Deutsche Urlauber auf Mallorca: "Schlechtes Gewissen?" - "Gar nicht!"

Urlaubsfreude hier, Ärger über die Bevorzugung der Deutschen dort: Die Rückkehr deutscher Urlauber nach Mallorca ist ein Politikum - hier wie dort. Das ARD-Magazin "Weltspiegel" sammelte Stimmen.

Drei deutsche Urlauber stoßen in der Hotellobby auf schöne Ferien an. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige! (Bild: ARD)
Drei deutsche Urlauber stoßen in der Hotellobby auf schöne Ferien an. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige! (Bild: ARD)

Dröhnende Passagier-Jets im Anflug, klackernde Rollkoffer auf dem Terminal: Auf Mallorca kehrt wieder ein kleines bisschen Normalität ein. Und das bedeutet auf der Baleareninsel eben vor allem anderen: deutsche Urlauber.

Möglich macht das die Aufhebung der Reisewarnung. 24 Corona-Infizierte auf 100.000 Einwohner pro Woche - der Inzidenzwert liegt auf Mallorca inzwischen deutlich unter dem in Deutschland. Während sich hierzulande die dritte Infektionswelle auftürmt und die nächste Lockdown-Verordnung kaum noch abzuwenden ist, soll im Lieblingsreisedomizil der Deutschen wieder Urlaubsfeeling aufkommen?

Am Flughafen von Palma klackern wieder die Rollkoffer. Die Deutschen sind da! (Bild: ARD)
Am Flughafen von Palma klackern wieder die Rollkoffer. Die Deutschen sind da! (Bild: ARD)

"Weltspiegel"-Bericht: "Die Wirtschaft in Mallorca hängt vom Tourismus ab"

Im Rahmen des Magazins "Weltspiegel" blickte nun auch die ARD mit verwunderten Augen auf das mallorquinische Ferienwunder. Am Flughafen liefen die Touris aus Alemania dem Kamerateam direkt in die Arme - glückstrahlend: "Vor ein paar Wochen konnte ich's noch gar nicht glauben, dass ich jetzt hier auf Mallorca steh. Schön!", haucht eine Urlauberin dem Reporter zu. Eine andere zerstreut jegliche Sicherheitsbedenken: "Test zur Einreise, die Maßnahmen an Bord sind auch hervorragend. Man hat sich nicht unwohl gefühlt."

"Weil Mallorca so wichtig ist?" Wutrede von Neureuther

Die Freude ist durchaus wechselseitig - zumindest was die Tourismusindustrie auf Mallorca angeht. Allerdings ist sie nicht ungetrübt: "Klar freuen wir uns", bestätigt Hoteldirektorin Tina Ferrer dem ARD-Team. "Aber gleichzeitig müssen wir sehr vorsichtig sein. Wenn wir jetzt nicht alle Maßnahmen strikt befolgen, gefährden wir doch die Sommersaison." Ein junger Passant in der Altstadt von Palma teilt den Zwiespalt: "Jede Person mehr bedeutet auch mehr Risiko. Aber die Wirtschaft in Mallorca hängt vom Tourismus ab."

Bis auf Weiteres ist auf Mallorca nur an Urlaub light zu denken. Viele Geschäfte müssen geschlossen bleiben. (Bild: ARD)
Bis auf Weiteres ist auf Mallorca nur an Urlaub light zu denken. Viele Geschäfte müssen geschlossen bleiben. (Bild: ARD)

Festland-Spanier wüten über Deutschen-Bonus

Aus diesem Grund ist auf Mallorca zunächst auch nur an Urlaub light zu denken. Viele Geschäfte bleiben zu, Cafés und Restaurants müssen um 17 Uhr schließen. Ab 22 Uhr gilt auf der Insel eine Ausgangssperre. Drei frisch eingetroffene Urlauber aus Deutschland ficht das nicht an. In der Hotellobby prostet man sich bester Dinge zu. "Mit schlechtem Gewissen?", will der Reporter wissen. "Gar nicht", bekräftigt einer der Herren mit unter der Nase baumelnder Maske. "In Deutschland sind die Inzidenzzahlen viel höher als hier in Palma."

Allerdings wurde auf Mallorca auch die hochgefährliche brasilianische Virus-Variante festgestellt. Das wäre ein fatales Mitbringsel, wie am Sonntag Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bei "Anne Will" noch einmal mit Nachdruck warnte. Der Mallorca-Osterurlaub ist möglich, aber seitens vieler Regierender unerwünscht. Die Quarantäne-Frage bei Wiedereinreise das nächste Politikum.

"Das ist rechtswidrig!" Riesen-Zoff bei "Anne Will" um deutsche Mallorca-Urlauber

Verärgert blickt man auf die einreisenden Insel-Touristen auch auf dem spanischen Festland. Es ist eine weitere bizarre Fußnote der wild grassierenden Pandemie-Unlogik: Festland-Spanier dürfen anders als die Deutschen nämlich nicht nach Mallorca fliegen. Die spanische Regierung hat veranlasst, dass niemand über Ostern die Heimatregion verlassen darf. "Ich finde das ziemlich ungerecht", beschwert sich ein Madrilene vor der Kamera. Eine weitere Passantin ätzt: "Es scheint so, als hätte ein PCR-Test für einen Deutschen mehr Gewicht als für einen Spanier. Haben wir jetzt Bürger der ersten und der zweiten Klasse?"

VIDEO: Maas zu Mallorca-Urlaub: Keine Reisewarnung heißt nicht Einladung