Drastische Klima-Prognose bei Maischberger: "Wir werden in 50 Jahren nicht mehr da sein"

Bei Sandra Maischberger diskutierte man am Mittwoch über den Klimawandel und die Verantwortung der Politik. Neben der Aktivistin Luisa Neubauer fand vor allem ein ehemaliger Staatspräsident drastische Beschreibungen für den Ernst der Lage.

"Haben Industrie und Politik Fehler gemacht, die in die Klimakatastrophe führen?": Diese Frage diskutierte Moderatorin Sandra Maischberger am Mittwochabend in ihrer ARD-Talkshow "maischberger. das thema". Ausgangspunkt für das Gespräch war die Ausstrahlung des Fernsehfilms "Ökozid", in dem die Bundesregierung für genau dieses Vergehen auf der Anklagebank sitzt. Zu den Gästen der Runde zählten unter anderem der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sowie die Klimaaktivistin Luisa Neubauer.

Die Kunst sei ja frei, stellte der Wirtschaftsminister zu Beginn der Sendung fest. In der Realität seien es aber immer die Wähler, die alle vier Jahre als "Richter" fungierten. Diese, so fuhr Altmaier fort, hätten bei den jüngsten Europawahlen immerhin dafür gesorgt, dass durch den Wahlerfolg der Grünen "das Klimathema jetzt auf der Tagesordnung der EU ist".

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Neubauer sah das anders: Ihrer Meinung nach sei es nicht Aufgabe einer einzigen Partei, sich für den Klimaschutz stark zu machen. Vielmehr sei dies "eine Aufgabe der amtierenden Regierung". Die Protestbewegung "Fridays For Future" habe zwar viel erreicht, die Bundesregierung hätte aber "blockiert, verhindert und verschleppt", so die 24-Jährige. Denn egal, wer regiert: Am Ende müsse "jede Partei einen 1,5-Grad-Plan" haben.

Doch es war nicht der einzige Dissenz zwischen der Klimaaktivistin und dem Minister: Im Osten, so berichtet Altmaier, sei er bereits von Braunkohlearbeitern ausgebuht worden, weil ihre Arbeitsplätze durch den Kohleausstieg verloren gingen. Neubauer ließ dieses Argument jedoch nicht gelten: Natürlich sei die Existenzsicherung der Betroffenen wichtig, allerdings sei es Aufgabe der Regierung, diese Arbeitsplätze schon jetzt in sichere umzuwandeln. "Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie für 20.000 Kohlearbeiter nicht nachhaltige Arbeitsplätze organisieren können?", fragte Neubauer.

"Wir brauchen drastisches Handeln"

Immerhin: Als es um den Auftritt von Altmaier bei einer "Fridays For Future"-Demonstration im März 2019 ging, nahm die Klimaaktivistin den Politiker kurzzeitig in Schutz: Die Demonstranten hatten sich damals vehement geweigert, auch nur mit dem 62-Jährigen zu sprechen. Allerdings, stellte Neubauer nun klar, hätten sie und ihre Mitstreiter ihm schon vor seinem Auftritt mitgeteilt, dass sie diesen als nicht sinnvoll erachten.

Neben den Diskussionen sorgte in der Sendung ein Bericht des ehemaligen Staatspräsidenten der Malediven für Aufsehen: In einem vorab aufgezeichneten Video erzählte Mohamed Nasheed, dass die Klimakrise den Inselstaat längst erreicht habe - er habe Angst vor dem Untergang des Landes: "Wir werden vergiftet von anderen", so Nasheed. Es müsse doch eine Möglichkeit geben, irgendwo damit vor Gericht zu gehen. Schon jetzt würden Korallenriffe absterben und die Küsten erodieren. Durch den gleichzeitig ansteigenden Meeresspiegel seien die Bewohner der Malediven in ernster Gefahr.

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Der 53-Jährige appellierte: "Wir brauchen drastisches Handeln." Und weiter: "Wir werden in 50 Jahren nicht mehr da sein". Wenn sich jetzt nichts ändere, müsse ein Viertel der Weltbevölkerung in naher Zukunft umsiedeln. Doch wohin? "Wir haben eine Million Araber aus dem Nahen Osten gesehen, die von Syrien nach Europa gekommen sind und wir haben gesehen, was dann passiert ist: In Europa brach die Panik aus", so Nasheed.

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