Digitale Sicherheitslücke: Boris Johnson postet Foto von Videokonferenz

Ein Foto von einem virtuellen Parlaments-Meeting, das der britische Premierminister Boris Johnson leichtfertig auf Twitter teilte, ist Anlass für Sicherheitsbedenken auf der Insel.

Prima Idee? Eher nicht so. Der britische Premierminister Boris Johnson postete aus dem Home Office ein Foto von einem Videocall mit seinem Kabinett. (Bild: REUTERS/Hannah McKay)
Prima Idee? Eher nicht so. Der britische Premierminister Boris Johnson postete aus dem Home Office ein Foto von einem Videocall mit seinem Kabinett. (Bild: REUTERS/Hannah McKay)

Wie viele Millionen andere Arbeitnehmer auch auf der ganzen Welt, ist der britische Premierminister Boris Johnson momentan auf digitale Vernetzung angewiesen, um seiner Arbeit nachgehen zu können. Dafür nutzt Johnson die Kommunikationsplattform Zoom. Das US-Unternehmen ist während der Corona-Krise zu weltweiter Bekanntheit aufgestiegen, weil es für Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern genutzt werden kann. Da Johnson in Isolation zuhause sitzt, nutzt auch er den Video-Dienst mit seinem Parlament. Und postete ganz unbefangen ein Foto von der digitalen Kabinettssitzung auf Twitter.

Das Problem an der Sache: In dem Post waren vertrauliche Informationen wie die ID des Meetings sowie private Usernamen der teilnehmenden Minister zu sehen. Schnell beeilte man sich aus der Downing Street zu versichern, dass die Kommunikation mit den Top-Ministern selbstverständlich sicher sei.

Doch das sehen digitale Sicherheitsexperten anders. Cybersecurity-Stratege Jonathan Knudsen betonte gegenüber dem britischen Mirror, dass User besonders darauf achten sollten, die Informationen über Meetings nicht zu veröffentlichen. “Videokonferenzen haben Sicherheitsrisiken, die man beachten sollte”, sagte Knudsen der Zeitung. Im schlimmsten Falle würde die Meeting-ID wiederverwendet und jemand könnte sich heimlich in die Konferenz mit einschalten. Von Seiten der britischen Regierung hieß es, alle Meetings bekämen eigens generierte IDs und seien auch passwortgeschützt.

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Um zu verhindern, dass sich Fremde in eine Videokonferenz einloggen, besteht die Möglichkeit, das Meeting abzuschließen, sobald alle eingeladenen Teilnehmer dabei sind. Nachdem es wiederholt Sicherheitsbedenken gegeben hatte, weist Zoom auf weitere Maßnahmen hin. So könnten Teilnehmer nur zugelassen werden, wenn sie eine Email-Adresse bereitstellen oder in einem virtuellen Wartezimmer auf das Meeting warten, um eine zusätzliche Sicherheitsbarriere einzubauen.

Boris Johnson sollte sich vielleicht mit den Tipps der Experten auseinandersetzen, denn der Premierminister befindet sich momentan in häuslicher Quarantäne, nachdem er vor fünf Tagen positiv auf Covid-19 getestet worden war. Zwar zeige er nur milde Symptome, wie er in einer Videobotschaft auf Twitter erzählte, dennoch muss er alle Staatsgeschäfte nun für eine Weile virtuell leiten.

Ein Mitarbeiter seines Verteidigungsministeriums war in der vergangenen Woche suspendiert worden, nachdem er die Software benutzt hatte und es zu Sicherheitsbedenken gekommen war. Nach Johnsons digitalem Fauxpas beeilte sich ein Sprecher nun, noch einmal zu versichern, dass man allen Sicherheitsprotokollen folge. Man sei “sehr zuversichtlich, dass das Meeting zufriedenstellend sicher” gewesen sei, hieß es aus der Downing Street.

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