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DGB: fordert mehr Anerkennung von Familien- und Hausarbeit

Elke Hannack ist stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Foto: Michael Kappeler/Archiv
Elke Hannack ist stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Foto: Michael Kappeler/Archiv

Kindererziehung und Pflege von Angehörigen ist immer noch überwiegend Frauensache. Die Gewerkschaften fordern grundlegende Änderungen. Und die Justizministerin will sich in ihre Kleiderauswahl nicht reinreden lassen.

Berlin (dpa) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) pocht zum Jubiläum des Frauenwahlrechts auf eine stärkere Anerkennung der Pflege von Angehörigen, der Kindererziehung und Hausarbeit.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) beklagte, dass Frauen in der Politik ungerechter behandelt würden als Männer. Die stellvertretende DGB-Chefin Elke Hannack sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Wir brauchen eine breite Debatte über den Begriff der Arbeit, der neben der bezahlten Erwerbsarbeit auch die gesellschaftlich notwendige, unbezahlte Haus- und Sorgearbeit umfasst.» Hannack forderte auch weitere Schritte für mehr Gleichberechtigung.

Zur Familien- und Hausarbeit sagte sie, beides werde meist von Frauen erledigt. «Dieselbe Anerkennung wie männlich dominierte Erwerbsarbeit findet sie jedoch nicht», so die DGB-Vizechefin. «Das muss sich ändern.»

Der 12. November 1918 gilt als Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland. Hannack sagte: «Auch wenn Frauen seit 1918 mitbestimmen können, welche Persönlichkeiten welche Politik in diesem Land gestalten - von einer wirklichen Gleichstellung von Frauen und Männern sind wir noch weit entfernt.» Frauen hätten schlechtere Aufstiegschancen, würden im Schnitt schlechter bezahlt, arbeiteten häufiger in Minijobs, seien schlechter sozial abgesichert - und hingen dadurch oft immer noch am Geldbeutel des finanziell besser gestellten Mannes.

Hannack forderte die Parteien auf, mehr Frauen zu den Wahlen aufstellen, «damit Frauen entsprechend ihrem Anteil an der Bevölkerung auch in den Parlamenten vertreten sind». Die Bundesregierung müsse zudem die im Koalitionsvertrag vereinbarte Strategie für mehr Gleichstellung auf den Weg bringen. Union und SPD hatten sich auf eine ressortübergreifende Strategie und die Umsetzung mit einem Aktionsplan verständigt.

Hannack sagte: «Alle Gesetzesvorhaben sollten geprüft werden, damit sie die strukturelle Benachteiligung von Frauen nicht weiter verstärken, sondern dazu beitragen, sie zu vermindern.»

Barley sagte der «Bild am Sonntag» zur Frage der Benachteiligung von Frauen in der Politik, die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles werde «oft härter und manchmal klar unfairer als ihre männlichen Kollegen» angegangen. Laut Barley gibt es im Parlament Diskriminierung und gezielte Schmähungen aus der AfD-Fraktion gegenüber weiblichen Abgeordneten: «Wenn Frauen im Bundestag reden, höre ich oft beleidigende Bemerkungen über Stimme oder Aussehen, vor allem aus den Reihen der AfD. Es gibt immer noch Männerbünde, bei denen es zum guten Ton gehört, Frauen runterzumachen.»

Auch die Justizministerin hat nach eigenen Angaben mehrfach erlebt, wie ihr Kleidungsstil bewertet wurde: «Natürlich registriere ich, wenn bei mir über die Länge meiner Röcke diskutiert wird.» Barley betonte, dass sie sich von Kritikern nicht ihre Kleidung vorschreiben lässt. «Wenn man so groß ist wie ich, dann endet der Standardrock über dem Knie. Soll ich jetzt wirklich aufhören, Röcke und Kleider zu tragen? Ich finde, jede Frau muss das anziehen, was ihr gefällt.»

Barley trägt, wie sie sagt, gerne Schuhe mit hohem Absatz und setzt die manchmal politisch ein: «Ich selbst mag High Heels. Und manchmal sind die sogar politisch praktisch. Einem schwierigen Gesprächspartner im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe zu begegnen, ist ein guter Anfang.»