Dreifach-Mord im Inselparadies? ZDF-Doku rollt rätselhaften Grusel-Fall um deutsche Auswanderer auf

Deutsche Auswanderer träumten in den 1930er-Jahren vom einfachen Leben auf einer Trauminsel. Doch im Zuge der "Galápagos-Affäre" kamen zwei Menschen unter teilweise ungeklärten Umständen zu Tode. Zwei weitere verschwanden spurlos. "Terra X" hat den schaurigen Fall nun erneut aufgerollt.

Dreifach-Mord im Inselparadies? ZDF-Doku rollt rätselhaften Grusel-Fall um deutsche Auswanderer auf
Dreifach-Mord im Inselparadies? ZDF-Doku rollt rätselhaften Grusel-Fall um deutsche Auswanderer auf

Die Insel Floreana im Süden des Galápagos-Archipels im Pazifischen Ozean wäre nicht weiter erwähnenswert. Das karge Eiland mit einer Fläche von nur 173 Quadratkilometern lockt allerhöchstens mit einer Süßwasserquelle im Landesinneren. Und dennoch erhielt das paradiesisch anmutende Insel einen berüchtigten Ruf. Satan sei nach Eden gekommen, heißt es gar im Titel eines Buches.

"Galápagos-Affäre" - zwei Menschen verschwinden spurlos

In der Tat schockierten auf Floreana äußerst mysteriöse Vorgänge. Denn in den 1930er-Jahren verschwanden auf der zu Ecuador gehörenden Insel zwei Menschen, zwei weitere starben. Journalisten weltweit, darunter auch der belgische Journalist und Schriftsteller Georges Simenon ("Kommissar Maigret"), berichteten über die sogenannte "Galápagos-Affäre". Anhand seiner damaligen Aufzeichnungen hat "Terra X" den Fall nun erneut unter dem Titel "Der Galapagos-Krimi" aufgerollt. Ein durchaus schauriger Beitrag am Sonntagvorabend im ZDF.

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Die Geschichte beginnt am 29. Oktober 1929, als der Berliner Zahnarzt Dr. Friedrich Adolf Ritter und seine Lebensgefährtin Dore Strauch Floreana betraten. Friedrich Lösel, der als Kriminalpsychologe an der Universität Cambridge arbeitet, erklärt im ZDF-Film ihre Motive: "Aussteiger gab es schon immer, aber zu dieser Zeit war es doch ein sehr deutliches gesellschaftliches Phänomen in Deutschland: die Reformbewegung, zurück zu einem einfachen Leben, sich selbst versorgen, raus aus den lärmenden Großstädten und einer Überzivilisation." Auf Galapagos, so berichtet er weiter, wollte Dr. Ritter dieses Konzept quasi in einer Art Selbstexperiment verwirklichen.

Das erhoffte Paradies gerät ins Wanken

Am Anfang schien alles zu funktionieren: Die beiden überzeugten Vegetarier ernährten sich von den üppigen Früchten der Insel, Wasser bezogen sie aus der einzigen Süßwasserquelle. Doch mit der Zeit schwand die Idylle: Dr. Ritter entpuppte sich als Egomane, der nichts anderes im Sinn hatte, als über sein neues Leben zu schreiben, während sich Dore um den Garten und die Zubereitung der Nahrung kümmerte.

Es kam zum Streit, der erst durch die Ankunft des Millionärs Captain Hancock und seiner Yacht geschlichtet wurde: Hancock, so hieß es, war begeistert von dem Aussteigerpaar und versorgte sie bei seinen regelmäßigen Besuchen mit Produkten vom Festland. Außerdem lud der begeisterte Hobby-Cellist sie zu Konzerten an Bord ein.

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Irgendwann kamen, angelockt von Ritters positiven Schilderungen, zwei weitere Gruppen auf die Insel: Das pragmatische Ehepaar Wittmer mit ihrem behinderten Sohn und die angebliche Baroness Eloise Wagner de Bousquet, gefolgt von ihren beiden Liebhabern Lorenz und Philippson. Letztere verfolgte den Plan, auf der Insel ein Luxushotel zu errichten - sehr zum Missfallen der übrigen Bewohner.

Das mysteriöse Verschwinden der Baronin und ihres Liebhabers

Der Mikrokosmos drohte zusammenzubrechen, denn die Insel war zu klein, und die Ressourcen waren zu knapp. Als die Baronin schließlich die Vorräte der anderen Gruppen plünderte, kippte die Stimmung: Lorenz hatte ihre schlechte Laune satt und flüchtete zu den Wittmers. Als wenig später ihr Plan vom Luxushotel platzte, ein Filmprojekt mit ihr in der Hauptrolle scheiterte und Philippson zu seiner kranken Mutter nach Deutschland reisen wollte, war die Herrschaft der Baronin endgültig beendet. Gleichzeitig kamen die Gäste der Stella Polaris, des ersten Kreuzfahrtschiffes auf die Insel, und Captain Hancock lud zu einem erneuten Konzert ein, bei dem sich die Baroness uneingeladen unter die gut betuchten Gäste mischte und sich betrank.

Dreifach-Mord im Inselparadies? ZDF-Doku rollt rätselhaften Grusel-Fall um deutsche Auswanderer auf
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An jenem Abend, so berichtete Dore, habe sie die Baronin und Philippson am Strand tanzen gesehen. Am nächsten Morgen, es war der 19. März 1934, fielen zwei Schüsse, gefolgt von den Schreien einer Frau. Seither sind die Baronin und Philippson verschwunden. Margrit Wittmer behauptete, sie seien überstürzt gen Südsee aufgebrochen.

Zwei Todesfälle stehen im Zusammenhang mit der Insel

Doch Dore glaubte an einen Mord, ausgeführt von den Wittmers. In Sorge um ihr Leben schickte Dr. Ritter daraufhin einen Brief an seinen Freund, den Captain: "Retten Sie uns! Wir sind Zeugen eines Mordes geworden. Und nun erwartet jeden von uns eine tödliche Kugel irgendwo in einem Busch", lauteten die Zeilen, die Lorenz mit einem Fischerboot ans Festland bringen sollte. Der Captain erhielt den Brief, doch auf dem Weg zu Floreana entdeckte er auf einer einsamen Insel die verdurstete Leiche Lorenz'.

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Fortan übernahm die ecuadorianische Polizei den Fall, ohne jedes Ergebnis. Die Zeitung "Paris-Soir" wiederum schickte George Simenon, in der Hoffnung, mehr herausfinden zu können. Am Ende ereignete sich dann ein weiterer Todesfall, von dem bis heute niemand weiß, ob es ein Mord war: Dr. Ritter, der Vegetarier, war scheinbar an einer Fleischvergiftung gestorben, so erzählte Dore dem Journalisten. Margrit Wittmer hingegen berichtete von einem Mord durch Dore, da Dr. Ritter die an Multipler Sklerose erkrankte Frau zurück nach Deutschland schicken und stattdessen seine Ehefrau zu sich holen wollte.

Am Ende überlebt der stärkste

"Ein nüchternes Fazit fällt schwer", so lautete das Urteil des Kriminalpsychologen am Ende der Sendung, "denn die Menschen waren mutig, sie waren enthusiastisch, sie haben Neues begonnen. Sie waren aber auch etwas unrealistisch und sie haben keine gemeinsamen Normen und keine Bindungen zwischen den Gruppen entwickelt." Somit gelte am Ende das Darwin'sche Gesetz, welches besagt: "Es überlebt der Stärkste oder der, der am besten angepasst ist an die Umwelt. Und das waren in dem Fall die Wittmers."

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Die Nachkommen der Wittmers betreiben heute ein Hotel auf der Insel. Der Fall um die verschwundenen und gestorbenen Menschen konnte nie aufgeklärt werden. Doch in klaren Vollmondnächten, so erzähle man den Touristen, kehre die Baronin bisweilen an den Strand zurück.

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