Die größte Suppenküche der Welt

Versorgung von 100.000 Bedürftigen täglich im goldenen Tempel

Jeden Tag werden rund 100.000 Menschen kostenlos in der weltweit größten Suppenküche verköstigt. Die befindet sich in Indiens Goldenem Tempel und hat mehr Zulauf als das Taj Mahal.

Der Goldene Tempel in Indien wird täglich von mehr Menschen besucht als das Taj Mahal.
Der Goldene Tempel in Indien wird täglich von mehr Menschen besucht als das Taj Mahal.

Rund 100.000 Menschen strömen jeden Tag in den Goldenen Tempel im indischen Amritsar, auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit. Das beeindruckende Bauwerk ist nicht nur hübsch anzuschauen, es ist auch die Heimat der größten Suppenküche der Welt.

Religion und sozialer Status bleiben vor den Tempeltüren

Ausnahmslos jeder bekommt im Gottestempel Harmandir Sahib etwas zu essen. Ob sich ein Tourist zufällig zur Mittagszeit in den Tempel verirrt oder ein Obdachloser hier seine einzige Mahlzeit am Tag entgegennimmt, die rund 450 Mitarbeiter und über 100 ehrenamtlichen Helfer machen keine Unterschiede. Jeder Besucher bekommt das gleiche Dal, Gemüse und Kheer (ein dicker Reispudding) auf einen von 40.000 Metalltellern und -schüsseln gefüllt, die abwechselnd abgewaschen und ausgeteilt werden. Währenddessen strömt der Duft von 1.700 Pfund Zwiebeln, 132 Pfund Knoblauch und 330 Pfund roten Chilis durch den Tempel. Im Durchschnitt werden hier jeden Tag 7.000 Kilogramm Weizenmehl, 1.200 Kilo Reis und 1.300 Kilo Linsen verbraucht.

Alle zusammen sitzen die hungrigen Besucher dann aufgereiht auf dem Boden und essen gemeinschaftlich. Doch nicht nur mittags werden die Besucher verköstigt. Auch wer sich spät Nachts zu dem indischen Tempel begibt, wird hier noch versorgt werden. Denn das „Langar“, wie die Suppenküche genannt wird, schließt nie. „Das ist unsere Tradition“, sagte der Manager Harpinder Singh (45) gegenüber „The New York Times“. „Jeder, der möchte, kann herkommen und essen.“ Für jeden gelten aber die Regeln als Zeichen des Respekts den Kopf zu bedecken und die Schuhe auszuziehen.

Die Suppenküche widersetzt sich dem Kastensystem

Die Idee für dieses Projekt entstand vor rund 500 Jahren. Der indische Sikh Guru Amara Das soll damals die Vision von einem Ort gehabt haben, an dem jeder, unabhängig von seinem sozialen Status und seiner Religion, auf dem Boden sitzen und das gleiche Essen wie alle anderen zu sich nehmen kann. Hinter dieser Idee steckt die Ablehnung des Kastensystems und der damit verbundenen sozialen Ungleichheit in Indien.

Viele Sikh Tempel verteilen heute kostenlos Essen. Die Suppenküche im goldenen Tempel ist die größte unter ihnen. Mit über 100.000 Besuchern an Wochentagen und bis zu 150.000 an Feiertagen hat der Tempel mehr Zulauf als Indiens bekannteste Sehenswürdigkeit, das Taj Mahal.