Drohnen mit Nägeln - Russland überrascht mit neuer Taktik im Luftkampf

Russische Kampfdrohne vom Typ Shahed 136 iranischer Bauart im ukrainischen Luftraum. (Archivbild)<span class="copyright">Efrem Lukatsky/AP/dpa</span>
Russische Kampfdrohne vom Typ Shahed 136 iranischer Bauart im ukrainischen Luftraum. (Archivbild)Efrem Lukatsky/AP/dpa

Ukrainischen Berichten zufolge wendet Russland eine neue Taktik gegen feindliche Drohen an. So sollen die eigenen Drohnen mit Nägeln ausgestattet sein.

Russische Truppen haben wohl eine neue Taktik entwickelt, um feindliche Drohnen im Kampf zu besiegen: Sie statten ihre eigenen Drohnen mit Nägeln aus. Das berichtet die „Kyiv Post“ unter Berufung auf „Defense Express“. Demzufolge soll diese Methode die Rotoren der gegnerischen Drohnen beschädigen und sie zum Absturz bringen.

„Wir entdecken einen feindlichen Copter, befestigen Nägel an unserem Copter und setzen ihn auf die feindliche Drohne ab“, zitierten demnach russische Propagandamedien einen Ausbilder der Frontaufklärungsschule für unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) und FPV-Drohnen. „Dann treffen die Nägel die Rotoren der feindlichen Drohne, brechen die Klingen und verursachen so einen Absturz.“

Unklarheit über genauen Einsatz

Diese Taktik beinhaltet laut russischen Medienberichten, auf die sich die ukrainische Zeitung beruft, ein gezieltes „Jagen“, bei dem die mit Nägeln ausgestattete Drohne die feindliche Drohne unbeschadet außer Gefecht setzen soll, anstatt sie in einer Luftkollision zu rammen.

“Defense Express" vermutet jedoch, dass diese Vorgehensweise auch die Initiative von einzelnen Einheiten sein könnte, die auf feindliche Drohnen treffen.

Auch wenn die Idee einer Drohne mit Nägeln wie eine weitere Fantasie der „örtlichen Bastler“ erscheine, könne man dennoch annehmen, dass dies eine mögliche Option zur Bekämpfung von Drohnen in der Luft sein könnte, heißt es im Bericht.

Ukrainischer Drohnenpilot zweifelt Methode an

„Kyiv Post“ sprach allerdings auch mit einem ukrainischen FPV-Drohnenbetreiber, der die Methode als „zweifelhaft“ bezeichnete. Er wies darauf hin, dass das Anbringen von Nägeln unnötiges Gewicht hinzufügt und wenig praktischen Wert hat.

„Eine effektivere Luftkampftechnik ist es, einen langen Faden mit einem kleinen Gewicht an die Drohne zu binden. Indem man über den feindlichen Quadrocopter fliegt, kann sich der Faden in den Rotoren des Feindes verfangen“, erklärte der ukrainische Soldat. „Wenn der Pilot geschickt genug ist, kann er die feindliche Drohne sogar als Trophäe zurück ins eigene Gebiet bringen.“

„Defense Express“ betonte zudem, dass die ukrainischen Verteidigungskräfte aktiv Anti-Aircraft-FPV-Drohnen einsetzen, um russische Aufklärungsdrohnen zu bekämpfen. Dieser Ansatz sei in der Praxis sehr wirksam, vor allem wegen eines Mangels an Flugabwehrraketen.

Luftkämpfe zwischen Drohnen sind Seltenheit

Luftkämpfe zwischen Drohnen bleiben laut der „Kyiv Post“ allerdings relativ selten. Allerdings zeigen jüngste Aufnahmen der Khorne Group, einer Einheit der 116. mechanisierten Brigade, wie eine russische Mavic-Drohne versucht, eine ukrainische FPV-Drohne in der Nähe russischer Stellungen abzuschießen.

„Wir erleben den Beginn einer neuen Ära des Drohnen-gegen-Drohnen-Kriegs“, berichtete die Khorne Group nach Angaben der ukrainischen Tageszeitung.

Ukraine überholt Russland bei Drohnentechnologie laut „Forbes“

Laut einem Bericht von „Forbes“, auf den sich die „Kyiv Post“ beruft, ist die Ukraine mittlerweile weltweit führend in militärischen Drohnen- und Technologien zur elektronischen Kriegsführung und hat Russland überholt. Während Russland zur Zeit Krim-Annexion 2014 in diesen Bereichen dominierte, hat es in den letzten 30 Monaten der großangelegten Invasion seinen Vorsprung eingebüßt, so die ukrainische Zeitung.

„Forbes“ führt den Vorteil der Ukraine dem Bericht zufolge auf die nahtlose Integration ihrer kommerziellen- und Verteidigungssektoren zurück. Demnach produzieren über 200 ukrainische Unternehmen derzeit militärische Drohnen, 50 davon spezialisieren sich auf elektronische Kriegsführungssysteme. Diese schnelle Anpassung sei entscheidend gewesen, um im laufenden Krieg die Oberhand zu gewinnen.