Deutschlands Industrie in der Krise - Nach Schock bei Volkswagen: Auch Bosch-Chef schließt Jobabbau nicht aus
Nach dem kürzlichen Job-Schock bei Volkswagen folgt nun der nächste Paukenschlag in der deutschen Industrie: Bosch-Chef Stefan Hartung hat in einem Interview mit der Funke Mediengruppe einen möglichen weiteren Stellenabbau nicht ausgeschlossen.
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Der 58-Jährige wurde dazu befragt, ob es bei den geplanten 7500 Stellenstreichungen bleiben werde.
„Die momentane wirtschaftliche Lage macht es schwer, Prognosen zu treffen“, sagt Hartung. Und ergänzt: „Niemand baut gerne Stellen ab. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, dann suchen wir gemeinsam mit unseren Arbeitnehmervertretern die sozialverträglichste Lösung.“
Kein klares Zugeständnis zur Jobgarantie bei Bosch
Auf die Frage, ob Bosch an der 2023 beschlossenen Jobgarantie festhalte, gab Hartung eine ausweichende Antwort. „Wenn wir uns mit den Arbeitnehmervertretern auf den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen geeinigt haben, stehen wir zu dieser Vereinbarung.“ Allerdings, fügte er hinzu, sei die Situation eine andere, sollten „ganze Werke nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.“
Spekulationen über eine mögliche Werkschließung in Hildesheim, wo rund 1600 Jobs in der Elektromotorenproduktion auf der Kippe stehen. Man nehme die Berichte zur Kenntnis, sagte der Bosch-Chef. „Möglich sind Anpassungen bei Standorten nur dann, wenn es eine entsprechende Beschlusslage unserer Gremien gibt.“
Bei Bosch stehen rund 7500 Arbeitsplätze auf der Kippe, und fast die Hälfte davon betrifft die Kernsparte Automobiltechnik. Das ist für die deutsche Industrie besonders alarmierend, da Bosch in diesem Bereich eine Schlüsselrolle innerhalb der deutschen Industrie spielt. Auch in anderen Geschäftsbereichen des Konzerns, wie der Produktion von Wärmepumpen, Hausgeräten und Elektrowerkzeugen, sieht es düster aus.
Bosch-Chef appelliert an Bundesregierung
Der Bosch-Chef richtet auf klare Worte an die Ampel-Koalition: Das versprochene Klimageld müsse endlich kommen! Der Zuschuss müsse direkt an die Bürger zurückgeben oder für den Ausbau der Ladeinfrastruktur genutzt werden. Auch CO2-reduzierte Kraftstoffe könnten damit günstiger gemacht werden. Kaufprämien für E-Autos hingegen lehnt Hartung ab – das sei ein Markteingriff, der mit Vorsicht zu genießen sei.
Mit Blick auf das Verbrennerverbot ab 2035 fordert Hartung mehr Förderung für CO2-reduzierte Kraftstoffe. Denn: „Nur weil ab 2035 keine Verbrenner mehr produziert werden, heißt das nicht, dass Kunden keine mehr fahren wollen.“
Der CO2-Preis könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Hartung warnt jedoch davor, fossile Brennstoffe zu stark zu verteuern, da dies sowohl die Mobilität als auch die Logistik unnötig verteuern könnte – mit dem Risiko, die soziale Balance zu gefährden.
Bosch-Chef dämpft Hoffnungen auf Preisrutsch bei Wärmepumpen
Hartung macht auch wenig Hoffnung auf sinkende Preise bei Wärmepumpen. Die Nachfrage ist zuletzt spürbar zurückgegangen, doch günstigere Geräte seien trotzdem nicht in Sicht. „Ob Wärmepumpen jetzt schnell billiger werden – da muss man vorsichtig sein“, sagte Hartung. Der Grund: In den Geräten stecke viel teures Material, etwa Kupfer, dessen Preis sich am Weltmarkt orientiert. Dazu kommt: Die Produktion wurde gedrosselt. „Wärmepumpen werden wohl nie preiswerter sein als ein einfacher Gaskessel“, so Hartung.
Bosch setzt dennoch weiter stark auf das Wärmepumpen-Geschäft und plant, bis 2030 über eine Milliarde Euro in die Entwicklung und Produktion zu investieren. Doch die Zahlen sind rückläufig: Während 2023 noch ein Verkaufsrekord erreicht wurde, sank der Absatz im ersten Halbjahr 2024 auf nur 90.000 Wärmepumpen – weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Bundesregierung hat sich allerdings ambitionierte Ziele gesetzt: Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden.
Hartung spricht von einer „Durststrecke“ und macht dafür das neue Gebäudeenergiegesetz verantwortlich, das viele Kunden verunsichert habe. „Die Kunden warten derzeit lieber ab“, erklärt der Bosch-Chef. Er ist jedoch überzeugt, dass diese Kaufentscheidung nur verzögert sei: „Die Wärmepumpe ist ein großartiges Mittel, um die Wärmewende zu erreichen.“ Ziel ist es, klimaschädliche Öl- und Gaskessel durch umweltfreundlichere Heizlösungen zu ersetzen.