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Was Bayerns Dominostein Odriozola jetzt auslösen könnte

Zwei Absätze beinhaltete die Presseerklärung des FC Bayern. Vier Sätze, 103 Wörter. Dazu die Überschrift "FC Bayern leiht Álvaro Odriozola bis Saisonende aus."

Darin enthalten war der Fakt, dass der Spanier von Real Madrid auf Leihbasis bis Saisonende kommt - von einer Kaufoption erwähnten die Münchner nichts. - Außerdem ein Zitat von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. (Die Vorstellung von Álvaro Odriozola im LIVETICKER zum Nachlesen)

Doch der Transfer hat eine weit höhere Wertigkeit, als es auf den ersten Blick erscheint. Er ist der fallende Dominostein, der die Planungen mehrerer Klubs und Spieler entscheidend beeinflusst und deren Zukunft weit über die Rückrunde hinaus prägen dürfte.

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Zum einen natürlich die des FC Bayern: Durch die Leihe des offensivstarken Rechtsverteidigers (10 Assists in 27 Spielen für Real) rückt Joshua Kimmich auch langfristig auf die Sechser-Position, die er zu Beginn der Hinrunde eher überraschend eingenommen hatte.

Boateng könnte Abschied forcieren

Zur Erinnerung: Weil nach dem Abschied von Rafinha (Flamengo) kein gelernter Rechtsverteidiger zur Verfügung stand, musste dort meist Neuzugang Benjamin Pavard (vom VfB Stuttgart) ran, der seine Sache zwar ordentlich erledigte. Doch der Franzose kann nun auf seine Ideal-Position als Innenverteidiger rücken - und mit David Alaba und den in Kürze von ihren Verletzungen genesenen Lucas Hernández und Javi Martínez um die zwei Plätze im Zentrum kämpfen.

Jérôme Boateng dürfte deshalb hinten herausfallen, der Ex-Nationalspieler ist nach SPORT1-Informationen wechselwillig. Sportdirektor Hasan Salihamidzic vermied bei Odriozolas Vorstellung ein klares Bekenntnis. "Er hat am Sonntag sehr gut gespielt, alles andere wird der Trainer entscheiden. Es ist keine Frage der Unzufriedenheit."

Boateng könnte damit noch im Winter seinen schon im Sommer geplanten Abgang vollziehen und womöglich zum FC Arsenal weiterziehen, das Interesse haben soll. Martínez dagegen will nach SPORT1-Informationen bleiben, auch wenn seine Einsatzchancen nach Kimmichs dauerhafter Versetzung weiter sinken könnten.

Wahl zwischen Odriozola und Hakimi

Im Sommer wird die Lage dann neu bewertet: Überzeugt Odriozola, der bei Real in dieser Saison nur auf fünf Pflichtspieleinsätze (1 Assist) kam, wäre auch ohne Kaufoption eine Verpflichtung des 24-Jährigen möglich - das Verhältnis zwischen den Madrilenen und den Münchnern ist bekanntlich exzellent.

Damit wird auch die Planung Reals entscheidend beeinflusst: Den Königlichen stehen - Stand jetzt - im Sommer drei gestandene Rechtsverteidiger zur Verfügung, dazu kommen die Allrounder Nacho und Éder Militao. Zu Platzhirsch Dani Carvajal wiederum gesellen sich die Rückkehrer Odriozola und der von Borussia Dortmund verliehene Achraf Hakimi.

Real hat dabei die Qual der Wahl, weder Bayern noch der BVB haben nach übereinstimmenden Medienberichten eine Kaufoption auf die beiden Spieler. Neben Carvajal dürfte nur einer der beiden Rückkehrer einen Platz im Kader finden, der andere hat keine Zukunft bei den Spaniern.

Platzhirsch Carvajal als Problem

Entscheidet sich Real für Odriozola, wäre Hakimi zu haben - was die Planung des BVB ebenso beeinflussen würde wie die des FCB, der wie vor einigen Wochen von der Marca berichtet ebenfalls Interesse am Marokkaner haben soll. Hakimi ist drei Jahre jünger als Odriozola und hat bei der Borussia derart überzeugt, dass er sich nicht wie vor seiner zweijährigen Leihe klaglos hinter Carvajal einordnen dürfte.

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Die Entscheidung Reals ist also nicht nur von der Qualität der Spieler abhängig, sondern auch von deren Perspektive. Der Ex-Leverkusener Carvajal hat bei Real bereits Álvaro Arbeloa (Karriereende), Danilo (Juventus Turin), Hakimi und jetzt Odriozola zum Reservistendasein verbannt und deren Abschied eingeleitet. Aufgrund von Status und Alter (28) ist der Nationalspieler beim Team von Zinedine Zidane bis auf Weiteres gesetzt.

Große Chance für Odriozola

Odriozola bietet sich nun aufgrund der Personalsituation die Chance, bei den Bayern durchzustarten. "Ich lebe in der Gegenwart. Heute bin ich Spieler von Bayern München und konzentriere mich darauf. Ich will alles geben für den Verein. Im Fußball kann es immer schnell gehen. Hier und jetzt möchte ich hundert Prozent geben", meinte der Verteidiger bei seiner Vorstellung.

Im Sommer dürften die Münchner die Möglichkeit haben, entweder einen bereits eingelebten Spieler (Odriozola) zu verpflichten oder einen hoffnungsvollen Youngster, der die Bundesliga kennt (Hakimi).

Bietet Real beiden Profis keine Perspektive auf regelmäßige Spielzeit, könnten auch beide bei ihren aktuellen Vereinen bleiben und Real den Rücken kehren. Ist Hakimi für den BVB nicht verfügbar, könnte stattdessen Nationalspieler Lukas Klostermann kommen - und damit auch die Planungen von RB Leipzig durcheinander bringen.

Odriozolas Leihe ist also der Dominostein, dessen wahre Größe die zwei Absätze von Bayerns Presseerklärung nicht im Ansatz darstellen.