Auf drei Prozent - Nächster Zins-Hammer! EZB senkt Zinsen - was das für Sparkonto und Kredit bedeutet
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt zum vierten Mal in diesem Jahr ihre Zinsen! FOCUS online erklärt, was das für Kredite, Sparbücher und Tagesgeldkonten bedeutet. Besonders Anleger und Kreditnehmer müssen jetzt umdenken.
Analysten hatten bereits zu Beginn des Jahres damit gerechnet, nun ist es wie vorhergesagt eingetreten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf drei Prozent gesenkt . Die schwächelnde Wirtschaft im Euroraum hatte die Senkung wahrscheinlich gemacht. Die zurückgehende Inflation hatte der Zentralbank den Spielraum dazu gegeben.
Banken geben Zinsänderungen mit Verzug an Kunden weiter. Niedrigere Zinsen bedeuten günstigere Kredite, aber auch niedrige Renditen für Tagesgeld und Festgeld. Nach der letzten Leitzinssenkung haben 80 Prozent der Banken ihre Sparzinsen gesenkt. Doch die Flaute setzt sich fort. Das zeigt eine neue Analyse des Vergleichsportals Verivox für FOCUS online.
Das bedeutet der niedrige Leitzins der EZB für Ihre Kredite
In den nächsten Wochen und Monaten könnten die Zinsen für Kredite jeglicher Art fallen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die planen, einen Kredit aufzunehmen. Ob für den Kauf eines Hauses, eines Autos oder für eine größere Investition – es wird für Haushalte attraktiver, sich Geld zu leihen, da die monatlichen Raten sinken.
Händler könnten nun im Weihnachtsgeschäft verstärkt Null-Prozent-Finanzierungen für Einkäufe anbieten. Möbelhändler, Elektroanbieter und auch Küchenhersteller hatten größtenteils in den vergangenen Jahren darauf verzichtet. Nun könnten mehr Günstig-Finanzierungen den schwächelnden Konsum ankurbeln.
Diese Entwicklung verbilligt Immobilienfinanzierungen. Wer heute einen Immobilienkredit aufnimmt, zahlt schon jetzt weniger Zinsen als noch vor einigen Monaten. Die Banken nehmen die erwartete Zinssenkung also vorweg.
Sparer müssen mit niedrigen Zinsen fürs Tagesgeld und Festgeld rechnen
Sparern bringt die Zinsentscheidung der EZB weniger erfreuliche Folgen. Die Zinsen für Tagesgeldkonten und andere Sparprodukte dürften sinken. Das bedeutet, dass das Geld auf diesen Konten weniger Rendite abwirft. Sparer müssen sich also darauf einstellen, dass sie für ihr angespartes Kapital weniger Zinsen erhalten.
Wer jetzt Geld für einen längeren Zeitraum anlegen möchte, bekommt bei vielen Geldhäusern schon niedrigere Zinsen als vor einigen Monaten. Brachten bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen, sank der Wert laut Verivox zuletzt auf unter 2,5 Prozent.
Die Tagesgeldzinsen pausierten zuletzt ihren Sinkflug: Im August warfen bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote mit 1,68 Prozent sogar minimal mehr ab als im Juli mit 1,66 Prozent. „Vor dem Notenbanktermin wartet ein Großteil der Banken noch ab, was passieren wird. Aber wenn die EZB die Leitzinsen senkt, werden viele Geldhäuser schnell nachziehen und ihrerseits auch die Verzinsung auf ihren Tagesgeldkonten nach unten schrauben“, sagt Oliver Maier von Verivox.
Ein Blick in die Zinsvergleiche von FOCUS online zeigt, wie stark sich die Zinslandschaft verändert hat. Mit Lockangeboten können Haushalt weiterhin, im Idealfall und kurzfristig Erfolge erzielen.
Gute Nachrichten für Haushalte, die ihr Konto überziehen
Auch die Dispozinsen - also die Überziehungsmöglichkeiten auf dem Girokonto - könnten sinken. Dies wäre eine positive Entwicklung für alle, die ihr Konto gelegentlich überziehen und hohe Dispozinsen zahlen müssen.
Sinkende Leitzinsen können diese Kosten mindern, was zu einer gewissen finanziellen Entlastung führt.
Gut für solche Haushalte: Auch eine Umschuldung kann sich jetzt eher lohnen als noch vor wenigen Monaten.
Folgt schon bald die nächste Zinssenkung?
Unklar. Für das Jahr 2025 erwarten erste Prognosen stabile Leitzinsen. Einige Ökonomen gehen auch von weiteren Senkungen aus. Im Idealfall, so Analysten, erreicht der Leitzins zum Ende des kommenden Jahres 2,5 Prozent. „Der abklingende Inflationsdruck gibt der EZB Spielraum, ihren Leitzins weiter nach unten zu schleusen. Aber sie darf nicht zu forsch vorgehen, denn der Kampf gegen die hohe Teuerung ist noch nicht gewonnen“, betont das LBBW-Research Team.
Für Anleger heißt das: Steigende Zinsen erwarten derzeit so gut wie keine Experten. Kredite dürften sich auf absehbare Zeit also eher vergünstigen, aber kaum verteuern. Wer einen Kredit aufnehmen will, kann also recht risikofrei abwarten. Die Renditen festverzinslicher Anlagen sinken dafür eher. Wer Geld anlegen will, sollte sich schnell die besten Zinsen sichern.
Jetzt die besten Tagesgeld-Zinsen finden
Warum hat die EZB die Zinsen überhaupt so stark erhöht?
Im Juli 2022 beendete die EZB ihre jahrelange Politik der Null- und Negativzinsen, um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen.
Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank in der Folge die Zinsen nach oben, ehe sie eine Pause einlegte. Der Einlagenzins, den Banken im Euroraum für geparkte Gelder erhalten, erreichte mit 4,0 Prozent das höchste Niveau seit Gründung der Währungsunion im Jahr 1999.
Zinsrally? Nicht jeder Bankkunde bekam gute Zinsen
An vielen Sparern ist die Zinsrally der vergangenen Jahre völlig vorbeigegangen. Fast drei Viertel aller Sparkassen und Volksbanken zahlen nach wie vor weniger als ein Prozent Zinsen auf das Tagesgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox.
Nur rund ein Viertel (26 Prozent) aller 317 Sparkassen in der Verivox-Auswertung zahlt mindestens ein Prozent Zinsen aufs Tagesgeld, bei drei von vier Instituten sind die Zinsen niedriger. Der durchschnittlich angebotene Tagesgeldzins aller Sparkassen liegt bei 0,63 Prozent. 23 Institute und damit sieben Prozent der ausgewerteten Sparkassen bieten überhaupt keine Verzinsung auf das Tagesgeldkonto.
Bei den insgesamt 369 regionalen Genossenschaftsbanken in der Auswertung zeigt sich ein ähnliches Bild. Zu dieser Gruppe gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken.
In diesem Segment bietet ebenfalls nur etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Banken einen Tagesgeldzins von mindestens einem Prozent, im Schnitt müssen sich Kunden mit 0,65 Prozent begnügen. Bei 32 regionalen Genossenschaftsbanken bleiben die Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto unverzinst. Das entspricht einem Anteil von neun Prozent.