Ehemaliger tschechischer Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben
Der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg ist tot. Die von Schwarzenberg mitbegründete Partei TOP 09 bestätigte dessen Tod am Sonntag auf ihrer Website, tschechischen Medienberichten zufolge starb er am Samstag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Wien nach monatelanger Krankheit im Kreise seiner Familie.
Schwarzenberg war einer der prominentesten tschechischen Politiker. Von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2013 war er Chefdiplomat seines Landes, im Jahr 2009 gründete er die rechtsliberale Partei TOP 09. Er galt als überzeugter Europäer. 2013 kandidierte der passionierte Pfeifenraucher für das Amt des Staatspräsidenten, in der Stichwahl unterlag er jedoch dem bis 2023 amtierenden Europaskeptiker Milos Zeman.
Der 1937 geborene Schwarzenberg stammte aus einer adligen Familie, die nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 ins Exil nach Österreich ging. Karel Schwarzenberg studierte in Österreich und Deutschland Jura und Forstwissenschaft - und schloss "nie etwas davon ab", wie er selbst sagte. Beruflich verwaltete er später die Betriebe im Eigentum seiner Familie - darunter das Schwarzenberg-Palais mit angeschlossenem Hotel in Wien.
Noch im Exil wurde Schwarzenberg 1984 zum Präsidenten des Internationalen Helsinki-Komitees für Menschenrechte ernannt. Nach der "samtenen Revolution" in der damaligen Tschechoslowakei im Jahr 1989 kam er zurück und wurde Berater des damaligen Präsidenten Vaclav Havel.
Als Havels Berater war der für seinen feinen Humor bekannte Schwarzenberg unter anderem maßgeblich an dem Zustandekommen der deutsch-tschechischen Aussöhnungserklärung beteiligt. In der vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und dem damaligen tschechischen Regierungschef Vaclav Klaus im Januar 1997 in Prag unterzeichneten Deklaration bedauert Deutschland die NS-Verbrechen in Tschechien, während Prag sein Bedauern über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ausdruck bringt.
se/mhe