Die größten Präsidenten der USA: Politologen sehen Trump auf dem letzten Platz

Donald Trump zeigt sich gerne als Sieger – allerdings gewinnt der Republikaner bei weitem nicht jedes Rennen, wie eine Liste beweist. (Bild: AP Photo/Manuel Balce Ceneta)
Donald Trump zeigt sich gerne als Sieger – allerdings gewinnt der Republikaner bei weitem nicht jedes Rennen, wie eine Liste beweist. (Bild: AP Photo/Manuel Balce Ceneta)

So möchte Donald Trump wohl nicht in die Geschichte eingehen: 170 Politikwissenschaftler reihten in der „Presidential Greatness“-Liste alle US-Präsidenten nach staatsmännischer Größe. Der amtierende US-Präsident belegt dabei weit abgeschlagen den letzten Platz.

Donald Trump ist bekannt dafür, seine eigenen Vorzüge gerne und oft in den Vordergrund zu stellen und von sich selbst in Superlativen zu sprechen. Dass diese Begeisterung bei weitem nicht alle teilen, beweist die Liste der „Presidential Greatness“. In Sachen staatsmännische Größe ist der amtierende US-Präsident nämlich absolutes Schlusslicht.

170 Mitglieder der renommierten „American Political Science Association“ aus dem Bereich „Presidents and Executive Politics“ stimmten über die Liste ab. Die Wertung: 0 stand für Scheitern, 50 für Durchschnitt und 100 für Größe. Der Durchschnitt aller Wertungen bestimmt die Reihenfolge aller US-Präsidenten der Geschichte.

Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, kommt auf einen Punktedurchschnitt von 12,34 und liegt damit auf dem letzten Platz. Da sowohl 1884 als auch 1892 Grover Cleveland die Präsidentschaftswahlen für sich entscheiden konnte, ergeben sich für das Ranking lediglich 44 Plätze.

Den 43. Platz belegt der 15. Präsident der USA, James Buchanan, der von 1857 bis 1861 das Amt belegte. Buchanan war Befürworter der Sklaverei, seine Präsidentschaft führte schließlich in den Amerikanischen Bürgerkrieg. Buchanan erwies sich als unfähig, die innenpolitischen Spannungen zu lösen, er ermutigte die Südstaaten sogar, sich gegen die Union aufzulehnen und trieb die USA so in die Spaltung. In den letzten Monaten seiner Präsidentschaft blieb er nahezu völlig passiv, ehe er 1861 das Amt an Abraham Lincoln übergab. Mit einem Punkteschnitt von 15,09 liegt er immer noch 2,75 Punkte vor Trump.

Mit 19,02 Punkten auf Platz 42: der 9. Präsident der USA, William Henry Harrison. Harrisons Präsidentschaft ist die kürzeste in der Geschichte der USA – nachdem er am 4. März 1841 vereidigt wurde, starb er einen Monat später an einer Lungenentzündung. Er wurde durch den Vizepräsidenten John Tylor ersetzt – ebenfalls ein Novum. Harrison ging aufgrund der Kürze seiner Amtszeit als unbedeutender Präsident in die Geschichte der USA ein.

Benjamin Pierce, Platz 41, gilt als rückwärtsgewandter Präsident, dessen Politik zu großen Verstimmungen mit Großbritannien führte und der unfähig war, den Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten der USA zu lösen. Die Einschätzung des Abgeordneten Charles Francis Adam, man könne über Pierces Präsidentschaft froh sein, weil man aus diesen Fehlern gelernt hätte, bestätigte sich nicht: Sein Nachfolger wurde James Buchanan (siehe Platz 43).

Platz 40 belegt der 17. Präsident der USA, Andrew Johnson. Auch er ist einer der unbeliebtesten Präsidenten der US-Geschichte. Er galt als unbeirrbarer Rassist, der sich weigerte, Afroamerikanern mehr Rechte zuzugestehen.

Trumps Vorgänger Barack Obama belegt Platz 8. Damit verbessert sich Obama im Vergleich zur vorherigen Liste, die vor vier Jahren erstellt wurde, um ganze zehn Plätze.

Trumps Vorgänger Barack Obama ist zumindest bei Historikern deutlich beliebter – und belegt mit einem Schnitt von 71,13 den achten Platz der Liste. (Bild: AP Photo/Michael Probst)
Trumps Vorgänger Barack Obama ist zumindest bei Historikern deutlich beliebter – und belegt mit einem Schnitt von 71,13 den achten Platz der Liste. (Bild: AP Photo/Michael Probst)

Die unumstrittene Nummer eins ist Abraham Lincoln (95,30 Punkte), gefolgt von George Washington (92,59) und Franklin D. Roosevelt (89,09).

Auch über ihre politischen Präferenzen sollten die Umfrageteilnehmer Auskunft geben. 57,2 Prozent bezeichneten sich als Demokraten, der Republikaner-Anteil betrug 12,7 Prozent, 27,1 Prozent sahen sich als unabhängig, 3 Prozent gaben „anderes“ an. Auch ob man sich selbst als „liberal“ (32,5 Prozent), „eher liberal“ (25,9 Prozent), moderat (24,1 Prozent) oder „eher konservativ“ (12 Prozent) sieht, eruierte die Umfrage von den Teilnehmern.

Die Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern sind dabei aber längst nicht so gravierend, wie man glauben könnte. Zwar kam Barack Obama bei den Republikanern deutlich schlechter weg (Platz 16), aber Donald Trump belegte auch bei ihnen nur Platz 40 von 44.

Die Teilnehmer wurden außerdem gebeten, die fünf ihrer Meinung nach polarisierendsten Präsidenten aller Zeiten aufzuzählen – mit 1 als Höchstnote. Diese Wertung konnte Donald Trump für sich entscheiden – und zwar mit beachtlichem Abstand. Mit einem Schnitt von 1,6 liegt er auf Platz eins, gefolgt von Andrew Jackson mit einem Schnitt von 3,26. Jackson, der siebte US-Präsident, wird heute vor allem wegen seines Umgangs mit Ureinwohnern kritisiert. Die Vertreibung von Eingeborenen, die unter Jackson vollzogen wurde, forderte zahlreiche Todesopfer. Platz drei der polarisierendsten Präsidenten belegt George W. Bush mit einem Schnitt von 3,28.

Letzter Platz bei „Presidential Greatness“ – das wird jemanden, der „Make America Great Again“ als seinen Slogan nutzt, wohl weniger freuen.