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Ich bin mit einem E-Kombi von Porsche gefahren – die Fahrt hat mir eines der größten Probleme von Elektroautos deutlich gemacht

Der Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S.
Der Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S.

Elektroautos haben einen weiten Weg zurückgelegt, das steht außer Frage. Die heutigen Elektrofahrzeuge können schneller fahren, schneller aufladen und mit einer Batterieladung mehr Strecke zurücklegen als je zuvor. Aber ein Problem bleibt bestehen: die Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen.

Denn was nützt es, ein tolles, schnell aufladbares Auto zu kaufen, wenn viele der Ladestationen kaputt, überfüllt oder – schlimmer noch – gar nicht vorhanden sind? Bei einem Wochenendausflug mit dem Elektrokombi Taycan Cross Turismo von Porsche habe ich mir genau diese Frage gestellt.

Das Alleinstellungsmerkmal des Taycan ist seine Fähigkeit, 270 Kilowatt Ladeleistung aufzunehmen für superschnelle Ladevorgänge. Laut Porsche lässt sich der Taycan in nur 22,5 Minuten von fünf auf 80 Prozent aufladen. Ein Segen für längere Fahrten mit mehreren Stopps – vorausgesetzt, man findet eine Ladesäule, die 270 Kilowatt oder mehr bietet.

Aber das ist leichter gesagt als getan. Ich wollte eine solche Steckdose finden, um zu sehen, ob das Tanken des Taycan wirklich so schnell und bequem ist, wie Porsche behauptet. Ladestationen sind sowieso schon viel schwieriger zu finden als Zapfsäulen, und die leistungsstarken Steckdosen sind noch seltener.

Doch zwischen meiner Wohnung in New York und meinem 165 Kilometer weit entfernten Zielort im Hudson Valley gab es nur eine einzige Ladestation, die ausreichend Saft liefern konnte. Eine herbe Enttäuschung. Und diese Ladestation erforderte sogar noch einen Umweg. Aber eine Möglichkeit war besser als gar keine.

Natürlich gab es entlang der Route eine Vielzahl weniger leistungsfähiger Ladepunkte. Und für Tesla-Besitzer ist das Aufladen eine andere Sache, da das Unternehmen jahrelang ein robustes Ladenetz speziell für seine Fahrzeuge aufgebaut hat. In Deutschland gibt es aktuell laut Bundesnetzagentur circa 51.000 Ladepunkte, davon etwa 7700 Schnellladepunkte mit mehr als 150 Watt (Stand: Januar 2022). Tendenz: stark steigend.

Ich plante also, ohne Zwischenstopps in den Norden des Bundesstaates New York zu fahren, dort zu übernachten und auf dem Rückweg die 350-Kilowatt-Station von Electrify America aufzusuchen, für eine blitzschnelle Ladesitzung.

Kaputte und besetzte Ladesäulen

Als ich an einem Sonntagnachmittag dort ankam, waren zwei der vier Ladestationen außer Betrieb und eine besetzt. Glücklicherweise hielt ich an der einzigen funktionierenden 350-Kilowatt-Ladestation, kurz bevor zwei andere Fahrer zum Aufladen kamen. Sie hatten keine andere Wahl, als zu warten, bis ich fertig war.

Abgesehen von einem anfänglichen Aussetzer (der Porsche lud eine Minute lang, bevor er sich abrupt abschaltete), verlief der Ladevorgang reibungslos. Das Auto lud innerhalb von 18 Minuten von 20 auf 80 Prozent auf, was einen erstaunlich schnellen und bequemen Stopp bedeutete.

Mit etwas weniger Glück hätte es aber auch viel schlechter kommen können. Wäre ich ein paar Minuten später gekommen, hätte ich möglicherweise eine Stunde warten müssen, bis die anderen aufgetankt hätten. Die kaputten, überfüllten Ladestationen hätten die ultraschnelle Ladefunktion des Porsche völlig nutzlos gemacht.

In der Tat bemängeln Fahrer von E-Autos häufig den schlechten Zustand der Ladeinfrastruktur in den USA. In einer im Februar von einer kalifornischen Regierungsbehörde durchgeführten Umfrage unter Elektroautobesitzern gaben 44 Prozent der Befragten an, es gebe Probleme bei der Bedienung von Ladestationen. Eine kürzlich durchgeführte Studie über Schnellladestationen in der kalifornischen Bay Area, die nicht von Tesla betrieben werden, ergab, dass fast ein Viertel der Stationen nicht funktionsfähig sei.

Die Technologie für ein schnelles und bequemes Aufladen ist eindeutig vorhanden. Aber damit sich mehr Autofahrer für emissionsfreie Fahrzeuge entscheiden, müssen Schnelladestationen weiter verbreitet und funktionsfähig sein. Im Moment sind sie weder das eine noch das andere.

Die Einführung von E-Fahrzeugen steht noch ganz am Anfang, aber es geht aufwärts. Electrify America teilte mir mit, dass das Unternehmen plane, noch in diesem Jahr weitere 350-Kilowatt-Ladestationen zu bauen und die bestehenden Stationen zu optimieren. Im Februar kündigte das Weiße Haus einen Fünf-Milliarden-Dollar-Plan an, um die US-Autobahnen mit Tausenden von neuen Ladestationen auszustatten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Dieser Artikel wurde von Ben Peters aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.