Ehepaar spendete dem BSW 5 Millionen Euro, in ZDF-Doku sprechen sie erstmals vor der Kamera
Ein Ehepaar von der Ostsee half dem Bündnis Sahra Wagenknecht mit einer Millionenspende bei der Parteigründung. Was sind ihre Motive - und woher stammt das Geld? In der ZDF-Doku "Inside Bündnis Wagenknecht" geben beide ausführlich Auskunft.
Der kometenhafte Aufstieg des Bündnisses Sahra Wagenknecht ist beispiellos in der parlamentarischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland - und zugleich bezeichnend für die politisch unruhige Gegenwart. Aus dem sprichwörtlichen Stand ist die neu gegründete Partei der namensgebenden Ex-Linken-Politikerin in Sachsen, Thüringen und Brandenburg in die Landtage eingezogen. Eine Regierungskoalition ohne BSW-Beteiligung wird in allen drei Bundesländern schwer zu bewerkstelligen sein.
Die Erfolge hat die Partei einer Reihe von gesellschaftlichen und parteipolitischen Rahmenbedingungen zu verdanken, nicht zuletzt auch dem, manche sagen: populistischen Talent Sahra Wagenknechts. Und doch wäre der rasante BSW-Aufstieg nicht möglich gewesen ohne das für eine Parteigründung nötige Geld. Dabei kamen insgesamt 5 Millionen Euro an Spenden von einem einzigen Ehepaar von der Ostsee. Wer sind diese Menschen? Und was sind ihre Motive?
In der fünfteiligen ZDF-Doku "Inside Bündnis Wagenknecht" (in der ZDF-Mediathek abrufbar) äußern sich Lotte Salingré und Thomas Stange erstmals vor der Kamera zu den Gründen ihrer Millionenentscheidung - eine der größten Parteispenden in der deutschen Geschichte - sowie zur Herkunft des Geldes.
BSW-Großspender sind enttäuschte Grünen-Wähler
Im T-Shirt begrüßen die beiden das ZDF-Team in ihrem Zuhause in Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern. Stanger, 67, aus Würzburg stammend, gibt sich als ehemaliger, enttäuschter Grünen-Wähler zu erkennen. Das Ehepaar, das eine Finca in Spanien besitzt und dort mit Permakultur experimentiert, spendet auch für Klimaaktivisten. Noch wichtiger ist ihnen aber das Thema Frieden. Vor allem jener, den sie sich in der Ukraine wünschen.
"Als auch die Linke gesagt hat, wir müssen Waffen liefern, gab es ja keine Partei mehr außer der AfD, die gesagt hätte, nee, machen wir nicht", erklärt Stanger. Salingré, 61 und aus Köln stammend, ergänzt, Sahra Wagenknecht habe bei ihnen Hoffnungen durch ihr mit Alice Schwarzer verfasstes "Manifest für den Frieden" geweckt: "Endlich mal wieder eine klare, starke Stimme für Frieden und Verhandlungen" sei das gewesen.
"Ja, es ist tatsächlich in Deutschland verdient, in Deutschland versteuert"
Dann wird vor der ZDF-Kamera über Geld gesprochen. Mit einer Überweisung von 20.000 Euro an den Verein Bündnis Sahra Wagenknecht habe es begonnen. Nach der Parteigründung wurde es mehr. Bis Mitte März habe man alles verfügbare Geld an das BSW gespendet. "Da jetzt kleckern ist Blödsinn, weil die Partei muss nach vorne", habe Thomas Stange zu seiner Frau gesagt.
Stange, Mitgründer einer Elektronikfirma in Würzburg, an der er heute noch Teilhaber ist, ärgert sich gegenüber dem Kamerateam vor allem über eines: die Unterstellung, die Spendensumme stamme womöglich aus Russland. "Meine Bank hat eine Bescheinigung schicken müssen, dass sie weiß, wo das Geld herkommt, dass das legal ist", beteuert er in der Doku. "Und ja, es ist tatsächlich in Deutschland verdient, in Deutschland versteuert. Und bevor da Spekulationen auftauchen, nein, diese 5 Millionen können wir nicht von der Steuer absetzen."
Ihr finanzielles Engagement, das ist beiden ebenfalls wichtig zu betonen, sei nicht an politische Bedingungen geknüpft. "Deswegen haben wir bisher eigentlich auch vermieden, in Interviews unser Gesicht zu zeigen, weil wir eigentlich damit keine Sonderposition haben wollten."
Zwei Wagenknecht-Dokus im ZDF
Für "Inside Bündnis Wagenknecht" trafen die Filmautorinnen Christiane Hübscher und Andrea Maurer Sahra Wagenknecht mehrmals zum Interview. Sie zeichnen in ihrem Fünfteiler die Zeit der Gründung und den rasanten Aufstieg der Partei nach. Gespräche dazu gibt es mit Amira Mohamed Ali, Christian Leye, Fabio di Masi und Katja Wolf vom BSW, mit Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Martin Schirdewan von Die Linke und Alice Weidel von der AfD.
Dazu erfährt man in der Langzeit-Doku auch Einschätzungen von Beobachtern wie Webvideoproduzent Mirko Drotschmann und Kriegsreporter Paul Ronzheimer, der Publizistin Anne Rabe, Martin Machowecz ("Die Zeit"), Melanie Amann ("Der Spiegel") und Martin Debes ("Stern").
Auf der fünfteiligen Mediathek-Serie basiert zudem die 45-minütige ZDF-Doku "Die Wagenknecht-Story: Rebellin, Realistin, Populistin?", die am Dienstag, 15. Oktober, 20.15 Uhr, ausgestrahlt wird.