Werbung

Doomscrolling: Warum ihr nicht damit aufhören könnt – und fünf Tipps, um den Teufelskreis zu stoppen

Während der Pandemie, wurden die Medien mit negativen, beunruhigenden und besorgniserregenden Inhalten überflutet. Dies hat bei vielen von uns ein gewisses Verhalten ausgelöst, das sich auf unsere Gesundheit auswirkt.

Seit der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus haben viele Menschen den zwanghaften Drang verspürt, ständig durch ihre Nachrichten und sozialen Medien zu scrollen und sich mit beunruhigenden oder allgemein negativen Informationen zu befassen, auch bekannt als "Doomscrolling" oder "Doomsurfing".

Wenn ihr endlos scrollt und beunruhigende Informationen seht, kann das eure psychische Gesundheit beeinträchtigen, indem es negative Gedanken verstärkt oder ein Gefühl der Hilflosigkeit hervorruft. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Im Folgenden erfahrt ihr, warum Doomscrolling so abhängig macht und wie ihr es in Zukunft vermeiden könnt.

Ursachen für Doomscrolling

Es gibt mehrere Faktoren, die zum Doomscrolling beitragen können, darunter:

  • Negativitätseffekt: Die Neigung, negativen Informationen Aufmerksamkeit zu schenken, aus ihnen zu lernen oder sie zu nutzen, kann mit Doomscrolling verbunden sein.

  • Ungewissheit: Doomscrolling ist in Situationen weit verbreitet, in denen eine Person etwas über ein Thema wissen muss, das unklar ist oder mehrere widersprüchliche Perspektiven aufweist, sagt Jacob Fisher, ein Assistenzprofessor für Werbung und Marketing.

  • Ängste: Manche Menschen nutzen das Doomscrolling, um ihre Ängste zu bewältigen. Diese Angewohnheit kann jedoch auch zu weiteren Ängsten führen.

  • Angst, etwas zu verpassen: Doomscrolling kann mit der Angst, etwas zu verpassen und der Überzeugung zusammenhängen, man müsse immer auf dem neuesten Stand sein, sagt Bethany Teachman, eine Professorin für Psychologie.

  • Mangelnde Selbstbeherrschung: Der Mangel an Selbstbeherrschung bei der Nutzung sozialer Medien kann eine große Rolle bei dem Drang spielen.
    Es ist wichtig, die Nachrichten zu lesen, um über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu bleiben, aber Weltuntergangsstimmung ist etwas anderes als der Wunsch, einfach nur informiert zu sein.

„Eine Person, die Doomscrolling betreibt, beschäftigt sich oft auch dann noch mit den Informationen, wenn sie schon viel mehr über die Themen, durch die sie scrollt, erfahren hat, als sie vernünftigerweise wissen müsste“, sagt Fisher.

Menschen mit einem ausgeprägten Neurotizismus – der Neigung zu negativen Emotionen wie Reizbarkeit, Wut und emotionaler Instabilität – neigen eher zum Doomscrolling als andere.

Warum Doomscrolling so ungesund ist

Doomscrolling löst nachweislich Gefühle der Unsicherheit, Beunruhigung, Angst und Bedrängnis aus. Es kann auch die allgemeine Stimmung und das Wohlbefinden beeinträchtigen, insbesondere wenn es zur Gewohnheit wird, sagt Fisher.

So wurde beispielsweise der vermehrte Konsum von Covid-bezogenen Nachrichten mit einer verminderten psychischen Gesundheit, einem höheren Maß an Angst und einer Zunahme von Depressionen in Verbindung gebracht.

Die Fokussierung auf negative Informationen kann auch den Schlaf stören, die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen oder die Freude an der Zeit mit Freunden und der Familie beeinträchtigen, sagt Teachman. Wenn ihr so gestresst seid, dass ihr euch nicht entspannen könnt, ist das ein großes Problem, denn chronischer Stress erhöht das Risiko für Herzprobleme wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Bluthochdruck.

„Wenn ihr euch wiederholt mit Informationen auseinandersetzt, die euch verwirren, überfordern und hoffnungslos machen, hat das einen negativen Einfluss darauf, wie ihr euch tagtäglich fühlt“, sagt Fisher.

Fünf Wege, um Doomscrolling zu stoppen

Wenn ihr euch oft in den sozialen Medien oder auf anderen Nachrichtenseiten im Doomscrolling verliert, gibt es einige Strategien, die ihr ausprobieren könnt, um das zu verhindern.

1. Zeit in sozialen Medien einschränken

Im Durchschnitt verbringen Deutsche jeden Tag mehr als zwei Stunden im Internet. Beim Scrollen durch Facebook, Twitter, Instagram und andere Feeds verliert man leicht die Zeit aus den Augen, daher kann es hilfreich sein, sich eine bestimmte Zeit am Tag für die Nachrichten einzuteilen.

Ihr könnt zum Beispiel versuchen, den Nachrichtenkonsum auf 20 Minuten am Morgen und 20 Minuten am Ende des Arbeitstages zu beschränken, sagt Teachman.

Wichtig: Verzichtet 30 Minuten vor dem Schlafengehen auf die Nutzung sozialer Medien, um die Qualität und Dauer eures Schlafs nicht zu beeinträchtigen. Die Festlegung von Grenzen für den Nachrichtenkonsum hilft dabei, ein vernünftiges Gleichgewicht zu finden, bei dem ihr auf dem Laufenden bleiben könnt, ohne völlig überfordert zu werden, sagt Teachman.

2. Hilfreiche Apps herunterladen

Wenn ihr euch nicht an ein bestimmtes Zeitlimit halten könnt, könnt ihr die folgenden Apps ausprobieren:

  • Social Fever verfolgt die Nutzung sozialer Medien und ermöglicht es euch, tägliche Zeitlimits festzulegen, bei deren Überschreitung ein Alarm ausgelöst wird.

  • StayFree, das sowohl für Smartphones als auch für PCs verfügbar ist, kann ausgewählte Anwendungen und Websites blockieren, um deren Nutzung einzuschränken.

Wenn ihr oft auf Facebook, Instagram, Tiktok oder Twitter unterwegs seid, solltet ihr versuchen, eine gesündere Beziehung zu den sozialen Medien aufzubauen. Das geht am besten, indem man die sozialen Medien weniger häufig nutzt, sagt Fisher.

3. Einem Hobby nachgehen

Viele Menschen nutzen soziale Medien oder lesen Nachrichten-Websites, um ihre Langeweile zu vertreiben, was zu Doomscrolling führen kann. Wenn ihr euch langweilt, solltet ihr versuchen, Freizeitaktivitäten auszuüben, die euch oft Spaß machen, um die Langeweile zu verringern.

Fisher empfiehlt, sich mit Hobbys zu beschäftigen, bei denen man sich entspannt oder mit sich selbst verbunden fühlt, beispielsweise kochen, lesen, wandern oder etwas Künstlerisches tun.

4. Sport treiben

Anstatt auf der Couch zu sitzen oder im Bett zu liegen, solltet ihr euch bewusst für Bewegung entscheiden. Vielleicht könnt ihr, nachdem ihr euch die Nachrichten angesehen habt, einen Spaziergang machen, sagt Teachman.

Bewegung ist ein guter Weg, um mit der Tendenz zum Schwarzsehen fertig zu werden, denn sie verbessert die Stimmung. Außerdem werden Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin abgebaut und Glückshormone, sogenannte Endorphine, ausgeschüttet. Experten empfehlen für eine gute geistige und körperliche Gesundheit etwa 150 Minuten körperliche Betätigung von mittlerer Intensität pro Woche.

5. Auf mehr positive Geschichten konzentrieren

Es ist richtig, dass man die Nachrichten liest, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren, aber die Konzentration auf negative Meldungen kann das Gefühl von Gefahr und Katastrophe verstärken. Die Suche nach positiven Geschichten oder nach Informationen, die auf eine gute Entwicklung hinweisen, kann die schädliche Tendenz verhindern, sich nur auf negative Nachrichten zu konzentrieren.

Ihr könnt verschiedene Websites besuchen, die sich der Berichterstattung über positive Geschichten widmen, wie "Good News Network" oder "Positive News".

Was die Medien besser machen können

Doomscrolling wird oft als individuelle Verantwortung eines Nutzers dargestellt, aber es kann auch ein Ergebnis des Geschäftsmodells sein, das soziale Medien antreibt, sagt Fisher. „Social-Media-Websites werden von einigen der klügsten und bestbezahlten Köpfe der Welt entwickelt, um Aufmerksamkeit zu erregen und zu erhalten.“

Insbesondere die Algorithmen hinter den Social-Media-Plattformen sind in der Regel darauf ausgerichtet, die Aufmerksamkeit ihrer Nutzer zu erregen und deren Engagement zu erhöhen. Die Art der Inhalte, mit denen ihr euch beschäftigt, wird dann so weit wie möglich verstärkt, um eure Aufmerksamkeit zu erhalten.

Wenn ihr also normalerweise auf Artikel über die Klimakrise, steigende Corona-Inzidenzen oder die Sorge vor einer wirtschaftlichen Rezession lest, werdet ihr beim nächsten Mal wahrscheinlich mehr von denselben Inhalten sehen.

Social-Media-Plattformen und andere große Technologieunternehmen haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Nutzer ihr digitales Leben so strukturieren können, dass sie die Kontrolle über ihre Aufmerksamkeit behalten und sich auf die Dinge konzentrieren können, die ihnen wichtig sind, sagt Fisher.

„Ähnlich wie es Gesetze dafür gibt, dass Gehwege und Straßen sicher, zugänglich, gut beleuchtet und gut beschildert sind, sollten wir uns genau überlegen, wie wir das Gleiche für die digitalen Informationsautobahnen tun können, auf denen wir uns immer häufiger bewegen“, fügt er hinzu.

Eine gesetzliche Regulierung und Beaufsichtigung von Social-Media-Unternehmen könnte die Rechenschaftspflicht der Plattformen verbessern, was die Transparenz ihrer algorithmischen Systeme erhöhen und den Nutzern die Möglichkeit geben könnte, sich gegen die Profilerstellung und Personalisierung zu entscheiden.

Neben der Darstellung eines breiten Spektrums an Perspektiven zu aktuellen Ereignissen können Nachrichtenagenturen auch darauf achten, Geschichten mit evidenzbasierten Vorschlägen für den Umgang mit psychischer Gesundheit und die Suche nach Hilfe aufzunehmen, sagt Teachman.

Fazit

Doomscrolling kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, beispielsweise durch Angst, Unsicherheit und mangelnde Selbstkontrolle. Außerdem sind die Algorithmen der sozialen Medien so konzipiert, dass sie den Nutzer zum Weiterscrollen verleiten, was die Abkehr davon erschwert.

Die Nutzer können jedoch dem Kreislauf negativer Informationen entgehen, indem sie eine bessere Beziehung zu den sozialen Medien aufbauen, sich mit Hobbys und körperlichen Aktivitäten beschäftigen und bewusst nach positiven Geschichten suchen.

„Es ist in Ordnung, traurig und ängstlich zu sein, wenn man die Nachrichten liest. Es passieren viele schreckliche Dinge, und das sind natürliche Reaktionen. Wichtig ist, dass man nicht in das Elend eintaucht – man sollte sich Grenzen setzen und Pausen einlegen“, sagt Teachman.

Dieser Text wurde von Lisa Ramos-Doce aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.