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Ein «Bussi» von Wanda: Austro-Pop ist angesagt

Keine Fische: Wanda aus Österreich. Foto: Florian Senekowitsch/Vertigo Berlin

Der «Musikexpress» widmete Wanda kürzlich die Titelgeschichte und schrieb von der «vielleicht letzten wichtigen Rock'n'Roll-Band unserer Generation».

An den Österreichern scheint derzeit kein Weg vorbeizuführen. Auf dem Hamburger Reeperbahn Festival werden die Wiener als einer der Headliner gehandelt und - wie eigentlich überall, wo sie derzeit aufschlagen - begeistert gefeiert.

Gerade mal ein Jahr nach ihrem Debütalbum veröffentlichen Wanda Anfang Oktober ihre zweite Platte «Bussi» mit zwölf neuen Titeln. «Wir haben es geschafft, uns Gott sei Dank nicht weiterzuentwickeln», sagte Sänger Marco Michael Wanda der Deutschen Presse-Agentur. Es geht wieder um die «schwergewichtigen Themen», die Liebe, das Leben, den Tod, die Angst, die Sehnsucht. Und auch musikalisch sei «Bussi» nur einen Steinwurf vom ersten Album entfernt.

Wanda kamen quasi aus dem Nichts. Benannt nach der «Wilden Wanda» (1947-2004), einer schillernden und gefürchteten Wiener Zuhälterin, wurde die Band vor drei Jahren gegründet. Vergangenen Oktober erschien dann das Debüt «Amore», das der «Rolling Stone» als «eines der besten Alben 2014» bezeichnete. Im Mittelpunkt: Bedingungslose Liebe, sexuelle Fantasien mit der Cousine, Todessehnsucht und Exzesse. «Wenn dich jemand fragt, wofür du stehst, sag' für Amore» aus dem Lied «Bologna» wurde zum geflügelten Satz.

Ob der Druck groß sei, an den Erfolg anzuknüpfen? «Wir fühlen uns sehr unbelastet. Die größten Anforderungen stellen wir uns selbst, und auf ein Urteil haben wir uns nie angewiesen gefühlt», sagte Marco Michael Wanda. Doch es ist nicht die unverbrauchte Musik und die selbstbewusste, charismatische Art, die den Erfolg ausmachen: Österreichische Musik ist angesagt. «Daran hatten schon andere Bands vor uns Anteil.» Etwa Kreisky, Der Nino aus Wien oder Bilderbuch.

Bilderbuch («Maschin», «Plansch») ist die zweite große Erfolgsband aus Wien, die in diesem Jahr mit ihrer frischen, unverbrauchten Art begeistert. Kritiker überschlugen sich anlässlich ihres dritten Albums «Schick Schock» mit Lob. Auf Anhieb landeten die vier Jungs damit in Österreich an der Spitze der Charts und wurden auch in Deutschland zum Publikumsliebling.

«Wir Österreicher haben ein bissl den Pop-Komplex, so würde ich das nennen. Wir wagen uns jetzt zum ersten Mal wieder seit Jahren, bissl mit der Pop-Geste zu spielen», sagte Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst vor einiger Zeit der dpa. «Wanda und Bilderbuch sind da die ersten Bands, die einfach dazu stehen, dass sie kein Problem damit hätten, wenn sie kommerziell erfolgreicher wären. Es ist ein Riesenschritt für österreichische Bands.»

Jahrzehntelang seien österreichische Künstler in der Heimat vernachlässigt worden, erklärt Marco Michael Wanda. «Wir hatten keine Plattenindustrie. Wir wurden von den großen Radiosendern ignoriert. Dadurch dass die Industrie nicht hingeschaut hat, konnten wir uns völlig frei entwickeln und waren keinem Trend unterlegen.»

«Da ist eine junge Generation herangewachsen, die sich ihren eigenen Weg gesucht hat», erklärt Tatjana Domany vom Österreichischen Musikexportbüro. «Die Qualität, die sich entwickelt hat, geht jetzt geballt nach draußen.»

Das macht sich auch auf dem Reeperbahnfestival bemerkbar, wo alljährlich Musiker aus Dutzenden Ländern zu Gast sind. «Vor fünf Jahren waren wir hier mit zwei, drei Bands vertreten. In diesem Jahr sind wir mit elf dabei», sagt Domany. Leuchtturmprojekte wie Bilderbuch oder Wanda hätten dann natürlich auch den Blick auf Österreich gelenkt. Davon profitierten jetzt auch andere Musiker - und das genreübergreifend.

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