Drei Menschen getötet - Hatte Messer-Angreifer gar Komplizen? Solingen-Ermittler gehen brisantem Verdacht nach

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Als Folge des Terrors von Solingen schafft Baden-Württemberg ein neues Anti-Terror-Zentrum. (Archivbild)Uli Deck/dpa

Fünf Wochen nach dem Terroranschlag mit drei Toten und acht Schwerverletzten auf dem Solinger Stadtfest suchen die Ermittler immer noch nach dem zweiten Handy des syrischen Tatverdächtigen Issa al Hasan. So wurden nahe seiner Flüchtlingsunterkunft in der Stadt Rodungen vorgenommen, um dort womöglich das Mobiltelefon zu finden.

Wie FOCUS online aus Sicherheitskreisen erfuhr, hatte der mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) am 23. August ein Messer gekauft. Später stellte sich heraus, dass es sich um die Tatwaffe handelte, mit der al Hasan gezielt Gästen des Events am Abend in den Hals gestochen hatte. Die Überwachungskamera des Geschäfts zeigte den inzwischen inhaftierten Islamisten mit einem zweiten Handy, das bisher verschollen scheint. Das erste Mobiltelefon des Beschuldigten, das sich fand, war gänzlich zerstört.

Attentat von Solingen: Hatte Tatverdächtiger Komplizen?

Derzeit gehen die Bundesanwaltschaft, das Bundeskriminalamt nebst der Sonderkommission der Polizei in Düsseldorf der Frage nach, ob der Messerstecher Mitwisser oder Komplizen hatte. Inzwischen deuten offenbar Indizien daraufhin, dass al Hasan bei seiner Einreise nach Bulgarien nicht alleine unterwegs war.  In Sofia als auch in Österreich hatte der Syrer einen Asylantrag gestellt. Schließlich reiste er offenbar unter falscher Legende weiter nach Nordrhein-Westfalen, wo angeblich ein Onkel lebte. Tatsächlich existierte der Verwandte gar nicht. Eine geplante Abschiebung nach dem Dublin-Abkommen nach Bulgarien scheiterte im Juni 2023 auf Grund etlicher bürokratischer Pannen.

Die Ermittler sind sich inzwischen auch nicht sicher, ob der 26-jährige Syrer nicht unter falschem Namen vom IS geschickt wurde, um in Deutschland ein Blutbad anzurichten. Vor dem Hintergrund sucht man nach dem Begleiter, der ebenfalls in Bulgarien EU-Boden betrat.

Auch scheint das Bekennervideo des Tatverdächtigen, das der IS am zwei Tage nach dem Anschlag postete, aus Solingen zu stammen. Der Clip ist vermutlich echt.

Tatverdächtiger schweigt

Wie FOCUS online ebenfalls erfuhr, lässt sich al Hasan nicht zu seinen Taten und den Hintergründen ein. Die Anwaltskanzlei aus Dresden, die ihn bereits in seinem Abschiebeverfahren betreut hat, vertritt ihn auch in den Terror-Mordfällen. Zu ihrem Mandanten wollen sich die Juristen nicht äußern.

Ferner haben die kriminaltechnischen Untersuchungen ergeben, dass es sich bei der in einem Mülleimer nahe der Messerattacke gefundenen Klinge um die Tatwaffe handelt. Auch die blutverschmierte Jacke, die al Hasan zurückließ, wurde ihm mittlerweile eindeutig zugeordnet.

„Wir werden die Befugnisse unserer Sicherheitsbehörden ausweiten"

Der Fall avancierte längst zum Politikum. So hat die Bundesregierung auf einen härteren Kurs in der Migrations- und Asylpolitik angekündigt. Zudem soll das Waffenrecht gerade zum Besitz von Messern verschärft werden.

Angesichts der Versäumnisse in dem Abschiebefall des mutmaßlichen Terroristen hat die schwarz-grüne Regierungskoalition in NRW sich gleichfalls auf ein umfangreiches Sicherheitspaket geeinigt. Diese Pläne sehen mehr Polizeibefugnisse und schärfere Abschieberegeln vor. „Wir lassen den Worten Taten folgen", betonte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Landtag. „Wir werden die Befugnisse unserer Sicherheitsbehörden ausweiten."

Der Reformpakt besteht aus Dutzenden von Maßnahmen. So sollen die Überwachungsrechte des Verfassungsschutzes bei potenziellen Extremisten ausgedehnt werden. Beabsichtigt sind gleichfalls ein besserer Datenaustausch der Behörden nebst Maßnahmen gegen die irreguläre Migration.

Wüst sprach von einer doppelten Zäsur, denn nach dem Anschlag von Solingen sei erstmals die AfD als rechtsextreme Partei stärkste Kraft im Thüringer Landtag geworden.