Deutschland in der Krise - Sieben Grafiken zeigen, wie dramatisch die Lage in Deutschland ist

Die Lage der deutschen Industrie ist düster (Archivbild).<span class="copyright">Uwe Anspach/dpa</span>
Die Lage der deutschen Industrie ist düster (Archivbild).Uwe Anspach/dpa

Kaum ein Tag vergeht ohne schlechte Nachrichten aus der Industrie. Die Lage ist düster. Wir zeigen anhand von sieben Grafiken, wie es um Wirtschaft wirklich bestellt ist.

Deutschland steckt in einer Krise. Aber es ist keine Krise wie jede andere, in der die Wirtschaft mal ein paar Monate nicht wächst. Diesmal geht es tiefer. Denn das deutsche Geschäftsmodell ist ins Wanken geraten. Jahrelang lebten deutsche Unternehmen gut vom Export, vor allem nach China, und von billiger Energie.

Beides hat sich geändert. China ist für deutsche Unternehmen vom Abnehmer zum Konkurrenten geworden. Das spüren vor allem die Autobauer, aber auch Maschinenbauer und andere Branchen leiden. Und mit dem Wegfall der russischen Gasimporte und der Energiewende sind auch die Zeiten niedriger Strom- und Gaspreise vorbei - in Deutschland wie im übrigen Europa. Gerade im Vergleich zu den USA und China zeigt sich, wie groß der Wettbewerbsnachteil durch die gestiegenen Kosten ist.

Dazu kommt, dass der Standort Deutschland in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat.

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Wie ernst die Lage ist, verdeutlichen folgende Grafiken:

Immer weniger Aufträge für die deutschen Firmen

Seit dem Ende der Corona-Pandemie ist die Auftragslage für die Unternehmen fast kontinuierlich rückläufig. Großaufträge lassen die Kurven zwar hin und wieder nach oben schnellen. Aber der Trend ist eindeutig. Man muss weit zurückblicken, um für den vom Statistischen Bundesamt berechneten Auftragseingangsindex der deutschen Industrie ein niedrigeres Niveau zu finden - sieht man einmal vom Corona-Einbruch ab.

Produktion fällt und fällt

Auch bei der Produktion ist der Trend rückläufig. Vor allem in der energieintensiven Industrie (grüne Linie) geht sie zunehmend zurück. Deutlich erkennbar ist der Knick seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022, in dessen Folge die Energiepreise in Deutschland stark anstiegen.

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Auch die Lage in der Automobilbranche ist dramatisch. Zwar zieht die Produktion langsam wieder an. Aber das Niveau ist noch weit unter den Werten der vergangenen Jahre.

 

Das Wachstum stagniert

Im dritten Quartal hat sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar leicht erholt. Es stieg gegenüber dem zweiten Quartal unerwartet um 0,2 Prozent. Es wäre jedoch verfrüht, dieses leichte Wachstum als Hoffnungsschimmer zu werten. Zum einen wird das unerwartete Plus im dritten Quartal durch die deutliche Abwärtsrevision des zweiten Quartals (minus 0,3 Prozent statt bisher minus 0,1 Prozent) relativiert. Zum anderen darf es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Konjunktur seit geraumer Zeit auf der Stelle tritt. Deutschland ist von der Konjunkturlokomotive Europas zum Bremsklotz geworden. Kaum ein Land im Euroraum wächst schwächer.

Insolvenzen schießen in die Höhe

Die schwierige Wirtschaftslage bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Unternehmensinsolvenzen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind sie gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 30 Prozent gestiegen. Damit haben sie den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht. Betroffen sind vor allem Großunternehmen. Auch hier sind die Aussichten düster: „Selbst nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juni die angekündigte Zinswende vollzogen hat, dürften die Unternehmensinsolvenzen bis zum Jahresende weiter steigen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau überschreiten“, warnt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Arbeitslosigkeit zieht wieder an

Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen noch relativ niedrig. Aber die Tendenz ist steigend. Im Oktober lag sie um über 180.000 höher als im Vorjahresmonat. Auch die Zahl der offenen Stellen sinkt: Im Oktober waren 689.000 Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, 60.000 weniger als vor einem Jahr.

Verunsichere Konsumenten…

Die Wachstumshoffnungen ruhen auf dem Konsum. Schließlich gab es nach dem Inflationsschock oft kräftige Lohnerhöhungen. Doch viele Verbraucher zögern, das Geld auszugeben. Zukunftsängste und die schwierige wirtschaftliche Lage drücken auf die Stimmung. Der GfK-Konsumklimaindex steigt zwar langsam, liegt aber immer noch weit unter den Werten vor der Corona-Pandemie.

… und Unternehmen

Auch die Stimmung der Unternehmen ist gedrückt, wie der ifo-Geschäftsklimaindex zeigt. Zwar ist er im Oktober wieder leicht gestiegen. Zuvor war er jedoch viermal in Folge gesunken.