Was ist eigentlich mit Sancho los?

Die englische Presse ging nicht gerade zimperlich mit ihrem jungen Fußball-Star um. Aus Jadon Sancho machte die Boulevard-Zeitung The Sun nach der bitteren 0:1-Pleite gegen Bayern mal eben ein Jadon "Sanch-Slow".

Die Daily Mail schrieb in Anlehnung an den Flop-Auftritt des 20-jährigen Flügelflitzers: "Er konnte das Spiel nicht wirklich beeinflussen und zeigte einen Mangel an Erfahrung und Fitness gegen die dominanteste Mannschaft der Bundesliga."

Sancho kam im dritten Spiel nach dem Bundesliga-Re-Start zum dritten Mal von der Bank. In den 45 Minuten gegen die Münchner zeigte der Dortmunder Top-Scorer (14 Tore, 17 Assists) allerdings, wieso ihn Trainer Lucien Favre anfangs draußen gelassen hat.

Sancho wirkte unfit, pomadig und teilnahmslos. Ihm fehlte jegliche Bindung zum Spiel.

BVB erhofft sich Sancho "in Bestverfassung"

BVB-Sportchef Michael Zorc sagte im Gespräch mit SPORT1 zum Fitnesszustand seines Topspielers: "Er hat in Wolfsburg hervorragende Ansätze gezeigt. Wir hoffen, dass wir ihn schnellstmöglich wieder in Bestverfassung sehen."

Coach Favre erklärte, wieso Sancho zunächst nur auf der Bank saß: "Wir müssen aufpassen, dass er sich nicht wieder verletzt. Er kann mehr als eine Halbzeit spielen, aber 90 Minuten wird momentan schwer."

Gleichwohl stellt sich nach dem Klassiker die Frage: Was ist eigentlich mit Sancho los?

Klar ist: Sancho hat deutlichen Trainingsrückstand. Das war gegen die Bayern kaum zu übersehen. Was viele nichts wussten: In der fast sechswöchigen Corona-Pause trainierte der Flügelflitzer wegen Wadenproblemen kaum mit. Er hat Trainingsrückstand – das ist ganz klar. Man sieht aber, dass er langsam aber sicher wieder auf sein eigentliches Niveau kommt", sagte Favre zu SPORT1.

Schielt Bayern auf Sancho?

In dieser Saison ist Sancho bester Dortmunder. Mit 17 Toren und 20 Assists in 38 Pflichtspielen zauberte sich der englische Nationalspieler (elf A-Länderspiele) längst auf die Notizzettel europäischer Top-Klubs – darunter auch auf die des FC Bayern?

Raum für Spekulationen gab jedenfalls eine Aussage von Oliver Kahn vor dem Anpfiff des Klassikers. "Ich verstehe die Frage, aber ich glaube, das ist nicht das richtige Surrounding, um über etwaige Spieler-Transfers zu sprechen", erwiderte das FCB-Vorstandsmitglied. "Natürlich sind das alle, in dem Fall Sancho, sehr, sehr gute Spieler. Wir machen uns jeden Tag darüber Gedanken, wer unsere Mannschaft verstärken kann. Aber alles zu seiner Zeit."

Hansi Flick wiederum schwärmte: "Ich spreche ungern über Spieler von anderen Vereinen. Ich kann sagen, dass er eine gute Qualität hat", sagte der Bayern-Trainer auf SPORT1-Nachfrage. "Er tut Dortmund sehr gut, ist ein großes Talent und hat enorme Eigenschaften. Deswegen muss man anerkennen, dass Dortmund da einen sehr, sehr guten Spieler hat."

Zorc weist Kahn zurecht

Vor allem die Kahn-Aussage verwunderte die BVB-Bosse. Zorc reagierte bei SPORT1 darauf süffisant: "Oliver Kahn hat in seinem eigenen Surrounding sicher genug zu tun." Heißt mit anderen Worten: Er soll sich doch bitte um seine eigenen Spieler kümmern.

Nach SPORT1-Informationen beabsichtigen die Bayern im Übrigen derzeit keinen Transfer von Sancho. Bislang hat es auch noch keinen Kontakt zwischen Sanchos Berater und dem Bundesliga-Spitzenreiter gegeben.

Oberste Priorität hat beim Rekordmeister weiterhin der Sommer-Wechsel von Leroy Sané. Zudem sind Serge Gnabry und Kingsley Coman fest eingeplant. Über einen Kauf von Ivan Perisic wurde noch nicht entschieden.

Sancho ist allein deshalb kein Thema bei den Rot-Weißen, weil der Preis viel zu hoch sein wird. Der BVB will Sancho am liebsten halten und ist wenn dann erst bei einer Summe ab 130 Millionen Euro gesprächsbereit. Weiterhin im Rennen um den Offensivspieler sind die Premier-League-Klubs Manchester United und Chelsea London.

Kaum vorstellbar allerdings, dass beide Teams während der Corona-Krise diese Summe zahlen.