Dringend notwendige Medikamente für Griechenland

20.000 Euro-Spenden aus dem Medizinschrank: Ein Flensburger Arzt sammelt gemeinsam mit dem Verein "Deutsch-Griechische Gesellschaft" Medikamente. Die Krise hat die Versorgung von Kranken erschwert. 

Das Ehepaar Wahlen übergibt die Spenden an eine Sozialapotheke in Nordgriechenland (Foto: DGG Flensburg)
Das Ehepaar Wahlen übergibt die Spenden an eine Sozialapotheke in Nordgriechenland (Foto: DGG Flensburg)

Die Krise in Griechenland zeichnet sich seit Jahren im Gesundheitssystem ab. Krankenhäuser sind überlastet, Material und Arznei knapp. Hunderte Ärzte und Krankenpfleger machen Überstunden, arbeiten ehrenamtlich und versorgen Patienten kostenlos. Der Gynäkologe Gert Kotter aus Flensburg kennt die teils dramatischen Zustände vor Ort. Die Flüchtlingskrise verschärft die Probleme zusätzlich. Im Gespräch mit griechischen Kollegen wurde ihm die Tragweite bewusst. Darum hat Kotter übriggebliebene Medikamente für Griechenland gesammelt. Unterstützung holte er sich dabei bei der "Deutsch-Griechischen Gesellschaft zu Flensburg". In der bundesweit erscheinenden Ärztezeitung riefen Kotter und der Vereinsvorsitzende Günther Wahlen, Mediziner dazu auf, in ihren Medikamentenschränken zu kramen. In den vergangenen Wochen kam Hilfe aus ganz Deutschland an: bislang Spenden im Wert von mehr als 20.000 Euro.

Zehn Umzugskartons Arznei haben die Wahlens mit ihrem Auto nach Griechenland transportiert (Foto: DGG Flensburg)
Zehn Umzugskartons Arznei haben die Wahlens mit ihrem Auto nach Griechenland transportiert (Foto: DGG Flensburg)

Etwa ein Drittel der Griechen ist nicht krankenversichert. Laut der Organisation „Ärzte der Welt“ ist die Zahl im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Problemen auf rund drei Millionen angestiegen. Oft können selbst Versicherte nicht mehr angemessen versorgt werden, ganz zu schweigen von Flüchtlingen, denen meist völlig überlaufene Notfalldienste bleiben. Patienten sind gezwungen, teure Medikamente aus eigener Tasche zu bezahlen, was vielen Familien unmöglich ist. Er könne zwar die Politik vor Ort nicht ändern, aber den Menschen helfen, erklärte Kotter gegenüber der Schleswig Holsteiner ZeitungDenn viele Mediziner verfügen über Arzneimittel aus Musterschränken, die noch nicht abgelaufen sind, jedoch nicht benötigt werden. Verfalle deren Haltbarkeitsdatum, müssen sie entsorgt werden. Kotters wollte sie in großen Mengen nach Griechenland bringen. 

Fertig zur Ausgabe: Auf Haltbarkeit und Inhalt geprüfte und registrierte Medikamente (Foto: DGG Flensburg)
Fertig zur Ausgabe: Auf Haltbarkeit und Inhalt geprüfte und registrierte Medikamente (Foto: DGG Flensburg)

Zehn Umzugskartons mit wertvollen Spritzen und Tabletten

Günther Wahlen, Vorsitzender der "Deutsch-Griechischen Gesellschaft" mit Sitz in Flensburg, übernahm die Verantwortung für den Transport. Insgesamt zehn große Umzugskartons voll mit Medikamenten hat er gemeinsam mit seiner Frau Carla-Maria nach Griechenland gefahren: Gehhilfen, Spritzen, Blutdruckmessgeräte, Verbandszeug und Tabletten. „Nach wie vor katastrophal“, sei die medizinische Versorgung vor Ort, erzählte Wahlen nach seiner Rückkehr vor wenigen Tagen, auch wenn sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr zumindest etwas entspanne.

„Hilfe und Spenden gehen meist zuerst nach Athen und Thessaloniki. Kleine Städte oder Dörfer gehen leer aus.“ Die Wahlens haben die medizinischen Versorgungsmittel bei einer Sozialapotheke im nordgriechischen Katerini abgegeben. Die Stadt liegt nahe der Ägäis und hat rund 85.000 Einwohner. Fahrt- und Fährkosten werden zum Teil von der "Deutsch-Griechischen Gesellschaft", zum Teil vom Ehepaar Wahlen und Gert Kotter privat übernommen. Der Ablauf und die Verteilung vor Ort laufe sehr professionell ab. Sämtliche Medikamente werden registriert, nummeriert und so später dort zugeteilt, wo Bedarf besteht. Mit einem speziellen Rezept können Patienten dann kostenfrei Medikamente erhalten.

In den kommenden Tagen und Wochen werden weitere „Hilfspakete“ nach Griechenland gehen. „Hier liegen schon wieder gespendete Medikamente im Wert von tausenden Euro“, sagt Wahlen. Erst am Freitagmorgen kam erneut ein großer Karton an. Kotter und Wahlen sind weiterhin um Spenden bemüht. Neben Material sind sie auch auf Geld angewiesen, um die Frachtkosten zu bezahlen. Für das Versenden der Pakete seien schnell ein paar hundert Euro nötig.

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