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Die Wahrheit über „DSDS“: Erniedrigungen und Zuschauermangel

Pop-Titan Dieter Bohlen urteilt 2019 zum 16. Mal über Deutschlands Gesangstalente. (Bild: Florian Ebener/Getty Images)
Pop-Titan Dieter Bohlen urteilt 2019 zum 16. Mal über Deutschlands Gesangstalente. (Bild: Florian Ebener/Getty Images)

Seit 2002 sucht Deutschland in der beliebten Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ neue Talente und Stars. Wie es dabei wirklich zugeht, verrät der Regisseur Kai Tilgen in seinem neuen Buch.

Skandalöse Castings

Deutschland sucht immer noch die Musiktalente von morgen. Seit sechzehn Jahren flimmert die deutsche Castingshow rund um Chefjuror Dieter Bohlen über die deutschen Bildschirme. Dass in der Show dabei nicht immer mit redlichen Mitteln gearbeitet wird, erklärt der Regisseur Kai Tilgen in seinem Buch „Wie ich mir meinen Platz in der Fernsehhölle verdient habe“. Dabei zeichnet Tilgen, der neben „DSDS“ auch für die Abnehmshow „The Biggest Loser“ arbeitete, ein düsteres Bild der Produktion.

Bei „DSDS“ gehe es nicht um die Suche nach wirklichen Talenten, sondern vielmehr darum, Personen bloßzustellen. „Der Erfolg der Sendung liegt nicht im Finden des besten Sängers. Wir tun so, als hätten die Kandidaten eine Chance. Haben sie aber nicht“, zitiert ihn die „Bild“-Zeitung. Dem Boulevardmedium verrät er ein gutes Beispiel für die Demütigungsstrategie. Kandidat Marcel, damals gerade volljährig, wurde in der siebten Staffel wegen eines Flecks auf seiner Hose als „Pipi-Kandidat“ bekannt. „Das war meine Idee und ich habe damit für das Format das Beste rausgeholt und gleichzeitig einem jungen Mann seine Würde genommen“, so Tilgen.

Marie Wegener konnte 2017 die 15. Staffel für sich entscheiden. (Bild: Michael Gottschalk/Getty Images)
Marie Wegener konnte 2017 die 15. Staffel für sich entscheiden. (Bild: Michael Gottschalk/Getty Images)

Aus diesem Grund würde das „DSDS“-Team auch gerne Homestorys drehen – um mehr Material zu finden, um sich über die Kandidaten lustig zu machen. Auch entscheidet in vielen Fällen mitnichten das Talent der Kandidaten, erklärt Tilgen: „Es ist Zufall, wer berühmt wird. Viele junge Damen kommen mehr wegen ihrer Bikinifigur weiter.“

Bewerberflaute

Indes scheint sich die Suche nach den Superstars für das RTL-Team als immer schwieriger rauszustellen. Laut einem Bericht der „Westfälischen Zeitung“ erschienen bei einem Casting in Bielefeld merklich wenige Kandidaten. „Die wenigen Bewerber sitzen in einem offenen Zelt. Neun von 15 Stühlen sind unbesetzt. Auch vor der Absperrung an der Anmeldung ist gähnende Leere“, so der Bericht der Zeitung. Dies habe sich über Stunden nicht geändert.

RTL hingegen zeigt sich auf Nachfrage gelassen: „Seit dem 23. August sind wir in 40 Städten in ganz Deutschland, Schweiz und Österreich unterwegs.” Die Bewerberzahlen seien sehr unterschiedlich in den einzelnen Städten, so der Sender. „Unsere jahrelange Erfahrung zeigt auch, dass in einem Jahr der Bewerberandrang in einer Stadt besonders gut funktioniert und im darauffolgenden Jahr auch mal nicht. Wir sind aber insgesamt sehr zufrieden mit den Teilnehmerzahlen.“ Seit drei Jahren sei das Bewerberniveau gleichgeblieben.

Quoten und neue Staffel

Pietro Lombardi ist 2019 Teil der Jury. (Bild: Peter Wafzig/Getty Images)
Pietro Lombardi ist 2019 Teil der Jury. (Bild: Peter Wafzig/Getty Images)

Anfang 2019 geht „DSDS“ in die 16. Staffel. Ein neuer Juror soll das Interesse der Fans am Leben erhalten: Neben Dieter Bohlen sitzt künftig Pietro Lombardi, einst selbst Kandidat.

In puncto Quoten hat sich „DSDS“ vom historischen Quotentief im April 2017 mit nur 2,67 Millionen Zuschauer erholt. 2018 sahen im Schnitt 3,56 Millionen Zuschauer (Einschaltquote 12,2 %) die Sendung. Von den 14–59-Jährigen waren es 2,6 Millionen – das entspricht einem Marktanteil von 17,1 Prozent.