Deutscher Oscar-Anwärter auf Netflix: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

"Im Westen nichts Neues" schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus Sicht deutscher Soldaten (im Bild: Felix Kammerer). (Bild: Netflix / Reiner Bajo)
"Im Westen nichts Neues" schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus Sicht deutscher Soldaten (im Bild: Felix Kammerer). (Bild: Netflix / Reiner Bajo)

Netflix zeigt ein oscarverdächtiges Kriegsdrama, und bei RTL+ feiert David Hasselhoff sein Comeback. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Auf einer bestürzenden Literatur-Verfilmung ruhen Deutschlands Hoffnungen auf den Oscar: Das Kriegsdrama "Im Westen nichts Neues" (ab 28. Oktober) von Regisseur Edward Berger basiert auf dem Roman-Klassiker von Erich Maria Remarque, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus Sicht deutscher Soldaten schildert - schonungslos und authentisch. Was Disney+, Amazon und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

Der geniale Intellekt von Enola (Millie Bobby Brown) ist auch in der Fortsetzung von "Enola Holmes" bei Netflix gefragt. (Bild: Netflix)
Der geniale Intellekt von Enola (Millie Bobby Brown) ist auch in der Fortsetzung von "Enola Holmes" bei Netflix gefragt. (Bild: Netflix)

"Im Westen nicht Neues", Netflix

"Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde - auch wenn sie seinen Granaten entkam." Seinem 1928 verfassten (Anti-)Kriegsroman "Im Westen nichts Neues" stellt Erich Maria Remarque dieses bedeutungsschwere Zitat voran. Denn den traumatisierten Soldaten, die das Gemetzel des Ersten Weltkriegs überlebten, brannten sich Tod, Blut und Elend ins Gedächtnis.

Auch die insgesamt dritte Buchverfilmung, die Regisseur Edward Berger für Netflix inszenierte, beginnt mit den berühmten Worten. Tatsächlich ist es ein besonderes Verdienst seines Dramas, die Sinnlosigkeit des Krieges ohne Schuldzuweisung zu verdeutlichen. Was folgt, sind knapp zweieinhalb Stunden, die den Wahnsinn des Krieges ungefiltert ins heimische Wohnzimmer transportieren: bildgewaltig, schonungslos und angesichts von erstarkendem Nationalismus in Europa und Krieg in der Ukraine erschreckend aktuell.

Der zeitlose Stoff, der nach wie vor als Schullektüre hoch im Kurs steht, in Kombination mit einer hochkarätigen Besetzung - darunter Albrecht Schuch und Daniel Brühl - und den Vorschusslorbeeren, die dem Film als deutschem Vertreter im Rennen um den Auslands-Oscar zuteilwurden, legen die Messlatte enorm hoch. Nachdem das Kriegsdrama bereits seit Ende September in den Kinos läuft, steht es ab 28. Oktober auch exklusiv bei Netflix zum Abruf bereit.

David Hasselhoff wandelt in der neuen Serie "Ze Network" an der Grenze zwischen Realität und Fiktion. (Bild: RTL / Stefan Erhard)
David Hasselhoff wandelt in der neuen Serie "Ze Network" an der Grenze zwischen Realität und Fiktion. (Bild: RTL / Stefan Erhard)

"Enola Holmes 2", Netflix

Noch ein Sherlock Holmes und zwar einer der, nur im Hintergrund agiert? Gemessen an den höchst egozentrischen Verkörperungen von Benedict Cumberbatch in "Sherlock" und Jonny Lee Miller in "Elementary" beging Netflix 2020 in "Enola Holmes" Verrat am ungeschriebenen Detektivkodex der Baker Street 221b. Die Bühne gehörte stattdessen Sherlocks (Henry Cavill) kleiner Schwester Enola (Millie Bobby Brown), die sich im schwungvoll erzählten Schnüffelnasenabenteuer als spitzfindige Detektivin herausstellte. Den Netflix-Fans gefiel's: In den ersten vier Wochen starteten 77 Millionen Netflix-Fans den Film.

Nun steht die Fortsetzung in den Startlöchern. In "Enola Holmes 2" eröffnet die Titelheldin nach ihrem ersten erfolgreichen Fall ihre eigene Detektei - auch, um aus dem Schatten ihres omnipräsenten Bruders Sherlock zu treten. Doch der Berufseinstieg verläuft holprig, und die junge Dame denkt ans Aufgeben. Erst als ein junges Mädchen den Fall ihrer verschwundenen Schwester an Enola heranträgt, ist ihr Spürsinn angefixt. Zu sehen gibt es das neue Holmes-Abenteuer - einmal mehr mit viel Verve und modernen Hilfsmitteln inszeniert - ab 4. November bei Netflix.

In einer engen Kiste wurde Ursula Herrmann nach ihrer Entführung im Wald versteckt. Möglicherweise war sie bereits auf dem Weg dorthin erstickt. (Bild: 2022 Raw Factual Ltd / Paul O'Callaghan)
In einer engen Kiste wurde Ursula Herrmann nach ihrer Entführung im Wald versteckt. Möglicherweise war sie bereits auf dem Weg dorthin erstickt. (Bild: 2022 Raw Factual Ltd / Paul O'Callaghan)

"Ze Network", RTL+

David Hasselhoff meldet sich zurück: Erstmals in seiner langjährigen Karriere hat der US-amerikanische Schauspieler und Sänger eine Serie in Deutschland gedreht - an der Seite des Charakterdarstellers Henry Hübchen. "Die Geschichte ist großartig und vermutlich die innovativste Produktion, an der ich je beteiligt war", sagt der 70-Jährige selbst über das RTL-Original "Ze Network", das ab 1. November bei RTL+ abrufbar ist.

In der Serie, die der Streamingdienst als "schwarzhumorigen Agententhriller" bezeichnet, geht es um Hasselhoff, der sich selbst spielt und nach einer beruflichen Flaute endlich wieder im Rampenlicht stehen möchte. Wie gut, dass er ein Angebot eines Theaters in Ost-Berlin bekommt. Für die Hauptrolle, versteht sich, während die zweite Hauptrolle Henry Hübchen übernimmt. Doch kaum ist er in Deutschland angekommen, wird Hasselhoff in eine internationale Agentenverschwörung verwickelt. Die Situation ist so verworren, dass Realität und Fiktion bald nicht mehr auseinanderzuhalten sind ...

Lucy (Jessica Raine) wird jede Nacht von schrecklichen Visionen heimgesucht. (Bild: Amazon Prime Video / Hartwood Films)
Lucy (Jessica Raine) wird jede Nacht von schrecklichen Visionen heimgesucht. (Bild: Amazon Prime Video / Hartwood Films)

"Das Mädchen in der Kiste: Wer tötete Ursula Herrmann?", WOW

Ursula Herrmann kam am Abend des 15. September 1981 kurz nach Sonnenuntergang nicht nach Hause. Die Mutter habe "den Horror des Augenblicks gespürt", so berichtet ein Freund der Familie, der Ursula als "sonnig, einfach heiter" schildert. Ursula hatte einen Radweg durch den Wald genommen. Die Entführung und Tötung der Zehnjährigen ist bis heute einer der aufsehenerregendsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Lange Jahre tappten Polizei und Justiz im Dunkel. Erst 2009 kam es zum Prozess gegen einen Tatverdächtigen.

Die neue Sky-Dokumentation "Das Mädchen in der Kiste: Wer tötete Ursula Herrmann?" schildert nun noch einmal die Entführung selbst, die gesammelten Beweise, das Versagen der Polizei, aber auch das Gefühlsleben der Familie Herrmann, hier vor allem des Bruders Michael. Polizisten, die an der Suche beteiligt waren, Prozessbeobachter, Gutachter und selbst der 2009 zuständige Augsburger Richter kommen genauso zu Wort wie der Angeklagte und Verurteilte selbst. Verfügbar ist die Doku ab 3. November bei WOW.

"The Devil's Hour", Amazon Prime Video

Amazon liefert pünktlich zu Halloween einen schauderhaften Beitrag zum Gruselhochfest des Jahres: die Serie "The Devil's Hour". Sie handelt von Lucy (Jessica Raine), die jede Nacht um genau 3.33 Uhr von schrecklichen Visionen heimgesucht wird. Doch es kommt noch schlimmer: Plötzlich wird die Mutter eines kleinen Sohnes mit einer Reihe von Morden in Verbindung gebracht. Ausgerechnet Gideon (Peter Capaldi), der mysteriöse Hauptverdächtige der Taten, scheint mehr über Lucys ungewöhnliche Nächte zu wissen ...

Der schottische Oscar-Preisträger Peter Capaldi war der zwölfte "Doctor Who" in der am längsten laufenden Sci-Fi-Serie der Welt - und reiste in der Kultserie als Außerirdischer 43 Folgen lang durch Raum und Zeit. Im Amazon-Original "The Devil's Hour" steht Capaldi nun abermals als - diesmal furchteinflößender - Zeitreisender vor der Kamera. Die sechsteilige Horrorserie wurde von Johnny Allan ("Die Bande aus der Baker Street") und Isabelle Sieb ("Vigil") inszeniert und ist ab 28. Oktober bei Amazon Prime Video abrufbar.