Edeka, Rewe, Kaufland - Fachkräftemangel im Supermarkt – warum die Bedientheken doppelt wichtig sind
In den Supermärkten fehlt es an Personal für die Bedienungstheken mit Fleisch oder Käse. Einige Händler wollen deshalb verstärkt auf Selbstbedienung setzen, andere holen sich Fachkräfte aus dem Ausland. Was das für Sie bedeutet.
Die großen Supermarktketten in Deutschland suchen Tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bedienungstheken mit Fleisch, Wurst oder Käse. Im Stellenportal von Edeka sind derzeit rund 4600 offene Stellen zu finden, bei Rewe mehr als 3400. „Vor allem Fleischer und Fleischereifachverkäufer werden händeringend gesucht“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Philipp Hennerkes. Der Bedarf steige seit Jahren, weil zu wenig Nachwuchs nachkomme.
Insgesamt ist der Handel stark vom Fachkräftemangel betroffen. Laut Handelsverband Deutschland (HDE) gibt es rund 120.000 offene Stellen. Vor allem Supermärkte wie Rewe, Edeka und Kaufland leiden unter Personalengpässen an den Bedientheken. „Die Theken und die Beratung sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Discount, da wollen die Unternehmen gut sein“, sagte Hennerkes.
Flexiblere Ladenbaukonzepte sind gefragt
Wegen Personalmangels setzen Edeka-Händler in einigen Regionen auch auf flexiblere Ladenbaukonzepte, bei denen Waren auch in Selbstbedienung (SB) angeboten werden können, wie die „Lebensmittel Zeitung“ kürzlich berichtete. Die so genannten Hybrid-Theken kommen demnach in Randzeiten ohne Personal aus. Der BVLH bestätigt, dass die Zahl solcher Mischformen zunimmt.
Edeka wies Berichte zurück, wonach den Frischetheken das Aus drohe. Die Theken seien „das Herzstück der Edeka-Märkte“ und blieben wichtig, sie stünden nicht zur Diskussion, teilte das Unternehmen mit. Fast alle der rund 7000 Edeka-Märkte seien mit Theken für Fleisch, Wurst oder Käse ausgestattet. Trotz der Dementis gehen Edeka & Co. neue Wege - gezwungenermaßen und erst einmal in NRW. Fleischtheken werden testweise abgeschafft, der Unterschied zum Discounter wird kleiner .
Einzelhändler rekrutiert Personal aus Indien
„Niemand bei Edeka will seine Bedientheke schließen“, sagt Karsten Pabst, Geschäftsführer von Edeka Hieber. Das Unternehmen mit 16 Märkten in Baden-Württemberg ist einer der größten selbständigen Edeka-Händler in Deutschland. Man versuche eher, die Bedientheken auszubauen, so Pabst, dennoch sei es sinnvoll, diese durch SB-Konzepte zu ergänzen. Das Nachwuchsproblem spürt auch Hieber. Doch nicht nur in Deutschland wird Personal gesucht. Speziell für die Fleischtheke rekrutiert die Supermarktkette Auszubildende aus Indien. Andere Edeka-Märkte haben ähnliche Pläne.
Stärker auf Selbstbedienung setzen will der Edeka-Händler Stadler und Honner aus Bayern. „Wir haben heute immer mehr Probleme, die Theken zu besetzen“, sagte Geschäftsführer Daniel Honner der „Lebensmittel Zeitung“.In einem Markt in München sei die Bedientheke von 24 auf 7,5 Meter verkürzt worden, auf den restlichen Metern werde SB-Fleisch und Wurst angeboten. Honner begründet dies auch mit einem veränderten Einkaufsverhalten. „Wir passen uns damit der Nachfrage im urbanen Raum an. Der 20-jährige Student kauft in München anders ein als die 70-jährige Rentnerin auf dem Land.“
Bedientheken haben laut Rewe eine Zukunft
Bei Rewe haben die Bedientheken „weiter Zukunft“, wie das Unternehmen mitteilt. Rund 2000 der 3800 Rewe-Märkte verfügen demnach über Bedientheken als Ergänzung zum Selbstbedienungsangebot. Die zunehmende Digitalisierung in den Märkten schaffe Spielräume, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt in serviceorientierten Tätigkeiten einzusetzen, hieß es. Auch der Vollsortimenter Kaufland sucht über das Internet Personal für seine Bedientheken. „Unsere Kundinnen und Kunden schätzen diesen Service sehr. Deshalb bieten wir in den meisten Filialen Bedientheken an und werden dies auch weiterhin tun“, sagte eine Sprecherin. Um den Kunden die freie Wahl zu lassen, gebe es neben den Bedientheken auch abgepackte Produkte zur Selbstbedienung.
Die Ausrichtung der Supermärkte, die Bedientheken aus Servicegründen beibehalten zu wollen, hat auch einen positiven Aspekt für Menschen, die einen neuen Job suchen. Denn angesichts des Mangels ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, bei Rewe, Edeka oder Kaufland eine neue Beschäftigung zu finden. Angesichts der Zeiten, wo in Deutschland bei Großkonzernen reihenweise Stellenabbau auf der Tagesordnung steht, eine positive Nachricht.