Südkorea testet Rakete mit 500 Kilometern Reichweite

US- und südkoreanische Marines bei einer Militärübung. Foto: Jeon Heon-Kyun/Archiv

Südkorea hat inmitten zunehmender Spannungen mit Nordkorea eine neuartige Rakete getestet, die fast jedes potenzielle Ziel im Nachbarland treffen kann. Die ballistische Rakete mit einer Reichweite von 500 Kilometern sei bereits im März erfolgreich erprobt worden.

Das teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Es seien «mehrere Raketen» des neuen Typs getestet worden, sagte ein Sprecher. Südkorea wolle zudem künftig Raketen bauen, die 800 Kilometer weit fliegen und damit Ziele in ganz Nordkorea erreichen können.

Nach Angaben von Militärs wurden die neuen Raketen am 23. März - drei Tage vor dem Teststart von zwei Mittelstreckenraketen durch Nordkorea - von einem Testgelände an der Westküste bei Taean abgefeuert. Wie weit sie tatsächlich flogen, war unklar.

Der Test der neuen südkoreanischen Rakete, die den Angaben zufolge eine Nutzlast von einer Tonne tragen kann, kam nicht ganz überraschend. Die USA hatten ihrem Verbündeten vor rund anderthalb Jahren den Bau ballistischer Raketen mit 800 Kilometern Reichweite erlaubt.

Davor hatten die USA ihrem Bündnispartner, den sie unter ihrem «atomaren Schutzschirm» gestellt haben, nur ballistische Raketen mit maximal 300 Kilometern Reichweite zugestanden. Südkorea hatte darauf bestanden, eigene Raketen mit größeren Reichweiten als Abschreckungswaffe gegen Nordkorea entwickeln zu können.

Seit dem Beginn der diesjährigen Frühjahrsübungen der Streitkräfte Südkoreas und der USA Ende Februar haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel wieder erhöht. Das kommunistische Regime Nordkoreas wirft Südkorea und den USA vor, mit ihren Manövern einen Angriff vorzubereiten. Beide Länder bestreiten das.

Als Protest und Warnsignal wurden die Raketentests gewertet, die Nordkorea in den vergangenen Wochen unternahm. Nach Dutzenden von Kurzstreckenraketen folgten am Mittwoch zwei Mittelstreckenraketen, die Nordkorea in Richtung offenes Meer verschoss. Als Antwort auf die Verurteilung seiner Raketentests durch den UN-Sicherheitsrat hatte Nordkorea zudem mit einem neuen Atomtest gedroht.

Am Freitag warnte die offizielle nordkoreanische Zeitung «Rodong Sinmun», die USA könnten selber in Gefahr geraten, «falls sie unsere militärischen Selbstverteidigungsmaßnahmen nicht anerkennen». Was mit Gefahr gemeint war, blieb unklar. Nordkorea werde weitere Verteidigungsmaßnahmen ergreifen, sollten sich die feindseligen US-Manöver fortsetzen. Während der mehrwöchigen Frühjahrsübungen in Südkorea im vergangenen Jahr hatte Nordkorea sogar mit einem Atomangriff gedroht.