"Deutschland in einem Foto": Hitzige Diskussion über Nachbarschafts-Zettel
Ein Mehrfamilienhaus-Bewohner will runden Geburtstag feiern und warnt seine Nachbarn vor, dass es zu diesem Anlass mal länger laut wird. Ein Nachbar kontert mit der Warnung, in diesem Fall die Polizei zu rufen. Übertrieben? Darüber brach auf Twitter eine (urdeutsche) Diskussion aus.
Die Ruhezeiten sind den Deutschen heilig. Wer trotzdem auch mal über die magische Grenze von 22 Uhr hinaus feiern will, folgt der Gepflogenheit, seine Nachbarn mit einem Zettel im Hausgang vorzuwarnen. Dies ist jedoch lediglich eine ungeschriebene Regel und kein Gesetz - und vielen offenbar nicht genug.
deutschland in einem foto pic.twitter.com/7XuU0b3wxm
— grin reaper (@fauxfault) September 6, 2019
Eine Twitter-Userin postete nun ein Foto eines solchen Zettels, der vor einer Feier zum runden Geburtstag an einem Freitag warnte und ankündigte, dass es bis 3 Uhr morgens etwas lauter werden könne: “Bitte habt Verständnis.” Das hatte einer der Nachbarn keinesfalls und korrigierte die Uhrzeit auf Mitternacht. Danach, so kündigte ein Post-it auf dem Zettel an, werde die Polizei gerufen.
Ist der Nachbar einfach zu spießig, eine Feier zum runden Geburtstag vermiesen zu wollen? Oder sollte die Familie Rücksicht auf mögliche Schichtdienstarbeiter und kleine Kinder im Haus nehmen? In den Kommentaren wird darüber heftig diskutiert.
Zettel aufhängen und bis 3 Uhr Krach machen ist wie Warnblinker anmachen und auf Gehweg parken.
— H⃖enning P⃖aul (@hennichodernich) September 7, 2019
Ja. Dieses "Regeln gelten für MICH nicht und Ihr habt Euch nach MIR zu richten" - Das ist neuerdings wirklich typisch deutsch. Äußerst nett vom Nachbarn, die Reaktion anzukündigen und sogar noch zwei Stunden mehr zu gönnen. Ich würde Punkt 10 die Polizei rufen.
— BöMP (@der_echte_BoeMP) September 8, 2019
Wenn mich meine Nachbarn nicht schlafen lassen, würde ich auch die Polizei rufen. Wenn unbedingt laut gefeiert werden möchte, soll man doch irgendwo etwas anmieten. Ganz einfach!
— Michèl Vogel (@michelvogel37) September 6, 2019
Es gibt auch Leute, die am anderen Morgen aufstehen müssen. Samstag hin oder her. Und Nachtruhe ist ab 22 Uhr, also ist der Spießer hier noch tolerant. Rücksicht darf man wohl auch von den Nachbarn erwarten. Wenn das deutsch ist, bin ich okay damit.
— Tim Joaquín Sánchez Suárez (@SanchiSuarez) September 8, 2019
Viele schlagen sich auf die Seite des anonymen Nachbarn und geben an, in so einem Fall selbst die Polizei rufen zu wollen, und das nicht erst ab Mitternacht. Andere wiederum verdrehen die Augen bei so wenig Kulanz und finden, dass zur gegenseitigen Rücksichtnahme auch gehört, mal ein Auge zuzudrücken. In den Antworten auf die Kommentare fällt besonders häufig das Wort Spießer.
Naja an einem Freitag finde ich es noch in Ordnung. Zumal es ein runder Geburtstag ist, da kann man schon mal ein Auge zudrücken, sowas findet ja nicht jeden Tag statt. Außerdem nur weil da steht, dass es etwas lauter werden könnte heißt es noch lange nicht das es laut wird.
— Anna Maria Mörschel (@AnnaMorschel) September 7, 2019
Deutschland..die Antworten auf den Tweet, so viele egoistischen Menschen auf einem Haufen echt mehr als traurig. Das sind die gleichen die Polizei rufen wenn Kind Klavier übt. Wenn ihr ab 22 Uhr absolute Ruhe wollt, zieht fernab der Zivilisation, wo gelebt wird, passiert was
— Jonny (@huntstarjonny) September 7, 2019
Manchmal sind wir Deutschen so steif, als hätten wir einen Stock verschluckt.
Einfach hingehen, eine Kleinigkeit mitnehmen und mitfeiern. So kann die Nacht noch richtig schön werden.— Fedaykin 🇪🇺🏳️🌈 (@Fedaykin5) September 7, 2019
Man darf davon ausgehen, dass es Diskussion um Ruhestörung und Pedanterie auch in anderen Ländern gibt, und Nachbarschaftsstreitereien sowieso. Rücksichtnahme auf beiden Seiten ist immer noch das beste Mittel für friedliches Zusammenleben - und vielleicht der Tipp einiger Twitter-User, die empfehlen:
Ich kenn’s nur so, das man bei den feiernden Nachbarn klingelt wenn es zu laut wird und dann noch als Entschuldigung auf ein Bier eingeladen wird. 🤣 So gehört sich das.
— David Rieder (@RiederDavid) September 7, 2019