Die unglaubliche zehnmonatige Verwandlung eines Transgender-Teenagers

„Mit 10 Jahren dachte ich, ‚Es ist okay, ich werde erwachsen, suche mir eine Ehefrau, habe Kinder und spiele Familie – das wird eine gute Tarnung’“, erzählt Sayge Luka gegenüber Be.

Mit 19 sieht Sayge Luka aus wie jede andere schöne Frau, der die Welt zu Füßen liegt. Sie hat einen fantastischen Freund beim Militär, ist eben in ein Haus in Melbourne gezogen, das sie mit Freunden teilt und veröffentlicht süße Instagram-Beiträge über ihre fabelhaften falschen Wimpern und ihre Mahlzeiten aus Chicken Nuggets.

Doch für Sayge, die als Junge geboren wurde, war es ein langer, harter Weg, der mit Todesdrohungen, Alkoholproblemen und Drogenmissbrauch gesäumt war.

„Ich habe schon vor der Grundschule gemerkt, dass ich anders war“, erzählt Sayge Be.

„Mein Vater starb, als ich noch sehr jung war, also zog meine Mutter bei meiner Tante ein. Ich merkte, dass ich und meine Cousine Josie unterschiedlich behandelt wurden, aber ich zog ihre Kleidung an und spielte mit ihrer Barbie.“

Während Sayges Mutter Lisa das Verhalten ihres Sohns anfangs „süß“ fand, gibt der in Wagga Wagga geborene Teenager zu, dass sich die Dinge mit dem Schulbeginn änderten.

„Mein Lehrer nahm meine Mutter zur Seite und sagte: ‚Ich habe einen Cousin, der genauso ist und sie konsultieren Ärzte. Vielleicht sollten sie dem nachgehen, es könnte sein, dass es nicht nur eine vorübergehende Phase ist.’“

Sayge, die ihre Familie nicht beunruhigen wollte, versteckte daraufhin, was sie war und gab ihr Bestes, „maskuliner“ zu sein.

„In der Highschool dachte ich, ich müsste das geheim halten, sonst würden die Menschen mich für geisteskrank oder verrückt halten“, verrät Sayge.

„Im Alter von zehn dachte ich: ‚Es ist okay, ich werde erwachsen, suche mir eine Ehefrau, habe Kinder und werde Familie spielen – das wird eine gute Tarnung und ich werde niemandem davon erzählen.’“

Mit einer Lüge zu leben und ihr wahres Ich zu verstecken, hinterließ bei Sayge seine Spuren und sie wandte sich Drogen und Alkohol zu. Irgendwann öffnete sie sich ihrer Mutter, und nachdem sie andere Transgender traf, wurde ihr klar, dass sie sich damit identifizieren konnte.

Im April 2016 begann Sayge, Hormone zu nehmen und bemerkte innerhalb weniger Wochen die ersten Veränderungen an ihrem Körper.

„In der dritten Woche erzählte ich meiner Ärztin, dass meine Brust wirklich weh tat und sie sagte, das sei unmöglich, es sei viel zu früh… also fuhr ich zu ihr und zeigte es ihr“, sagte Sayge.

„[Brüste zu haben] ist anders. Die Art, wie ich Schränke öffne, ist anders, sogar wenn ich einfach nur mein Handy halte. Ich bin es nicht gewohnt, diesen Vorbau vor mir zu haben! Ich glaube, im Moment habe ich Größe B.“

Obwohl sie seit Jahren gegen ihren Körper ankämpfte, gibt Sayge zu, dass sie seit der Hormontherapie sogar Gewicht zugelegt hatte – doch sie fühle sich damit besser.

„Als ich mit den Hormonen anfing, nutzte ich es als Ausrede und sagte: ‚Ich darf diese Pizza und diese Schokolade essen, ich bin eine Frau!’“, erzählt sie lachend. „Ich nahm wegen der Hormone zehn bis zwölf Kilo zu und das Gewicht verteilte sich an den richtigen Stellen. Ich fand das ziemlich gut.“

Die 19-Jährige ließ sich die Nase operieren, Botox spritzen, die Lippen aufspritzen und die Wangen auffüllen – doch sie gesteht, dass sie noch unsicher ist, ob die Umwandlung schon vollständig abgeschlossen ist.

„Ich sehe mich nicht als alte Frau, die zum Bingo geht und ihr Ding zwischen die Beine klemmt, [aber] ich bin glücklich über das, was ich habe“, lacht Sayge. „Ich muss noch einen Arzt finden, der meinem hohen Anspruch gerecht wird.“

Aktuell ist der in Melbourne wohnende Teenager in ihrer allerersten Beziehung. Das Paar unterhält sich jeden Abend neun Stunden miteinander und Sayge fühlt sich in ihrer Haut wohler, als je zuvor.

„Ich erlaube der Welt einen Einblick in das, was ich tue [in den sozialen Medien], aber ich erlaube ihnen nicht, mir ihre Negativität aufzudrücken“, erklärt sie.

„Ich habe Vier-Augen-Gespräche mit Menschen geführt, die mir Todesdrohungen geschickt haben, früher habe ich viele davon bekommen. Ich habe mich mit ihnen getroffen und sie sagen: ‚Ich bin so neidisch auf deine Umwandlung, ich kann mich meiner Frau gegenüber nicht outen und werde es nie können.’“

Allison Yee
Yahoo7 Be