Druck auf Selenskyj steigt - USA pochen weiterhin auf Senkung des Wehrpflichtalters in der Ukraine
Die USA fordern die Ukraine auf, das Wehrpflichtalter noch weiter herunterzusetzen, um auch jüngere Männer zu rekrutieren. Der ukrainische Präsident widerspricht aber und sieht die Notwendigkeit eher bei Raketenlieferungen.
Die USA fordern die Ukraine auf, jüngere Männer für den Kampf gegen Russland zu rekrutieren. Der „Telegraph“ berichtet, dass Washington auf eine Senkung des Wehrpflichtalters drängt, um den Mangel an Soldaten zu beheben.
USA drängen auf Einberufung jüngerer Männer
In den letzten Wochen haben US-Beamte dem Bericht zufolge ihre ukrainischen Kollegen wiederholt hinter den Kulissen gedrängt, Männer ab 18 Jahren zum Fronteinsatz im Krieg gegen die russische Invasion einzuberufen. Washington argumentiert dabei, dass die Personalknappheit eine kritische Phase erreicht hat, da Russland stetige Fortschritte im Osten der Ukraine macht und die Möglichkeit besteht, dass Donald Trump die militärische Unterstützung für Kiew einstellt, wenn er im Januar ins Amt zurückkehrt.
Seleneskyj setzte Wehrpflichtalter bereits auf 25 herunter
Aktuell werden in der Ukraine Männer ab 25 Jahren eingezogen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte das Wehrpflichtalter bereits Anfang des Jahres von 27 auf 25 gesenkt, was laut „Telegraph“ als eine seiner umstrittensten Entscheidungen während des Krieges gilt.
US-Außenminister Blinken wies nun aber darauf hin, dass es angesichts der Ausgangslage notwendig sei, jüngere Menschen in den Kampf zu schicken. Gegenüber Reportern in Brüssel bei einem Treffen der Nato-Außenminister sagte er nach Angaben der britischen Tageszeitung: „Selbst mit Geld und Munition müssen letztlich Menschen an der Front stehen, um der russischen Aggression zu begegnen“, erklärte er den Reportern. Außerdem sagte ein Sprecher von Blinkens Außenministerium, die USA seien bereit, neue Brigaden zu bewaffnen und auszubilden.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte schlug in eine ähnliche Kerbe und sagte demnach: „Wir müssen natürlich sicherstellen, dass innerhalb der Ukraine genügend Menschen zur Verfügung stehen. Wir brauchen wahrscheinlich mehr Leute, die an die Front gehen.“
Auch Experten sehen Notwendigkeit
Es gibt jedoch Argumente, die einige westliche Experten anführen, um die Rekrutierung auch nur einer geringen Anzahl von jüngeren Soldaten zu rechtfertigen. Ryan Evans, Gründer der Website und des Podcasts „War on the Rocks“, meinte demnach erst kürzlich, dass bereits 30.000 neue Soldaten einen Unterschied für die Ukraine machen könnten.
„Die Politik in der Ukraine mag kompliziert sein, aber die Notwendigkeit für mehr Kämpfer ist nicht kompliziert. Eine effektive Infanterie benötigt mehr junge Männer und nicht mehr Männer mittleren Alters“, zitiert ihn der „Telegraph“.
Selesnkyj sieht Priorität bei Waffenlieferungen
Selenskyj aber lehnt diese Forderung vehement ab. Laut dem britischen Medium gab der ukrainische Präsident zu bedenken, dass die Priorität auf der Bereitstellung von Raketen und der Verringerung des russischen Militärpotenzials liegen sollte, nicht auf der Senkung des Wehrpflichtalters. Aus Sicht von Kiew kommt die Mobilisierung von Männern im Alter von 18 bis 24 Jahren nämlich weiterhin nicht in Frage.
Diese Altersgruppe macht laut "Telegraph“ weniger als 10 Prozent der ukrainischen Bevölkerung und etwa zwei Millionen Männer aus, während die 25- bis 54-Jährigen einen Anteil von etwa 44 Prozent an der insgesamt 36,7 Millionen Einwohner umfassenden Bevölkerung der Ukraine haben.