Nürnberg nutzt Patzer der Konkurrenz nicht

Kapitän Hanno Behrens und seine Kollegen schlichen nach dem Abpfiff mit versteinerten Mienen Richtung Kabine, im Max-Morlock-Stadion machte sich Resignation breit.

Nachdem Schlusslicht 1. FC Nürnberg im Abstiegskampf die Aussetzer der Konkurrenz nicht genutzt und beim 1:3 (1:1) gegen Hertha BSC einen weiteren herben Dämpfer kassiert hatte, flüchteten sich die Verlierer, die ihre fünfte Niederlage in Folge kassierten, in Durchhalteparolen.

"Es gibt immer Hoffnung, sonst könnten wir ja das Fußballspielen einstellen", sagte Virgil Misidjan, der nach dem zwölften Spiel ohne Sieg in Serie aber auch ein wenig ratlos wirkte: "Ich kann mir nicht erklären, was in der zweiten Hälfte passiert ist." (Service: Ergebnisse und Spielplan)

Ondrej Duda (50., 70.) war mit den Treffern zum 2:1 und 3:1 der entscheidende Mann für die Mannschaft von Trainer Pal Dardai, die mit dem Erfolg näher an die internationalen Ränge heranrückte. (Service: Die Partie im Ticker zum Nachlesen)

Mit der ersten wirkungsvollen Offensivaktion hatte Vedad Ibisevic (15.) die Führung im 1200. Bundesligaspiel der Hertha erzielt. Den Nürnbergern glückte durch Behrens (42.) kurz vor der Pause der zwischenzeitliche Ausgleich, es war der erste Club-Treffer nach zuvor 436 Minuten ohne Tor.

Dardai lobt zweite Halbzeit

"Unsere zweite Halbzeit war richtig gut, aber auch die erste war schon sehr ordentlich", sagte ein zufriedener Dardai nach dem Abpfiff bei Sky. Zuletzt hatten die Berliner in Nürnberg vor beinahe 16 Jahren gewonnen. (Service: Tabelle der Bundesliga)

Sein Kollege Michael Köllner hatte gehofft, dass die Rückkehr einiger in der Hinrunde verletzter Spieler wie Behrens, Eduard Löwen oder Torwart Christian Mathenia seiner Mannschaft dringend benötigte Impulse verleihen würde. Schließlich wartete sie schon seit Ende September (3:0 gegen Fortuna Düsseldorf) auf einen Sieg.

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Nürnberg zunächst ohne Ideen

Zunächst war die Partie ausgeglichen und die erste einigermaßen gefährliche Szene hatten die Franken durch Misidjan (13.). Kurz darauf spielten die Hauptstädter erstmals ihre Klasse aus, ein einfacher Doppelpass zwischen Davie Selke und Ibisevic genügte, um die Club-Defensive zu entblößen.

Das Nürnberger Spiel war nun erstmal eine Blaupause der Eindrücke vom Ende der ersten Saisonhälfte. Außer dem steten Bemühen gab es wenig Inspirierendes der Köllner-Elf, vor allem dann, wenn Raum und Zeit knapp wurden. In der Defensive war zudem eine gewisse Unsicherheit auszumachen, immer dann jedenfalls, wenn die Berliner die Taktzahl erhöhten.

Duda mit Doppelpack - Selke mit Pfostenpech

Auch Dardai standen einige Profis wieder zur Verfügung, so der Ex-Nürnberger Niklas Stark oder Liverpool-Leihgabe Marko Grujic, es fehlte aber Jordan Torunarigha (Pferdekuss). Was der Hertha im ersten Abschnitt trotz ihrer höheren technischen Qualität abging, war mehr Konsequenz und Zielstrebigkeit. Auch daran lag es, dass der Club wieder in der Partie war, als Behrens einen Schussversuch von Löwen über die Linie drückte.

Den zweiten Durchgang begann der FCN, dem die Niederlagen von Augsburg, Stuttgart und Hannover eine Chance eröffnet hatten, lebendig. Dann aber kam der erneute Nackenschlag, bei dem Ibisevic gekonnt auf Duda ablegte. Der starke Slowake nahm den Nürnbergern später auch jede Resthoffnung. Davie Selke (81.) traf anschließend noch für die Hertha den Pfosten.