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Deutschland bei schnellem Internet weiter nur EU-Mittelfeld

Glaserfaseranschlüsse in einem Verteilerkasten in Sachsen-Anhalt: Deutschland liegt bei schnellem Internet wie in den Vorjahren im europäischen Mittelfeld. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/Archiv
Glaserfaseranschlüsse in einem Verteilerkasten in Sachsen-Anhalt: Deutschland liegt bei schnellem Internet wie in den Vorjahren im europäischen Mittelfeld. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/Archiv

Deutschland strebt eine führende Rolle in der Digitalisierung in Europa an. Doch beim schnellen Internet haben Länder wie Dänemark oder die Niederlande die Nase vorn. Deutschland droht, abgehängt zu werden, mahnt das Institut der deutschen Wirtschaft.

Wiesbaden (dpa) - Deutschland kommt beim Ausbau des schnellen Internets nur schleppend voran und bleibt im EU-Schnitt Mittelmaß.

Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes verfügten im vergangenen Jahr 42 Prozent aller hiesigen Unternehmen mit Zugang zum Internet und mindestens 10 Beschäftigten über einen festen Breitbandanschluss mit einer vertraglich vereinbarten Datenübertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s).

Das waren zwar vier Prozentpunkte mehr als 2016, wie die Wiesbadener Behörde am Freitag mitteilte. Doch der EU-weite Durchschnitt stieg im gleichen Zeitraum um sechs Prozentpunkte. Trotz des Zuwachses liegt Deutschland wie in den Vorjahren im europäischen Mittelfeld und nur knapp über dem Durchschnitt aller 28 Staaten der Europäischen Union (40 Prozent).

Wenn sich das nicht bald ändere, werde Deutschland den Anschluss bei der dringend notwendigen Digitalisierung der Wirtschaft verlieren, urteilt Barbara Engels, Ökonomin beim Institut der deutschen Wirtschaft. Auch wenn immer mehr Regionen Zugang zu Breitband-Internet haben, bleibe das Ausbautempo zu gering. Das betreffe vor allem Unternehmen auf dem Land. Hier gebe es ein klassisches Henne-Ei-Problem: Weil schnelles Internet Mangelware sei, bestimme es oftmals auch nicht die Produkte und Geschäftsmodelle der Unternehmen - und wird deshalb nicht gefordert.

Die Spitzenplätze in der EU belegten im Jahr 2017 Dänemark (73 Prozent), die Niederlande (65 Prozent) und Schweden (64 Prozent). Deutschland rangiert nach Portugal auf dem fünften Platz. Am wenigsten verbreitet war schnelles Internet bei Unternehmen in Zypern (25 Prozent), Griechenland (25 Prozent) und Italien (23 Prozent).

Doch auch wo schnelles Internet versprochen wird, wird dies nicht immer erfüllt: Eine in dieser Woche vorgestellte Studie der Bonner Bundesnetzagentur kommt zu dem Ergebnis, dass fast drei von zehn Nutzern in Deutschland (28,4 Prozent) eine relativ langsame Verbindung haben. Ihre Datenübertragung war demnach nicht mal halb so schnell wie die vertraglich vereinbarte Höchstgeschwindigkeit. Für viele Firmen sind die Lücken in der Breitbandversorgung in Deutschland ein Problem im internationalen Wettbewerb.