Eigentor der EU - Europäische Strafzölle auf E-Autos – China kontert sofort
Die vorgeschlagenen EU-Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge könnten weitreichende Auswirkungen auf den Import dieser Autos in die EU haben und die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Marken beeinträchtigen. In diesem Zusammenhang beleuchtet der Experte für internationale Beziehungen Berthold Kuhn die möglichen Folgen dieser Maßnahme, die Spannungen zwischen der EU und China verschärfen könnten.
Wie wirken sich die EU-Strafzölle auf den Import chinesischer Autos aus?
Die vorgeschlagenen EU-Strafzölle auf Elektrofahrzeuge aus China, die je nach Hersteller bis zu 36,3% betragen können, werden zweifellos erhebliche Auswirkungen auf den Import chinesischer Autos in die EU haben. Durch diese Zölle werden die Preise für chinesische Elektrofahrzeuge in Europa erheblich steigen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu europäischen und anderen internationalen Marken beeinträchtigen wird. Für den chinesischen Marktführer BYD, dessen Modelle mit einem niedrigeren Tarif von 17% belegt werden, und andere Hersteller, darunter VW und BMW, könnten die Auswirkungen zwar etwas milder ausfallen, doch auch diese werden mit höheren Kosten konfrontiert sein.
Die EU rechtfertigt diese Zölle damit, dass sie notwendig seien, um die Marktbedingungen zu „neutralisieren“ und die durch staatliche Subventionen in China entstandenen Wettbewerbsvorteile auszugleichen. China hingegen lehnt diese Begründung entschieden ab und betrachtet die Zölle als eine ungerechtfertigte Handelsbarriere. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die EU-Strafzölle auf den Import chinesischer Autos das Preisniveau erhöhen und somit die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Marken im europäischen Markt beeinträchtigen werden. Dies könnte zu einer Veränderung des Marktes führen, wobei der genaue Ausgang noch ungewiss ist.
Welche Auswirkungen haben die Strafzölle auf die Beziehungen zwischen der EU und China?
Die Einführung von Strafzöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge hat das Potenzial, die bereits angespannten Beziehungen zwischen der EU und China weiter zu verschärfen.
Die Erhebung von den Zollgebühren wurde in Deutschland von Kritik aus der Autobranche begleitet, denn die Zölle treffen auch in China hergestellte Fahrzeuge, die für den deutschen Markt bzw. europäischen Markt bestimmt sind, z.B. den E-Mini von BMW. Die Ausgleichszölle gelten bereits ab dem 5. Juli für eine Dauer von höchstens vier Monaten. Am 20. August präzisierte die EU-Kommission die geplanten Strafzölle und senkte sie leicht ab. Von der Absenkung profitiert nun immerhin auch der E-Mini.
Spotlight Automotive, das Joint Venture, das BMW mit dem Autobauer Great Wall eingegangen ist, sei von der EU-Kommission nun als kooperierendes Unternehmen eingestuft. Ursprünglich wäre der Höchstsatz von 36,3 Prozent angewendet worden. Nun wurde der Strafzoll für den E-Mini auf 21,3 Prozent abgesenkt. In Shanghai produzierte Teslas kommen mit 9 Prozent allerdings noch besser weg. BMW und andere Autobauer bekräftigten dennoch ihre Kritik an den erhöhten Importzöllen. Offiziell eingeführt werden die Zölle jedoch erst im November, bis dahin will die EU endgültig über die Zölle entscheiden. Bis November gilt eine Übergangszeit, in der die Unternehmen die Zölle noch nicht zahlen, aber garantieren müssen.
Als Reaktion auf die Ankündigung der Zölle hat das chinesische Handelsministerium eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation angekündigt sowie Untersuchungen zu EU-Importen von Milchprodukten, insbesondere Käse, sowie von Brandy und Schweinefleisch eingeleitet. Diese Reaktionen gehen über einzelne Industrien hinaus und verdeutlichen, dass Handelsstreitigkeiten mit China sich schnell auf andere Bereiche ausweiten können. Dies birgt das Risiko einer weiteren Verschärfung der Spannungen zwischen der EU und China und könnte die wirtschaftlichen Beziehungen in der Zukunft erheblich belasten.
Warum werden chinesische Autobauer unterschiedlich behandelt?
Die Behandlung chinesischer Autobauer variiert aufgrund der differenzierten Strategien der EU, die auf spezifische Marktbedingungen reagieren. Verschiedene Zollsätze, die für unterschiedliche chinesische Autobauer vorgeschlagen werden, sind ein Beispiel dafür. So könnten Hersteller wie BYD, die einen niedrigeren Tarif von 17% erhalten, weniger stark subventioniert sein oder eine Marktstrategie verfolgen, die von der EU als weniger wettbewerbsverzerrend angesehen wird.
Im Gegensatz dazu könnten Unternehmen, die höhere Zölle zu erwarten haben, als stärker subventioniert betrachtet werden, was sie anfälliger für solche Maßnahmen macht. Dies deutet darauf hin, dass die EU gezielte Maßnahmen ergreift, um wahrgenommene Marktverzerrungen durch chinesische Subventionen auszugleichen.
Wie reagiert China auf die EU-Strafzölle?
China hat auf die vorgeschlagenen EU-Strafzölle mit Gegenmaßnahmen reagiert, die in der deutschen Öffentlichkeit nur wenig diskutiert werden. Dennoch können sie für einzelne Unternehmen in Deutschland, aber auch für Konsumenten in China empfindliche Folgen haben. In China würden teure Milchprodukte speziell auch Mittelschichten und Familien treffen, die im Ausland gelebt haben und die Vielzahl der Milchprodukte in Europa schätzen gelernt haben. Deutsche Unternehmen müssten sich auf Umsatzeinbußen einstellen, wenn die Folgen auch möglicherweise nicht sehr gravierend sein werden.
Solche Reaktionen Chinas deutet allerdings darauf hin, dass China bereit ist, auf andere Sektoren auszuweichen, um Druck auf die EU auszuüben. Es besteht die Gefahr einer Eskalation der Handelskonflikte, die weit über den Automobilsektor hinausreichen könnten und auch andere Industrien betreffen könnten, die zunächst nicht direkt mit den Streitigkeiten in Verbindung gebracht wurden. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation weiterentwickelt und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die Beziehungen zwischen der EU und China haben wird.