„Die Yottas!“: Sind wir wirklich neidisch auf das Promipaar?

Gestern Abend lief bei ProSieben die Premiere der neuen Doku-Soap „Die Yottas“. Unser Autor über eine Neid-Debatte, die im Grunde gar keine ist.

Aus Quotensicht war es kein guter Start für das neue ProSieben-Format. Die „Yottas“, die man im Grunde als die „Geissens“ in jung bezeichnen kann, fielen beim Publikum durch. Anders lässt es sich bei 5,2 Prozent Marktanteil und 630.000 Zuschauern nicht beschreiben.

Wer sich die Auftaktfolge angeschaut hat, der bekam den puren Trash zu sehen. Ein „Promi“-Paar mit viel Geld und hohem Aufmerksamkeitsdefizit protzten sich durch die Sendezeit. Wer kann, der kann. Wäre es eine Serie, würde man die „Yottas“ als stark überzeichnet darstellen. Selbst die „Geissens“ wirken dagegen absolut normal. Und das soll was heißen.

Blickt man im Nachgang ins Netz, so werden vor allem Kritiker des Formats als „Neider“ bezeichnet. Die Debatte ist nicht neu, aber ist sie auch richtig? Ist jeder, der Menschen mit viel Geld dafür kritisiert, dass er gewisse Dinge anders machen würde oder schlichtweg nicht gut findet, gleich ein Neider?

Bastian Yotta, der eigentlich Bastian Gillmeier heißt, hat es geschafft mit seinen Ideen und Geschäftssinn gutes Geld zu verdienen. Darunter fällt die Abnehm-Methode MindSlimming“, ein Buch oder auch Beauty-Studios. Das muss man anerkennen.

Auch zeigt es Charakter und Willenskraft, vom untrainierten Dickerchen zum Bodybuilder zu werden. Von daher wäre es falsch, dem Paar alles abzusprechen, was sie sich erarbeitet haben.

Natürlich gibt es Dinge, die wir vielleicht auch gerne hätten. Ob das unbedingt „Neid“ ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Die Suche nach Aufmerksamkeit

Das Thema ist ein ganz anderes. Die Yottas suchen Aufmerksamkeit. Und das mit allen Mitteln. Im Internet, im Fernsehen, überall. Sie protzen mit Geld, Autos, ihrem Lifestyle. Sie vermarkten sich, gehen alle Wege, um zu zeigen: „Wir haben es geschafft“.

Ohne Frage ist das imponierend, aber eben nicht sympathisch, wirklich authentisch auch nicht. Im Gegensatz zu den Geissens, wirken die Yottas noch künstlicher, noch protziger. Viele Menschen mögen einfach nicht, wenn sich Leute als wichtig oder etwas Besonderes aufspielen, es aber nicht sind.

Die Yottas haben sich dafür entschieden, sich als Promipaar vermarkten zu lassen, um damit noch mehr Geld und Aufmerksamkeit zu generieren. Ein Weg, der gerade in Amerika immer häufiger gegangen wird. Aber nur weil gewisse Menschen mehr Geld haben als andere, muss es ihnen nicht bessergehen.

Wie oft haben wohlhabende Leute mit Depressionen und Drogen zu tun? Wie oft wurden Dinge kaschiert, in den Vordergrund gestellt, um von anderen abzulenken? Viel Geld und Wohlstand heißt nicht gleichzeitig glücklich zu sein, selbst wenn es nach außen so dargestellt wird.

Natürlich ist das Leben einfacher mit viel Geld. Aber ist es auch besser? Darüber lässt sich streiten.

Um zur Neid-Debatte zurückzukommen. Sind wir neidisch auf die Yottas? Nein, der größte Teil der sogenannten „Hater“ ist es nicht. Kritisiert wird einfach nur, wie sich das Paar präsentiert, wie sie die Aufmerksamkeit suchen. Viele würden gerade das als Schwäche bezeichnen. Wer Aufmerksamkeit sucht, hat in vielen Fällen Dinge, die er kaschieren muss. Weil er unglücklich ist.

Weniger ist mehr

Würden die Yottas ganz normal mit ihrem Reichtum leben, vielleicht sogar etwas für gute Zwecke tun und nicht nur prahlen, dann gäbe es sogar positives Feedback und Anerkennung. Vielleicht sogar mehr Aufmerksamkeit als aktuell, aber eben auf angenehmere Weise.

Am Ende geht es einfach um das „wie“. Nicht darum, wie viel Geld jemand hat, sondern wie er damit umgeht, wie er sich gibt und ob er dabei authentisch ist.

Im TV zeigen die Yottas ein Gesicht, dass viele Zuschauer nicht mehr sehen wollen. Weil es arrogant und unsympathisch ist. Die Quoten beweisen das.

Ganz ohne Neid.

(Autor: Florian Hellmuth / Bildquelle: ProSieben)