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„Die Botschaft lautet ‚Germans First’“: Dunja Hayali kritisiert Essener Tafel

Dunja Hayali übt Kritik an der derzeitigen Vorgehensweise der Essener Sozialeinrichtung. (Bild: Alexander Koerner/Getty Images for Gruner + Jahr)
Dunja Hayali übt Kritik an der derzeitigen Vorgehensweise der Essener Sozialeinrichtung. (Bild: Alexander Koerner/Getty Images for Gruner + Jahr)

In einem ausführlichen Facebook-Posting kritisierte Moderatorin und Journalistin Dunja Hayali die Entscheidung der Essener Tafel, nur noch deutsche Staatsbürger als Neukunden zu registrieren.

Vor wenigen Tagen verlautbarte die Essener Tafel, die sich um die Essensversorgung armer Menschen kümmert, vorläufig nur noch Menschen mit deutschem Pass aufnehmen zu wollen. Dies stieß vielerorts auf heftige Kritik – so sprach unter anderem Bundessozialministerin Katarina Barley davon, dass dieses Vorgehen Vorurteile und Ausgrenzung fördere. Der Chef der Essener Tafel, Jörg Sartor, wies derartige Anschuldigungen deutlich zurück: „Jetzt haut ein Haufen Politiker auf uns ein, ohne sich zu informieren. Die sollen sich mal herbewegen und vor Ort mitarbeiten. Danach können sie sich gerne äußern.“ Sartor wolle sich „weder von linken Politikern noch von rechten“ vor den Karren spannen lassen.

Auch Moderatorin Dunja Hayali spricht sich offen gegen diese Regelung aus und macht auf ihrer Facebook-Seite ihrem Ärger Luft. „Nicht deutsch? Kein Essen! Ist das richtig? Ist das nachvollziehbar?“, beginnt die Moderatorin ihr Facebook-Posting und zitiert Bertold Brecht: „‚Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral’. Das wusste schon Bertolt Brecht. Aber wir leben nicht 1928 zu Zeiten der Dreigroschenoper, sondern 2018 in einem der reichsten Länder der Erde. Und hier konkurrieren jetzt die Ärmsten der Armen um kostenlose Lebensmittel und werden nach Nation sortiert?“

Die Begründung der Essener Tafel war, dass der Migrantenanteil der Lebensmittelbezieher mittlerweile auf 75 Prozent gestiegen sei. Das berichtete unter anderem „Die Welt“. Hayali sieht hier ein großes politisches Problem: „Die Botschaft – weltweit verbreitet –, lautet: Germans First. So wundert es nicht wirklich, dass in der Nacht zu Sonntag die Autos der Essener Tafel und die hintere Eingangstür reflexhaft mit ‚Fuck Nazis’- Sprüchen beschmiert wurden“, schreibt sie und bezieht sich damit auf die Unbekannten, die in der Nacht auf Sonntag Türen der Sozialeinrichtung sowie parkende Autos mit Parolen besprühten.

Hayali sieht jedoch keinen politischen Willen hinter der Entscheidung der Tafel – die Mitarbeiter würden sich schließlich ehrenamtlich engagieren, um Menschen zu helfen, sie gelte es nicht zu diffamieren. Das Vorgehen sei jedoch in ihren Augen falsch:

„Da gibt es bessere Verfahren, einen Ausgleich herzustellen, die auch von vielen anderen Tafeln angewendet werden wie zum Beispiel Punktesysteme, häufigere Öffnungszeiten, Losverfahren und anderes“, attestiert Hayali und verweist auf das Hauptproblem, das ihrer Meinung hinter dem Vorgehen der Essener Tafel steckt: „Es gibt ein ernsthaftes Problem […] In manchen sozialen Brennpunkten fühlt sich die angestammte, eingesessene Bevölkerung an den Rand gedrängt. Sie fühlt sich dort (und vielleicht ist sie es auch faktisch) als die vernachlässigte Minderheit im ‚eigenen Land’. Zurückgeschubst, weggedrängt, ignoriert“, schreibt sie und kommt zur Schlussfolgerung, man müsse die Sorgen jener Menschen ernst nehmen und ihnen nicht nur „Toleranz verordnen“. Das erzeuge nur Trotz und Wut und treibe diese Menschen den rechtspopulistischen bzw. extremistischen Parteien zu.

Während ihr auf Facebook viele User zustimmten, kritisierten andere Hayalis Haltung: „[D]ie Tafeln wurden gegründet um hilfebedürftigen Menschen zu helfen. Sie ist keine internationale Hilfsorganisation sondern eine überwiegend ehrenamtliche Organisation.. diese SOLLTE meiner Meinung nach den armen Menschen und Obdachlosen als Unterstützung dienen.. den zugewanderten Mitbürgern zu helfen, ist leider Sache der Kommunen bzw. des Bundes! Diesen Menschen zu helfen, ist nicht Aufgabe der Tafeln!“, schrieb ein Facebook-Nutzer.

Eine andere Person relativierte Hayalis „Germans First“-Vorwurf: „Wenn 75 Prozent der Abnehmer Ausländer sind, kann man wohl kaum von German first sprechen. Ich habe das Vorgehen so verstanden, das der Stopp besteht, bis das Verhältnis von ausländischen und deutschen Abnehmern wieder ausgewogen ist.“

Eine andere Userin kritisierte, dass solche Sozialeinrichtung überhaupt nötig sind: „Ich finde es schlimm, dass es in unserem so reichen Land Tafeln geben muss, dass so viele Menschen egal welcher Hautfarbe, welchen Alters etc. dort um Lebensmittel anstehen müssen.“