ wie die Verringerung des Energiebedarfs berücksichtigt.

„Unsere Studie untersucht ergänzend zu bestehenden Forschungsarbeiten, ob und wie noch niedrigere Maximaltemperaturen erreichbar sind. Um den maximalen Temperaturanstieg auf 1,6 Grad zu begrenzen, ist eine schnellere Emissionsreduktion notwendig, als es die bisherigen Klimaschutzziele vorsehen“, appelliert Bertam.

Eine wichtige Hürde offenbart, warum der Westen Klimavorreiter sein muss

Die Studie zeige aber auch eine besondere Hürde - und Verantwortung, so der Klimaforscher. „Unsere Studie zeigt, dass es in einigen besonders einkommensschwachen Ländern Einschränkungen gibt. Das bedeutet, dass technologisch weiter entwickelte Länder wie in Europa, Nordamerika, aber auch China besonders viel zur Emissionsminderung beitragen müssen.“

Denn: Als wichtigste Hebel identifizieren die Autoren der Studie nicht nur grüne Technologien wie Erneuerbare Energien, die flächendeckend ausgebaut werden müssen, sondern auch CO2-begrenzende Instrumente wie CO2-Steuern.

Manche Länder hätten einfach nicht die Infrastruktur oder die Bürokratie, um Maßnahmen wie CO2-Preise effektiv durchzusetzen, so Bertram im „New Scientist“. „Selbst wenn es in den kommenden Jahren einen massiven politischen Wandel geben sollte, können wir diesen harten Fakten nicht ausweichen“, sagt er. „Einige dieser Lösungen erfordern Regulierung, und wir können nicht erwarten, dass alle Länder eine perfekte Regulierung haben.

“Die Welt geht nicht bei 1,5 Grad unter, und jedes Zehntelgrad ist wichtig"

Zeke Hausfather von „Berkeley Earth“ erklärte gegenüber dem „New Scientist“, dass die Studie „mehr oder weniger widerspiegelt, was in der Gemeinschaft weitgehend unausgesprochener Konsens geworden ist: dass es zu spät ist, um eine Erwärmung auf dem 1,5-Grad-Niveau in den nächsten Jahrzehnten zu halten“.

Er betont jedoch, dass eine Erwärmung um weniger als 2 Grad noch möglich ist. „Es mag zu spät sein, den Temperaturanstieg in den nächsten Jahrzehnten auf über 1,5 Grad zu begrenzen, aber es ist nicht zu spät, die Erwärmung auf 1,6 Grad zu begrenzen. Die Welt geht nicht unter bei 1,5 Grad, und jedes Zehntelgrad ist wichtig, wenn es um die Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Natur und künftige Generationen geht.

Hoffnung für das 1,5-Grad-Ziel gebe es dennoch: "Wenn es gelingt, den Anstieg darüber hinaus deutlich zu begrenzen, dann ist es möglich, die Temperatur in diesem Jahrhundert wieder unter 1,5 Grad zu senken, indem man der Atmosphäre CO2 durch direkte Abscheidung aus der Luft entzieht.