Diese altmodischen Begriffe verdienen eine Renaissance

Während jedes Jahr neue Wortschöpfungen wie “Selfie“, “Tablet“, “Fake News“ oder “Filterblase“ in den Duden aufgenommen werden, drohen andere alte Wörter, in Vergessenheit zu geraten. Dabei sind manche davon zu schön, um ihr Dasein, wenn überhaupt, nur im passiven Wortschatz zu fristen. Diese fünf alten Wörter bräuchten ein Comeback.

Es gibt Wörter, die aus der Mode kommen und vergessen werden (Symbolbild: Getty Images)
Es gibt Wörter, die aus der Mode kommen und vergessen werden (Symbolbild: Getty Images)

Mumpitz

Das schöne Wort Mumpitz bedeutet nichts anderes als Unsinn. Es hat seinen Ursprung im Butz oder Butzemann, das man im 16. Jahrhundert für Vogelscheuchen und Schreckgespenster aller Art benutzte. Im folgenden Jahrhundert verhüllte sich der Angst machende Butz und wurde so zum vermummten Mummelputz. Erst im 19. Jahrhundert wurde daraus das Wort Mumpitz, das an der Berliner Börse immer dann verwendet wurde, wenn ein Gerücht die Anleger in Angst und Schrecken versetzte.

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Blümerant

Wie die Worte Portemonnaie, Trottoir oder Dekolleté gehört auch das Adjektiv blümerant zu jenen Worten, die nach der französischen Revolution Einzug in den deutschen Sprachgebrauch hielten. Stark eingedeutscht würde man nicht so schnell darauf kommen, dass sich dahinter “bleu morant“ verbirgt. “Sterbendes Blau“ also, was im Deutschen so viel wie blassblau bedeutet. Genau jene Farbe also, die das Gesicht von Menschen annimmt, denen es, warum auch immer, schlecht geht und die in Ohnmacht fallen. Wenn also eine Frau im 19. Jahrhundert sagte, ihr werde ganz blümerant, rechneten die Umstehenden mit einer nahenden Ohnmacht. Heute würde man einfach unwohl, übel oder schlecht sagen – aber um wie viel schöner klingt blümerant?

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Fisimatenten

Schluss mit den Fisimatenten“ war früher ein gebräuchlicher Ausdruck, wenn jemand die Faxen dicke hatte. Laut Sprachwissenschaftlern leitet sich der Begriff vom lateinischen “visae patentes“ ab, womit ein Patent gemeint war, dessen Beschaffung als schwierig und langwierig bekannt war. Schöner ist allerdings eine andere Herkunftsgeschichte, deren Wahrheitsgehalt zumindest umstritten ist. Demnach luden französische Soldaten während der napoleonischen Besatzung deutsche Mädchen zu sich ein, indem sie den Satz sagten: “Visitez ma tente!“, auf deutsch: “Besuchen Sie mein Zelt!“ Woraufhin die um die Keuschheit ihrer Töchter besorgten Eltern ihnen die Warnung mitgaben: “Aber keine visitez-ma-tente!“, was allzu deutsch ausgesprochen eben wie Fisimatenten klang.

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Irrlichtern

Zugegeben hat das Wort “irrlichtern“ in jüngster Zeit sogar schon so etwas wie eine Renaissance erfahren. Deutsche Medien benutzen es vor allem, um zu beschreiben, was Donald Trump im Weißen Haus so macht. Er irrlichtert darin herum heißt es dann, wenn es um Trumps Thesen zum Klimawandel, seiner Rolle in der Geschichte der USA oder darum geht, wer denn nun endlich die Mauer zu Mexiko bezahlen soll.

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Ursprünglich betrachteten Menschen Irrlichter wie entzündete Sumpfgase oder Glühwürmchen als Manifestierung toter Seelen oder sahen in ihnen Kobolde, die ihre Betrachter vom rechten Weg abbringen oder sogar in den Tod locken wollten. Dabei war es Goethe, der das Wort als Verb schon im “Faust I“ verwendete. Mephistopheles rät einem Schüler zum Besuch des Collegium Logicum, damit seine Gedanken nicht mehr so “irrlichtern“.

Gram

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Will man die Ursache für den Zorn eines anderen Mitmenschen erfahren, ist ein “Warum grämst du dich?“ ebenso passend wie ein schlichtes “Wieso bist du sauer?“ Genau genommen ist der Gram sogar ein echter Klassiker, den es in der deutschen Sprache – unverändert, wohl gemerkt – schon seit über 1000 Jahren gibt.

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