DFB-Pokal, Achtelfinale - Bayern verliert nach Neuers Rambo-Rot gegen Leverkusen und fliegt im Pokal raus
Beim DFB-Pokal-Kracher FC Bayern gegen Leverkusen geht es richtig zur Sache. Manuel Neuer sieht früh die Rote Karte, die Emotionen kochen hoch. Und am Ende jubelt der Titelverteidiger nach einem Joker-Tor. Die Partie zum Nachlesen.
Neuer nach Rambo-Rot: „Habe mich auf dem Platz schon entschuldigt“
23.19 Uhr: Prägende Szene des hitzigen Pokal-Fights war die berechtigte Rote Karte für Neuer, die erste in dessen 867. Profispiel. Der Bayern-Keeper sprach kurz nach Spielende im ARD-Interview über die Szene: „Ich glaube, am Ende fehlt der richtige Kontakt mit dem Ball bei mir. Frimpong hatte keinen richtigen Kontakt zum Ball. Ich versuche, ihn nicht anzugehen. Ich stand da und dann kam der Pfiff und ich habe die Rote Karte bekommen. Ich stehe immer hoch, eigentlich stehe ich die ganze Zeit hoch. Erstmal habe ich versucht, mit den Spielern auf dem Platz zu sprechen, sie zu ermutigen, dass wir das möglich machen können. Dann habe ich Dani (Peretz) noch ein paar Worte mitgegeben, dass er einfach sein Spiel spielen soll.“
Neuer wollte später über die Schlüsselszene nicht nochmal sprechen, sagte lediglich: „Das wissen die Kollegen ja. Ich habe mich auf dem Platz schon entschuldigt bei dem einen oder anderen. Das ist natürlich spielentscheidend. Das tut uns weh, und das tut mir natürlich leid.“
Kimmich: Manu hat uns „sehr oft gerettet“
Neuer hatte in seinem laut Verein 867. Spiel als Profifußballer in der 17. Minute seinen ersten Platzverweis kassiert. Nach einem langen Ball von Gäste-Kapitän Jonathan Tah hatte der 38-jährige Keeper den heranstürmenden Jeremie Frimpong mit einem harten Bodycheck außerhalb des Strafraums gestoppt. Schiedsrichter Harm Osmers zückte Rot. Das müsse er akzeptieren, sagte der langjährige Nationaltorhüter nach dem unstrittigen Platzverweis.
Vorwürfe von Teamkollegen gab es nach der schmerzhaften Niederlage keine. „Ich habe es nicht als spielentscheidend gesehen. Manu hat uns da schon sehr oft gerettet“, sagte Nationalmannschaftskapitän Joshua Kimmich. “Zu 99,9 Prozent trifft er die richtigen Entscheidungen. Kein Vorwurf!“
Das Wichtigste in Kürze: Nach der bitteren Rot-Premiere für Torwart Manuel Neuer hat Titelverteidiger Bayer Leverkusen den FC Bayern eiskalt aus dem DFB-Pokal geschossen. Die Münchner, die einen giftigen Achtelfinal-Kampf in Unterzahl lange bestimmten, kassierten durch das 0:1 (0:0) die folgenschwerste Niederlage in der noch jungen Amtszeit von Trainer Vincent Kompany. Zum fünften Mal nacheinander scheiterte der Rekordsieger damit vorzeitig im Cup-Wettbewerb.
Leverkusens Joker Nathan Tella ließ den Großteil der 75.000 Zuschauer wenige Minuten nach seiner Einwechslung mit seinem Kopfballtor verstummen (69. Minute). Der für Neuer eingewechselte israelische Nationaltorhüter Daniel Peretz hatte in seinem dritten Bayern-Profispiel keine Abwehrchance beim unbedrängten Kopfball des nur 1,73 Meter großen Bayer-Profis.
Neuers erster Platzverweis in seinem 867. Spiel im Profifußball war in der 17. Minute der frühe Startschuss für ein hitziges und prickelndes Gigantentreffen zwischen dem Rekordsieger aus München und dem Doublesieger vom Rhein.
Nach einem langen Ball von Nationalverteidiger Jonathan Tah hatte der 38-jährige Neuer den heranstürmenden Jeremie Frimpong mit einem Bodycheck außerhalb des Strafraums hart gestoppt. Schiedsrichter Harm Osmers zückte Rot. An dem für Bundestrainer Julian Nagelsmann „unstrittigen, wenn auch unglücklichen“ Platzverweis gab es nichts zu diskutieren.
Niedergeschlagen verdrückte sich der langjährige Nationaltorhüter in die Kabine. In Neuers Abwesenheit ging es im Anschluss nicht nur auf dem Rasen bei etlichen Zweikämpfen und Nickligkeiten heißblütig zur Sache, sondern auch zwischen den Trainerbänken.
DFB-Pokal: Bayern ohne Kane im Achtelfinale
Der FC Bayern München muss am Dienstagabend gegen Bayer 04 Leverkusen ohne Torjäger Harry Kane auskommen, der sich beim 1:1 in Dortmund einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hat. Den Ausfall des englischen Nationalstürmers will Trainer Vincent Kompany im Kollektiv auffangen.
Ein Titeltraum muss platzen. Von Bayern? Oder Bayer? „Es ist ein Top-Top-Spiel, die größte Herausforderung im Pokal und fast ein Finale für uns“, sagt Leverkusens Trainer Xabi Alonso, der mit seinem Team als Champion antritt. Die Gedanken von Münchens Coach Vincent Kompany kreisen vor dem gefühlten Endspiel zwischen Rekordsieger FC Bayern und dem Titelverteidiger 172 Tage vor dem echten DFB-Pokalfinale in Berlin trotzdem gar nicht so sehr um den immensen Druck im bislang bedeutendsten Fußballspiel der Saison.
„Ich gehe ein bisschen anders mit Druck um. Ich mag es, wenn diese Spiele auch groß gemacht werden“, sagte Kompany rund 35 Stunden vor dem Anpfiff der Achtelfinalpartie am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) in der Allianz Arena. Der Druck für ihn als Trainer liege mehr darin, „immer die beste Leistung zu bringen“. Und diese wird gegen Leverkusens Double-Gewinner nötig sein.
Der 38-jährige Kompany muss bei der reizvollen Trainer-Kraftprobe mit dem fünf Jahre älteren Alonso vor allem eine Schlüsselfrage lösen: Er braucht ein Harry-Kane-Double. Problem: Im werthaltigen Spieler-Portfolio des FC Bayern gibt es genau das nicht. „Harry hat 20 Tore in dieser Saison gemacht, das kannst du nicht ersetzen. Deswegen ist er auch ein Topspieler“, bemerkte Kompany zum verletzten Goalgetter, der rund zwei Wochen ausfällt.
100-Millionen-Euro-Mann Kane ist ein Unikat. Und Sportdirektor Christoph Freund winkte mit Blick auf die Winter-Transferperiode beim Kauf eines zweiten Top-Mittelstürmers ab. „Einen zweiten Harry Kane zu verpflichten, werden wir uns nicht leisten können. Das wäre auch für den Kader nicht gesund.“
In Leverkusen ist das anders. Da kann Alonso den aktuell wie Kane mit einer Muskelverletzung ausfallenden Mittelstürmer Victor Boniface eins zu eins durch Patrik Schick ersetzen. Der Tscheche erzielte sechs Tore in den jüngsten vier Pflichtspielen; eine Harry-Kane-Quote. „Patrik ist in einem Top-Moment“, sagte Alonso zum aktuellen Schick-Lauf, der sich in dem K.o.-Spiel fortsetzen soll.
Schicks Topform und die insgesamt gerade steil nach oben zeigende Leistungskurve des gesamten Leverkusener Meister-Ensembles veranlasst Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes zu durchaus forschen Tönen: „Wir sind eine starke Mannschaft und das werden wir in München zeigen.“
Bayern-Anführer Joshua Kimmich sieht beide Mannschaften „ganz gut drauf“. Er sieht „ein Duell auf Augenhöhe“ - trotz Münchner Heimvorteils. Kompany traut seinem Ensemble zu, den Verlust von Erfolgsgarant Kane, der sich beim 1:1 in Dortmund einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zuzog, im K.o.-Spiel mit offensiver Kreativität und als gieriges Kollektiv auffangen zu können.