DFB-Team vor Schweden: Wo sind Schweinsteigers Erben?
Das DFB-Team steht nach der Niederlage gegen Mexiko und vor der Partie gegen Schweden mit dem Rücken zur Wand. In der Gruppe F sind nun die erfahrenen Akteure gefragt. Wo sind die Weltmeister von 2014?
Große Ruhe kehrte am Tag nach der Mexiko-Pleite im deutschen Quartier ein. Medien waren nicht gewünscht, das Training fand hinter geschlossenen Türen statt. Der Bundestrainer sprach ebenso wenig zu den Medien wie Kapitän Manuel Neuer.
Eine Pressekonferenz mit Philipp Lahm wurde abgesagt, der ehemalige Verteidiger stellte sich aber als Botschafter der deutschen Bewerbung für die EM 2026 doch einigen Fragen. Zugelassen waren diese nur von Kindern einer Schule, Journalisten mussten stillschweigend zusehen.
Die Kommunikationsstrategie des DFB ist rund um das Turnier in Russland nicht unbedingt weltmeisterlich. Das sollte kein großes Problem sein, würden wenigstens die Leistungen auf dem Rasen für sich sprechen. Im ersten Spiel der Gruppe F war davon aber wenig zu sehen.
Nach #GERMEX ist vor #GERSWE: Der Blick geht nach vorne… #ZSMMN#DieMannschaft #WM2018 pic.twitter.com/hy9UZdHlUd
— Die Mannschaft (@DFB_Team) June 18, 2018
Wo sind die Erben der Weltmeister?
Oliver Bierhoff meldete sich zwar in der ARD zu Wort und sprach von einer großen Unzufriedenheit und Enttäuschung im deutschen Lager, mahnte aber zugleich an, dass “Ruhe” nun das Mittel der Wahl wäre. Der DFB ruht in sich selbst und bereitet sich auf das Spiel gegen Schweden (Sa., 20 Uhr, ARD) vor.
Gefordert werden dabei die erfahrenen Spieler sein. Die Spieler, die 2014 aus erster Hand von Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Miroslav Klose lernen konnte, was es bedeutet, bei einem Turnier die Führung zu übernehmen und das Team zu lenken.
Manuel Neuer, bisher vor allem mit sich selbst beschäftigt, wird sich zu Wort melden müssen, auch Spieler wie Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos, Sami Khedira, Thomas Müller oder Mesut Özil sind gefragt. Jeder auf seine Art, jeder innerhalb seiner Möglichkeiten.
Ronaldo darf Anschauungsbeispiel sein
Gegen Mexiko blieben sie weit entfernt von der Leistung, die einen Führungsspieler ausmachen sollte. Bestes Beispiel darf hier Cristiano Ronaldo sein, der seine Portugiesen im Alleingang zu einem 3:3-Unentschieden gegen Spanien schleppte.
Der Weltfußballer ist natürlich das Nonplusultra in dieser Beziehung, darf aber doch einen Orientierungspunkt darstellen. Trotz einer beispiellosen Titelsammlung lechzt Ronaldo nach jeder Minute, nach jedem Ballkontakt, nach jedem Tor im Dress seiner Nation.
Ähnliches wird gegen Schweden von den Führungsspielern der deutschen Mannschaft erforderlich sein. Sie müssen gegen die disziplinierten und erfahrenen Skandinavier vorangehen und damit jungen Aktueren wie Joshua Kimmich, Timo Werner oder auch WM-Debütant Marco Reus den Weg weisen.
Well deserved @miseleccionmxEN
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The balance in the team is not right!! @DFB_Team_EN
No team spirit, hunger or enough Desire!#Löw ist gefordert !!!!!#WorldCup18 #worldcup #DieMannschaft #ZSMMN #GERMEX #WorldCupRussia2018— Michael Ballack (@Ballack) June 17, 2018
Erfahrung muss auch sichtbar sein
Denn, so viel auch über die Taktik und die Überraschung durch Mexiko gesprochen wurde, so sehr muss auch der deutliche Intensitätsabfall der deutschen Mannschaft behandelt werden. Ein Meter zu wenig ist bei einer WM nicht akzeptabel.
Mit der Niederlage gegen Mexiko werden die deutschen Stars nun eher noch einen Meter mehr als erforderlich machen müssen. Warnende Beispiele gibt es genug, nicht zuletzt das spanische Nationalteam, das 2014 als Weltmeister krachend in der Vorrunde scheiterte.
Aus der Sicht des Bundestrainers ist das kein realistisches Szenario: “Uns wird das nicht passieren. Unsere Mannschaft hat genug Erfahrung, um auch mal mit so einer Niederlage umzugehen. Wir werden wieder aufstehen.” Es ist höchste Zeit, diese Erfahrung gewinnbringend einzusetzen und auf dem Platz (endlich) zu zeigen.