+++ Absturz in Litauen im Ticker +++ - DHL-Piloten verstanden Lotsin falsch und trafen merkwürdige Entscheidung

Auf diesem Foto aus einem Video sieht man eine Stichflamme und Rauch aufsteigen nachdem ein DHL-Frachtflugzeug in der Nähe von Vilnius abgestürtzt ist <span class="copyright">dpa</span>
Auf diesem Foto aus einem Video sieht man eine Stichflamme und Rauch aufsteigen nachdem ein DHL-Frachtflugzeug in der Nähe von Vilnius abgestürtzt ist dpa

Ein Frachtflugzeug, das im Auftrag von DHL in Leipzig startete, ist kurz vor dem Flughafen von Vilnius abgestürzt. Dabei stirbt ein Pilot. Jetzt wurden Funksprüche ausgewertet und bringen neue Details ans Licht. Die Bergungsarbeiten nach dem Absturz gehen weiter. Alle Entwicklungen im Newsticker.

Litauen: Bergungsarbeiten nach Flugzeugabsturz gehen weiter

20.02 Uhr: Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen gehen die Bergungsarbeiten weiter. Einsatzkräfte sammelten am Donnerstag weiter die Trümmer der Swiftair-Maschine ein, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war. Zum Einsatz kamen dabei auch Bagger und andere Geräte, wie ein dpa-Reporter an der Absturzstelle beobachtete. Ein Kran zur Bergung der großen Wrackteile war auf dem abgesperrten und von der Polizei abgesicherten Gelände noch nicht zu sehen.

Das Frachtflugzeug war am frühen Montagmorgen kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens Vilnius in ein Wohngebiet gestürzt und am Boden zerschellt. Dabei kam eines der vier Besatzungsmitglieder ums Leben. Die Absturzursache ist noch unbekannt.

Rekonstruktion zeigt: DHL-Piloten verstanden Lotsin falsch und trafen merkwürdige Entscheidung

Donnerstag, 28. November, 06.45 Uhr: Der „Spiegel“ hat mithilfe von Experten sowie öffentlich zugänglichen Daten und Funksprüchen den Absturz der DHL-Maschine rekonstruiert. Dabei gibt es mehrere Auffälligkeiten, die tendenziell auf menschliches Versagen schließen lassen. Zum einen konzentriert sich die Analyse auf die Kommunikation zwischen Cockpit und der Fluglotsin am Flughafen im litauischen Vilnius.

So habe der Pilot sich beim Tower mit den Worten „Good morning Control, Postman 18D“ gemeldet. Postman 18D war das Rufzeichen des Fluges. Daraufhin habe sich erstmal niemand gemeldet. Erst beim zweiten Versuch gab die Lotsin Rückmeldung. Die Lotsin erteilte Anweisungen zum Landeanflug, die die Crew jedoch nicht klar verstand. Zweimal fragten die Piloten nach, ehe sie verstanden, dass sie die Freigabe für den Landeanflug erhalten hatten. Möglicherweise waren die Piloten hier aber schon zu nah dran am Airport und noch zu schnell für eine sichere Landung.

Wie der „Spiegel“ schreibt, verfehlte das Flugzeug deshalb den Anflugweg und die Piloten mussten korrigieren. Währenddessen hätte die Fluglotsin gefordert, auf die für die Landung bereitstehende Funk-Frequenz zu wechseln. Hier passierte womöglich ein weiterer tödlicher Fehler. Denn die Crew verstand die Ziffernfolge wohl falsch, eine Zahl kam nicht richtig an. Die Piloten wiederholten extra noch einmal die verstandene Frequenz - doch die Lotsin schritt nicht ein, obwohl diese falsch war.

Die Folge: Die Piloten funkten ins Leere, die Lotsin ebenfalls. Die Piloten bemerkten nun offenbar, dass sie für den Landeanflug zu schnell waren und versuchten laut „Spiegel“, Geschwindigkeit abzubauen. Dabei sank die Maschine aber wohl schneller als gedacht. In den Flugdaten ist vermerkt, dass die Piloten kurz vor dem Aufprall noch versuchten, die Nase des Flugzeugs hochzuziehen, wodurch es womöglich zu einem Strömungsabfall kam. Das Flugzeug crashte wenige hundert Meter von der Landebahn entfernt. Das Manöver der Piloten sei deshalb merkwürdig, so die Autoren, weil sie ja hätten sehen müssen, dass sie für ein Erreichen der Landebahn schon deutlich zu niedrig waren. Warum also steuerten sie nicht schon früher gegen?

Wie der „Spiegel“ schreibt, sind aber weitere Untersuchungen nötig, um den Absturzgrund wirklich zu ermitteln. Denn sowohl stressige Anflüge als auch Misskommunikation mit dem Tower seien keine Seltenheit, Piloten würden darauf gezielt vorbereitet.

Absturz von DHL-Flugzeug: BND hat keine Hinweise auf russische Sabotage

18.29 Uhr: Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat nach Angaben seines Präsidenten Bruno Kahl keine belastbaren Erkenntnisse, dass russische Sabotage zum Absturz des DHL-Frachtflugzeugs am Montag in Litauen geführt haben könnte. „Bisher haben wir keine konkreten Hinweise, dass sich etwas in diese Richtung ereignet haben könnte“, sagte Kahl im ARD-"Interview der Woche", aus dem am Mittwoch Auszüge vorab veröffentlicht wurden.

Ein Verdacht in Richtung Russland sei aber naheliegend, sagte Kahl: „Den Verdacht musste man sofort haben nach den Hinweisen, die wir vorher erhalten hatten.“ Deutsche Sicherheitsbehörden hätten bereits im Sommer vor selbstentzündenden Paketen in DHL-Frachtflugzeugen gewarnt, betonte der BND-Präsident. Sicherheitskreise hielten es für möglich, dass es sich dabei um Sabotage durch russische Geheimdienste handelt.

Flugzeugabsturz in Litauen: Bislang keine Anzeichen für Sabotage

14.45 Uhr: Litauen liegen bislang keine Erkenntnisse vor, dass der Absturz eines Frachtflugzeugs aus Deutschland in Vilnius absichtlich herbeigeführt worden sein könnte. „Nach allem, was wir jetzt haben und was wir wissen, gibt es keine Anzeichen dafür, dass ein Sabotageakt vorliegen könnte“, sagte Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas dem litauischen Rundfunk zufolge vor Journalisten im Parlament in Vilnius. „Es kann nichts ausgeschlossen werden, aber im Moment habe ich keine Argumente, etwas anderes zu sagen.“

Laut Kasciunas lassen vorläufige Analysen und erste Befragungen von überlebenden Besatzungsmitgliedern eine solche vorläufige Schlussfolgerung. So habe eine Analyse ergeben, dass es keine äußeren Einwirkungen auf das landende Flugzeug gab. Was an Bord der Maschine passiert sein könnte, werde die Auswertung der Flugschreiber zeigen. Besatzungsmitglieder hätten in Gesprächen gesagt, nichts Ungewöhnliches wie etwa Rauch an Bord bemerkt zu haben, sagte der litauische Verteidigungsminister.

„Tendenz zu einer eher technischen Version des Flugzeugabsturzes“

Auch der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums, Vilmantas Vitkauskas, sagte, es bestehe die „Tendenz zu einer eher technischen Version des Flugzeugabsturzes“. Weitere Erkenntnisse erhoffte er sich von der Auswertung der Flugschreiber, die aus der völlig zerstörten Maschine geborgen wurden. Der Flugdatenschreiber zeichnet die Flugdaten auf, der Stimmenrekorder die Gespräche im Cockpit.

Das Frachtflugzeug war am frühen Montagmorgen von Leipzig nach Vilnius geflogen und kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens in ein Wohngebiet gestürzt und am Boden zerschellt. Dabei kam eines der vier Besatzungsmitglieder ums Leben.

Litauen: Flugschreiber soll in Deutschland untersucht werden

14.38 Uhr: Die Auswertung der Flugschreiber des in Litauen abgestürzten Frachtflugzeugs soll nach Angaben der Behörden in Vilnius in Deutschland erfolgen. Grund dafür sei, dass es in dem Baltenstaat keine Forschungseinrichtung gebe, die den Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder der Swift-Air-Maschine, die im Auftrag von DHL von Leipzig in die litauische Hauptstadt Vilnius unterwegs war, analysieren kann. Dies teilten die litauischen Ermittler mit.

Wahrscheinlich werde die Auswertung bei „einem unserer europäischen Verbündeten“ erfolgen, sagte der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums, Vilmantas Vitkauskas, im litauischen Radio. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Der Leiter der beim litauischen Justizministerium angesiedelten Stelle für Untersuchungen von Verkehrsunfällen, Laurynas Naujokaitis, nannte schließlich Deutschland als konkretes Zielland. „Wir planen, sie nach Deutschland zu schicken, warten aber noch auf eine Antwort der Ermittlungsbehörden, da diese Beamte abstellen, die die Flugschreiber begleiten“, sagte er der Agentur BNS.

In ARD-Show stellt oberster Bundeswehr-General brisante Theorie auf

Mittwoch, 27. November, 06.23 Uhr: Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer hält es für möglich, dass der Absturz des DHL-Frachtflugzeugs in Litauen eine Art Test Russlands gewesen sein könnte, um Schwachstellen zu erkunden.

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ARD Das Erste/WDR

„Wir haben schon im Sommer dieses Jahres eine ähnliche Situation erlebt und jetzt ist dort etwas passiert, was in dieses Muster mit hinein passt“, sagte Breuer in der ARD-Talksendung „maischberger“.

Aus Sicht des Generalinspekteurs hat Russlands Präsident Wladimir Putin einen hybriden Zustand erzeugt. „Ein Zustand, der nicht mehr ganz Frieden, aber auch noch nicht ganz Krieg ist und in dieser Grauzone sich hin und her bewegt. Dazu gehört, dass man austestet, wie weit man gehen kann“, sagte Breuer bei „maischberger“.

Litauen: Flugschreiber der Unglücksmaschine gefunden

12.24 Uhr: Einen Tag nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen haben die Ermittler die Flugschreiber der Unglücksmaschine geborgen. Neben dem Flugdatenschreiber sei auch der Stimmenrekorder gefunden worden, teilte das litauische Justizministerium mit. Beide Geräte seien gegen Mittag aus dem Wrack entfernt worden und sollen nun untersucht werden. Als sogenannte Black Box könnten sie Aufschluss über die bislang unbekannte Ursache des Absturzes geben.

Die Maschine der Airline Swift Air, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war, war am frühen Montagmorgen in der Nähe des Flughafens Vilnius knapp neben einem Wohngebäude abgestürzt. Dabei kam ein Mensch ums Leben.

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