"Du musst dich nicht für deine Tränen schämen, Horst!"

Reisereportage trifft persönliches Porträt: "Bares für Rares"-Trödelgott Horst Lichter ging mit dem "letzten Bullen" Henning Baum auf Motorradtour durch Kroatien. Dabei legte Lichter den weichen Kern des beinharten Schauspielers frei.

Zu den Weihnachtsfeiertagen gehört traditionell gutes Essen, das Zusammensein mit den Lieben - und seit zwei Jahren für viele ZDF-Zuschauer auch die Reihe "Horst Lichter sucht das Glück". Darin geht der charismatische Moderator mit einem ganz besonderen Gast auf eine Motorradtour durch ein Land und hält nach der Quelle des Glücks Ausschau. Nachdem Lichter in den vergangenen Jahren mit Jenke von Wilmsdorff Norwegen und mit Schauspieler Hardy Krüger Jr. Frankreich unsicher gemacht hatte, stieg er dieses Jahr an der Seite von "Der letzte Bulle"-Star Henning Baum auf den Sattel. Ihr Ziel: Kroatien, das das Bikerduo ausgehend von den Höhlen von Skocjan bis Dubrovnik auf dem Motorrad erkundete.

Bei ihrem ersten Halt trafen die beiden im kleinen Örtchen Livade auf den Trüffelsucher Gianfranco Zigante. Er hatte einst das Glück, den größten Trüffel der Welt zu finden. Doch Zigante schlug gigantische Geldsummen aus und beschenkte stattdessen sein Dorf mit einem großen Essen. "Genau dadurch hat er viel mehr zurückgewonnen als für den Trüffel, weil heute kennt ihn die Welt, und alle kaufen bei ihm Trüffel", lobte Horst Lichter. Neben dem Besuch bei Zigante kamen Lichter seinen Kompagnon schon auf der ersten Etappe näher. "Mit 16, bei einer Schulvorstellung, hat der Blitz eingeschlagen. Das Proben vorher war noch sehr mühsam. Aber bei der Vorstellung habe ich plötzlich gemerkt, wie eine Art Energiequelle angezapft wurde. Das war das erste Mal, dass ich etwas viel besser konnte als alle anderen Sachen", beschreibt Baum seine Motivation, Schauspieler zu werden.

Was ist Glück?

Offen und humorvoll zeigte sich der beliebte Mime auch im Olivenhain von Lun, wo er mit Horst Lichter an seiner Seite klassischer Musik des Vater-Tochter-Gespanns Drazen und Sarah lauscht. "Du brauchst dich nicht für deine Tränen schämen, Horst. Ich kann es nur zurückhalten, damit mein Image nicht zu Bruch geht", so der augenzwinkernde Kommentar Baums. Unter den Olivenzweigen kam das Duo auch ihrem Ziel, der Suche nach Glück, näher. Für Violinistin Sarah sei es "das Schönste, wenn man Musik mit anderen Leuten teilen kann und merkt, diese Energie kommt vom Publikum wieder zurück. Das erfüllt mich selbst am meisten." Dass auch in Baum ein musikalisches Talent schlummert, stellte der Schauspieler im Duett mit der Geigerin unter Beweis.

Glück empfindet auch die Frisörin Neda, und das, obwohl sie einem ärmlichen Viertel von Zadar lebt. Doch sie hat sich nicht nur den Traum eines eigenen Frisörsalons erfüllt, sondern sich auch von der krankmachenden Beziehung zu ihrem Ex-Mann losgesagt. "Ich lebe meinen Traum, ich träume nicht mehr", erzählt Neda. "Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sich im Spiegel anguckt und weiß, wer man ist. Das habe ich lange nicht gewusst." Nach dem Zwischenstopp in Zadar stranden Horst Lichter und Henning Baum auch noch auf den Inseln der Kronaten, bei den Wasserfällen von Krk und auf der Lavendelinsel Hvar.

Der Beginn einer Männerfreundschaft?

Je länger die Reise dauerte, desto näher kam Horst Lichter seinem Travelbuddy, und er erfuhr auch etwas über dessen Familie. "Großfamilie ist etwas sehr Schönes. Das braucht Organisationsgeschick, ist aber sehr lebendig", beschreibt Henning Baum das Zusammenleben mit seinen vier Kindern von drei Frauen. Außerdem eröffnete der vermeintlich harte Kerl einen Blick auf seinen weichen Kern: "Ich bin überzeugt davon, dass gerade ein Mann gut daran tut, wenn er sich musischen Dingen öffnet und er weiche Seiten in sich ausbildet. Weich bedeutet ja nicht verweichlicht oder schwach. Weich bedeutet, empfindsam zu sein." Für seinen Traum vom Schauspielerdasein musste er dennoch einige Hürden aus dem Weg räumen: "Man muss bereit sein, Dreck zu fressen. Wer wirklich bereit ist, Schauspieler zu werden, der kann auch zur Fremdenlegion gehen."

Am Ende der 1.000 Kilometer langen Reise landeten Horst Lichter und Henning Baum in dem leerstehenden "Hotel Belvedere" nahe der Touristenmetropole Dubrovnik. Während Baum die "geile Kumpeltour mit interessanten Leuten" als "ein richtiges Geschenk" wahrnahm, zog Lichter das Fazit: "Ich kann für mich sagen: Ich habe schon länger mein Glück gefunden. Aber ich habe auf der Reise noch einmal einen sehr wertvollen Menschen gefunden. Das macht mich noch glücklicher." Wenn das nicht der Beginn einer wahren Männerfreundschaft ist.