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Deutscher ESC-Beitrag 2020: So kompliziert war das Auswahlverfahren

Noch immer ist es ein Geheimnis, wer Deutschland mit welchem Lied beim Eurovision Song Contest in Rotterdam vertritt. Für Aufklärung sorgte der NDR nun aber hinsichtlich des Auswahlverfahrens. Es mutet geradezu wissenschaftlich an.

Erst vor einer Woche erklärte der NDR erstmals öffentlich, dass das deutsche TV-Publikum in diesem Jahr außen vorbleibt, wenn es um die Bestimmung des ESC-Kandidaten 2020 für Deutschland geht. Stattdessen haben zwei unabhängige Jurys ausgewählt, wer für Deutschland in Rotterdam auftritt: eine "Eurovisions-Jury" mit 100 Menschen aus ganz Deutschland und eine internationale Expertenjury aus 20 Musikprofis. Alle diese Musikprofis gehörten bereits zur nationalen ESC-Jury ihres Heimatlandes. In einem mehrstufigen Verfahren seien durch diese beiden Gremien sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Songs bewertet worden.

Um in die "normale" Eurovisions-Jury aufgenommen zu werden, mussten Interessierte im April 2019 Gespür beweisen: Rund 2,26 Millionen Menschen waren in Deutschland über soziale Netzwerke eingeladen, Teil des Verfahrens zu werden. Am Ende, so der in ESC-Fragen federführende NDR, haben 15.000 bei der Online-Befragung mitgemacht. "Sie mussten im Vorfeld des ESC 2019 in Tel Aviv die Platzierung von zehn zufällig bestimmten ESC-Beiträgen vorhersagen und so ihr Gespür für die sichere Einschätzung von ESC-Beiträgen unter Beweis stellen. Von ihnen wurden die besten 100 ausgewählt", verrät der Sender. Auch die Mitglieder der internationalen Expertenjury seien danach ausgewählt worden, wessen Einschätzung dem tatsächlichen Ergebnis besonders nah kam.

Wie das Verfahren genau ablief, erklärte der NDR nun genauer und heuerte dazu auch Sky du Mont an, der in einem Video als "Professor Satellite" auftritt.

Das Verfahren

Von April bis Juni 2019 suchte der Norddeutsche Rundfunk über die sozialen Netzwerke spannende Nachwuchsmusiker. Am Ende waren es insgesamt 607 Künstler und Künstlerinnen, die die Experten- und die Eurovisions-Jury zu bewerten hatten. "Um vielversprechende ESC-Songs zu finden, wurden frühzeitig etwa 100 nationale und internationale Songwriter sowie Produzenten gebeten, geeignete Titel einzureichen", erklärt der Sender. Dabei sei gezielt nach Songwritern gesucht worden, die in der Vergangenheit durch Erfolge beim ESC oder durch Charterfolge aufgefallen sind. Mit ihren Songs und Einreichungen über die Seite mein-esc-lied.de seien über 460 Songs zusammengekommen. Doch auch eigene Songs der auftretenden Künstler fanden Gehör, sodass den beiden Jurys schließlich 568 verschiedene Songs vorlagen.

Um die Vielfalt etwas zu überschaubarer zu gestalten, wurden im Juli mithilfe von 30 Juroren aus der Eurovisions-Jury von den 607 Künstlern die 100 erfolgversprechendsten ausgewählt, die dann von der gesamten Eurovisions-Jury bewertet und auf 50 reduziert wurden. Diese 50 wurden dann zusätzlich von den Experten eingestuft.

Zeitgleich erfolgte die Bewertung der Songs, die bis Herbst von der Eurovisions-Jury auf zunächst 34 Titel reduziert wurden. "In einem sogenannten Pairing wurden die besten Kombinationen aus Top-Künstlern und Top-Songs ermittelt", erläutert der NDR. "Kombinationen sehr gut bewerteter Künstler mit sehr hoch bewerteten eigenen Songs kamen automatisch weiter." Die 20 stärksten Kombinationen wurden dann in einem Studio eingesungen - einige Songs von mehreren Künstlern.

Beide Jurys wählten abschließend aus diesen 20 verbleibenden Beiträgen ihren Top-Favoriten. Das Lied mit den meisten Stimmen steht bereits seit 12. Dezember 2019 fest und ist nun "Unser Lied für Rotterdam".

Wirklich der beste ESC-Song aller Zeiten?

Auch wenn bei den Kommentaren zu lesen ist: "lustiges Video, sehr sympathisch gemacht", bleiben viele Fans skeptisch: "Ich hoffe, hier wird geliefert, was versprochen wird: der beste ESC Song aller Zeiten! Wer das ankündigt muss sich auch daran messen lassen."

Und wer wird nun für Deutschland an den Start gehen, wenn das Finale des Eurovision Song Contest 2020 am Samstag, 16. Mai, in Rotterdam stattfindet? Geduld ist gefragt: Erst am Donnerstag, 27. Februar, präsentiert der öffentlich-rechtliche Spartenkanal ONE ab 21.30 Uhr den mit Spannung erwarteten Titel und den Interpreten in der 45-minütigen Sendung "Unser Lied für Rotterdam". Die Show wird moderiert von Barbara Schöneberger.