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Die Terroristen vom IS erobern nur die Abgründe in ihren Herzen

Die Europäer lassen sich vom Terror nicht aus der Bahn bringen – wie auch dieser Jogger am Tag nach dem Anschlag in Barcelona zeigt (Bild: AP Photo/Manu Fernandez)
Die Europäer lassen sich vom Terror nicht aus der Bahn bringen – wie auch dieser Jogger am Tag nach dem Anschlag in Barcelona zeigt (Bild: AP Photo/Manu Fernandez)

Mit Anschlägen in Spanien meldet sich die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) zurück. Helfen tut es ihr nichts. Es gibt nur den Untergang.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Nach der Terrorfahrt von Barcelona, weiteren Anschlägen und vereitelten Versuchen bleiben wir, wie immer, bei der Frage, was das mit uns macht. Eigentlich sind es zwei Fragen. Die erste: Hat solch Terror eine Auswirkung auf unser Leben? Und gibt es einen Gewinner bei der Sache, ist der IS als Urheber des Terrors nun gestärkt?

Beide Fragen sind rasch beantwortet, es siegt das Menschliche und es verliert das Konstrukt.

Anfang oder Ende eines Krieges?

Nach solchen Anschlägen wird der IS in den Medien gleichzeitig hoch und niedergeschrieben. Der Krieg sei noch längst nicht vorbei, heißt es auf der einen Seite, er habe gerade erst begonnen. Die andere Seite meint, der IS könne nur verlieren, weil er schlicht böse ist; und das Gute werde halt obsiegen, solange wir unsere Herzen warm halten.

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Beide Thesen sind allzu leicht formuliert und folgen einem Wunschdenken. Nüchtern betrachtet bleibt nach Barcelona dieses Fazit:

Die Terroristen vom IS suchen symbolträchtige Orte, wo viele Leute zusammenkommen, am ehesten Touristen. Sie suchen globalisierte Orte auf, wo Menschen aus verschiedenen Regionen aufeinandertreffen – sie wollen damit ihre Saat der Angst breiter streuen. Gleichzeitig versuchen sie, die Erinnerungen an diese öffentlichen Orte zu vergiften, ihnen ein „von nun an wird nichts wieder sein, wie es war“ anzuhängen. Dieser Satz stimmt für die Hinterbliebenen von Terrortoten, auch für Verletzte, Traumatisierte, irgendwie Beteiligte. Aber, und nun kommt ein grausam kalter Satz: Die Anzahl dieser Menschen ist begrenzt. Ihre Anzahl ist im Verhältnis zur „Öffentlichkeit“ so klein, dass sie nicht ins Gewicht fällt. Aber es ist so.

Die Anschläge des IS werden Europa nicht verändern. Sie werden, in den Augen der nicht unmittelbar Beteiligten, Nadelstiche bleiben. Mit jedem weiteren Überfall, jeder weiteren Messerattacke und Terrorfahrt werden die Terroristen sich allerhöchstens in eine Fußnote der europäischen Geschichte schreiben, mehr nicht.

Trotz Anschlägen: Der Einfluss des IS geht zurück

Der IS folgt der Rechnung, durch seine Anschläge in Europa den Rassismus gegenüber Muslimen zu schüren, damit von denen sich einige enttäuscht abwenden und im Terror selbst einen Weg suchen – also eine Art Nachwuchssuche durch Terror, aber diese Methode nutzt sich ab. Und militärisch hat der IS auch bessere Zeiten gesehen, sein Kalifat schrumpft.

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Damit nähert sich der IS wieder seinem alten Mastermind an, der al-Qaida. Diese Gruppe wollte nie regieren, nie über ein Territorium herrschen. Die Leute von al-Qaida gefallen sich darin, das in ihren Augen Richtige zu tun, etwas unbewusst extrem Eitles. Jetzt, wo der IS „Rückbau“ betreibt, bleibt ihm dieser Weg als Alternative.

Der Einfluss des IS wird also geringer, trotz Barcelona. Für die Opfer ist das kein Trost. Aber für alle anderen eine Perspektive.

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