Dieselgate: VW-Vorstand zeigt bei Maybrit Illner keine Reue

„Autoskandal – und keiner ist schuld?“ – Über diese Frage wollte Maybrit Illner am Donnerstag mit ihren Gästen ins Gespräch kommen. (Bild: Screenshot ZDF)
„Autoskandal – und keiner ist schuld?“ – Über diese Frage wollte Maybrit Illner am Donnerstag mit ihren Gästen ins Gespräch kommen. (Bild: Screenshot ZDF)

Im aktuellen Wahlkampf wird neben der anhaltenden Flüchtlingskrise kein Thema so heiß diskutiert wie der Abgas-Skandal. In der Sendung von Maybrit Illner waren neben Herbert Diess, Manager des Wolfsburger Autokonzerns VW, auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands Klaus Müller sowie der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zu Gast.

„Autoskandal – und keiner ist schuld?“ – Über diese Frage wollte Maybrit Illner am Donnerstag mit ihren Gästen ins Gespräch kommen. Wer der Schuldige in der aktuellen Dieselaffäre ist – darüber waren sich die Gäste von Anfang an einig: Die deutsche Autoindustrie hat bei der Produktion von Dieselfahrzeugen getrickst, um gesetzlich vorgegebene Grenzwerte für Abgase zu umgehen. Insbesondere der Volkswagen-Konzern steht seit Bekanntwerden des Diesel-Skandals heftig in der Kritik.

Umso interessanter war es für das Publikum, dass der Autobauer einen seiner Vorstände in die Sendung schickte. Gleich die erste Frage von Moderatorin Illner zielte auf die Integrität und Glaubwürdigkeit der deutschen Autoindustrie: Ob das, was die Autobauer zur Wiedergutmachung ihrer Betrügereien anbieten würden, mehr als Peanuts seien, wollte Illner wissen.

Ranga Yogeshwar: „Die deutsche Autoindustrie hat den Start in die Zukunft verschlafen.“ (Archivbild: ddp Images)
Ranga Yogeshwar: „Die deutsche Autoindustrie hat den Start in die Zukunft verschlafen.“ (Archivbild: ddp Images)

Die Antwort von VW-Manager Herbert Diess: „Deutlich mehr als Peanuts!“ Man habe „gute Commitments“, die Software upzudaten. Man kaufe betroffene Autos mit hohen „Incentives“ wieder zurück. Man glaube damit einen „großen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten“ zu leisten.

Was VW-Mann Diess da von sich gab, klang eigentlich nach Wiedergutmachung. Doch für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks war das zu wenig: „Software-Updates alleine reichen nicht aus“, sagte die SPD-Politikerin. Und verwies auf die USA: Denn im Gegensatz zur deutschen Industrie haben die Konzerne in Übersee manipulierte Fahrzeuge zurückgekauft, ohne dass Kunden dafür ein neues Auto kaufen mussten. Hendricks fügte hinzu, dass sie persönlich keine Fahrverbote wolle, aber Software-Updates eben nicht ausreichen würden, um diese auch abzuwenden.

Manipulation und Betrug

Auch die sonst so autonahe CSU wurde in Sachen Abgasskandal überdeutlich: Generalsekretär Andreas Scheuer sprach von „Manipulation“ und „Betrug“. Scheuer warnte aber auch: „Wir dürfen das Image des Verbrennungsmotors, den wir noch brauchen, nicht in Grund und Boden reden.“ Für die Zukunft brauche man jedoch neue „Mobilitätskonzepte“.

Klaus Müller, bundesweiter Chef der Verbraucherzentralen, kritisierte die enge Verflechtung von Politik und Autoindustrie. Die Konzerne hätten in den letzten Jahren 17 Millionen Euro an Parteien gespendet, 80 Prozent davon seien an CDU und FDP geflossen. Die Endverbraucher würden dabei benachteiligt werden und „bleiben auf ihren Dieselfahrzeugen sitzen“, so der Verbraucherschützer.

Digitalisierung “verpennt”?

Im Hickhack um drohende Fahrverbote, Software-Updates und Hardware-Umrüstungen bewahrte lediglich einer einen klaren Blick: Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Er sieht VW als zukünftigen Zulieferer für E-Auto-Hersteller wie Google. „Es ist erschreckend zu sagen, aber sie erkennen immer noch nicht die Zeichen der Zeit.“ Die Digitalisierung habe die deutsche Autoindustrie „verpennt“.

Ein Vorwurf, den VW-Mann Diess gar nicht erst schönzureden versuchte. Der Auto-Manager zeigte sich am Ende nachdenklich: „Wir stehen vor einem Wandel, den diese Industrie noch nicht gesehen hat. Wir spüren die neuen Wettbewerber.“

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