Jeder dritte Erwachsene hat Schilddrüsenprobleme - Millionen Deutsche nehmen es! Schilddrüsen-Medikament hat gefährliche Nebenwirkung
Jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet an einer Schilddrüsenerkrankung. Forscher haben nun herausgefunden, dass das millionenfach verschriebene Medikament L-Thyroxin längerfristig das Risiko für Knochenschwund erhöhen kann. Was Sie wissen müssen.
Die Schilddrüse bildet lebenswichtige Hormone, die das Herz-Kreislauf-System, den Energiestoffwechsel und auch die Psyche beeinflussen. Erkrankt die Schilddrüse, gerät vieles im Körper aus dem Lot.
Symptome und Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion
Eine der häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse ist die Schilddrüsenunterfunktion – im Fachjargon Hypothyreose. Dabei produziert das kleine Organ, das unter dem Kehlkopf im Hals sitzt, zu wenig Hormone.
Das führt zu Symptomen wie führt zu Symptomen wie :
Leistungsschwäche
Müdigkeit
Kälteempfindlichkeit
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
Verstopfung
Gewichtszunahme und
Haarausfall.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein. Am häufigsten entsteht sie aber durch eine Entzündung der Schilddrüse wie etwa durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto . Dabei wird das Schilddrüsengewebe zerstört. Auch ausgeprägter Jodmangel und Medikamente wie bestimmte Antidepressiva mit dem Wirkstoff Lithium können eine Unterfunktion verursachen.
Um die Erkrankung zu behandeln, wird in der Regel das fehlende Schilddrüsenhormon durch den Wirkstoff Levothyroxin (L-Thyroxin) ersetzt. Es ist ein synthetisches Schilddrüsenersatzhormon und lässt den Spiegel wieder ansteigen, so dass die Symptome verschwinden. Im Allgemeinen treten bei richtiger Dosierung kaum Nebenwirkungen auf und das Medikament wird gut vertragen.
Forscher aus den USA untersuchen Zusammenhang von Levothyroxin und Knochenschwund
Doch nun haben Forscher der Johns Hopkins Medical School auf einem Kongress der Radiological Society of North America beunruhigende Studienergebnisse bezüglich der Langzeitwirkung von Levothyroxin vorgetragen. Die Studie wurde allerdings noch nicht veröffentlicht und von Experten begutachtet.
Offenbar kann das Medikament laut dieser Studie zur Verringerung der Knochenmasse und der Knochendichte führen, also das Osteoporose-Risiko bei älteren Menschen erhöhen. Dadurch brechen und verformen sich die Knochen leichter. Die Krankheit tritt vor allem bei älteren Menschen auf.
Dazu untersuchten die Forscher die Daten von 81 Probanden im Alter von über 65 Jahren, die L-Thyroxin nahmen obwohl ihre Schilddrüsenwerte im normalen Bereich lagen. Ihre Daten verglichen sie mit einer Kontrollgruppe, die das Medikament nicht einnahm. Der Beobachtungszeitraum bei den einzelnen Probanden lag bei durchschnittlich 6,3 Jahren.
Einnahme mit Knochenschwund bei älteren Erwachsenen verbunden
„Die Datenanalyse zeigte, dass die Einnahme von Levothyroxin mit einem größeren Verlust an Knochenmasse und Knochendichte des gesamten Körpers verbunden war“, heißt es in einer Mitteilung . Das war wohl selbst bei Teilnehmern der Fall, deren TSH-Werte im Normbereich lagen.
„Unsere Studie legt nahe, dass die Einnahme von Levothyroxin selbst bei Einhaltung der aktuellen Richtlinien mit einem stärkeren Knochenschwund bei älteren Erwachsenen verbunden zu sein scheint“, erklärte Shadpour Demehri, Co-Autor der Studie und Radiologieprofessor an der Johns Hopkins University in der Mitteilung.
Deshalb raten die Forscher Erwachsenen, die das Medikament einnehmen, ihre Behandlung mit dem Arzt zu besprechen. „Es sollte eine Risiko-Nutzen-Bewertung durchgeführt werden, bei der die Stärke der Indikationen für die Behandlung gegen die möglichen Nebenwirkungen von Levothyroxin in dieser Bevölkerungsgruppe abgewogen wird“, sagte die Co-Autorin der Studie, Jennifer Mammen in der Mitteilung.
Schilddrüsenspezialist rät zur regelmäßigen Kontrolle von Therapie und Levothyroxin-Dosierung
Dass das Medikament möglicherweise derartige Langzeitfolgen haben könnte, ist wohl nichts Neues. „Die Studie gibt erneut einen Hinweis auf ein schon länger bekanntes, mögliches Risiko der Levothyroxin-Medikation“, bestätigt Hans Udo Zieren, Ärztlicher Direktor des Deutschen Schilddrüsenzentrums und Chefarzt Klinik für Schilddrüsenchirurgie auf Anfrage von FOCUS online.
Deshalb sollte Levothyroxin auch nicht ohne einen medizinisch anerkannten Grund eingenommen werden, betont er. „Diese Therapie und ihre richtige Dosierung sollte regelmäßig ärztlich kontrolliert und bei Bedarf angepasst oder sogar beendet werden“, rät Zieren. Denn häufig wird dieses Medikament von Hausärzten über lange Zeit verschrieben, obwohl es vielleicht gar nicht nötig wäre.
Alternativen zu Levothyroxin umstritten
Alternativen zu Levothyroxin gibt es wie etwa bioidente Schilddrüsenhormone, die aus tierischen Schilddrüsen meist vom Schwein oder Rind gewonnen werden. Der Fachausdruck dafür lautet Natural Desiccated Thyroid, kurz NDT (natürlich getrocknete Schilddrüse), oder Desiccated Thyroid Extract, kurz DTE (getrockneter Schilddrüsenextrakt).
Doch auch hier gibt es ein Für und Wider: „Gegner verweisen auf die nicht immer exakt bestimmbaren und mitunter schwankenden Konzentrationen der einzelnen Hormonanteile, fehlende wissenschaftliche Langzeitstudien und nicht zuletzt auch auf die vergleichsweise viel höheren Kosten“, heißt es auf den Seiten des Deutschen Schilddrüsenzentrums . Daher werde der routinemäßige Einsatz davon von den meisten medizinischen Fachgesellschaften insgesamt zurückhaltend beurteilt. Es gäbe allerdings Patienten, die sich nach eigenem Empfinden wohl damit fühlen.
Tipps für eine gesunde Schilddrüse
Laut Deutschem Schilddrüsenzentrum ist eine gesunde Ernährung die Grundvoraussetzung für eine gesunde Schilddrüse. Am wichtigsten ist eine ausreichende Aufnahme von Jod, dem Grundstoff der Hormonproduktion in der Schilddrüse. Auch das Spurenelement Selen ist wichtig, da es an der Synthese der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Jodhaltige Lebensmittel sind etwa Fisch und Milchprodukte, selenhaltige etwa Nüsse und Vollkornprodukte.
Studien haben bereits gezeigt, dass eine mediterrane oder auch asiatische Ernährung gut für die Schilddrüse ist. Sie besteht aus
viel Fisch
Gemüse
Obst
Olivenöl
wenig rotem Fleisch und Fett
Wer sich so ernährt, senkt sein Risiko für Schilddrüsenerkrankungen wie etwa Hashimoto oder sogar Schilddrüsenkrebs.
Es gibt aber auch Nahrungsmittel, die das Risiko für eine Schilddrüsenerkrankung erhöhen können. Diese Lebensmittel enthalten sogenannte goitrogene Stoffe, die die Aufnahme von Jod und die Hormonproduktion in der Schilddrüse hemmen und zu ihrer Vergrößerung beitragen.
Dazu gehören:
Zwiebeln
Maniok
Soja
Tofu
Wal- und Erdnüsse
viele Kohlsorten
Diese goitrogenen Inhaltsstoffe werden allerdings durch Kochen weitgehend inaktiviert. Auch ist nur bei sehr einseitigem und massiven Verzehr goitrogener Lebensmittel eine nachteilige Wirkung zu erwarten.